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Wedekind, Frank: Frühlings Erwachen. Zürich, 1891.

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Bewußtsein, daß Beide betrunken sind. ... Eine Ruhe, eine
Zufriedenheit, Melchior --! Du brauchst mir nur den kleinen
Finger zu reichen. -- Schneeweiß kannst du werden, eh' sich dir
der Augenblick wieder so günstig zeigt!
Melchior. -- Wenn ich einschlage, Moritz, so geschieht
es aus Selbstverachtung. -- Ich sehe mich geächtet. Was mir
Muth verlieh, liegt im Grabe. Edler Regungen vermag ich mich
nicht mehr für würdig zu halten -- und erblicke nichts, nichts, das
sich mir auf meinem Niedergang noch entgegenstellen sollte. --
Ich bin mir die verabscheuungswürdigste Creatur des Weltalls. ...
Moritz. Was zauderst du ...?
(Ein vermummter Herr tritt auf).
Der vermummte Herr (zu Melchior). Du bebst ja vor
Hunger. Du bist gar nicht befähigt, zu urtheilen. --
(Zu Moritz)
Gehen Sie!
Melchior. Wer sind Sie?
Der vermummte Herr. Das wird sich weisen. -- (Zu Moritz)
Verschwinden Sie! -- Was haben Sie hier zu thun? -- Warum
haben Sie denn den Kopf nicht auf?
Moritz. -- Ich habe mich erschossen.
Der vermummte Herr. Dann bleiben Sie doch, wo
Sie hingehören. Dann sind Sie ja vorbei! Belästigen Sie uns
hier nicht mit Ihrem Grabgestank. Unbegreiflich -- sehen Sie
doch nur Ihre Finger an. Pfui Teufel noch mal! Das zer-
bröckelt schon.
Moritz. Schicken Sie mich bitte nicht fort. ...
Melchior. Wer sind Sie, mein Herr??
Moritz. Schicken Sie mich nicht fort! Ich bitte Sie.
Lassen Sie mich hier noch ein Weilchen theilnehmen, ich will
Ihnen in nichts entgegensein. -- -- Es ist unten so schaurig.
Bewußtſein, daß Beide betrunken ſind. … Eine Ruhe, eine
Zufriedenheit, Melchior —! Du brauchſt mir nur den kleinen
Finger zu reichen. — Schneeweiß kannſt du werden, eh' ſich dir
der Augenblick wieder ſo günſtig zeigt!
Melchior. — Wenn ich einſchlage, Moritz, ſo geſchieht
es aus Selbſtverachtung. — Ich ſehe mich geächtet. Was mir
Muth verlieh, liegt im Grabe. Edler Regungen vermag ich mich
nicht mehr für würdig zu halten — und erblicke nichts, nichts, das
ſich mir auf meinem Niedergang noch entgegenſtellen ſollte. —
Ich bin mir die verabſcheuungswürdigſte Creatur des Weltalls. …
Moritz. Was zauderſt du …?
(Ein vermummter Herr tritt auf).
Der vermummte Herr (zu Melchior). Du bebſt ja vor
Hunger. Du biſt gar nicht befähigt, zu urtheilen. —
(Zu Moritz)
Gehen Sie!
Melchior. Wer ſind Sie?
Der vermummte Herr. Das wird ſich weiſen. — (Zu Moritz)
Verſchwinden Sie! — Was haben Sie hier zu thun? — Warum
haben Sie denn den Kopf nicht auf?
Moritz. — Ich habe mich erſchoſſen.
Der vermummte Herr. Dann bleiben Sie doch, wo
Sie hingehören. Dann ſind Sie ja vorbei! Beläſtigen Sie uns
hier nicht mit Ihrem Grabgeſtank. Unbegreiflich — ſehen Sie
doch nur Ihre Finger an. Pfui Teufel noch mal! Das zer-
bröckelt ſchon.
Moritz. Schicken Sie mich bitte nicht fort. …
Melchior. Wer ſind Sie, mein Herr??
Moritz. Schicken Sie mich nicht fort! Ich bitte Sie.
Laſſen Sie mich hier noch ein Weilchen theilnehmen, ich will
Ihnen in nichts entgegenſein. — — Es iſt unten ſo ſchaurig.
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[80/0096] Bewußtſein, daß Beide betrunken ſind. … Eine Ruhe, eine Zufriedenheit, Melchior —! Du brauchſt mir nur den kleinen Finger zu reichen. — Schneeweiß kannſt du werden, eh' ſich dir der Augenblick wieder ſo günſtig zeigt! Melchior. — Wenn ich einſchlage, Moritz, ſo geſchieht es aus Selbſtverachtung. — Ich ſehe mich geächtet. Was mir Muth verlieh, liegt im Grabe. Edler Regungen vermag ich mich nicht mehr für würdig zu halten — und erblicke nichts, nichts, das ſich mir auf meinem Niedergang noch entgegenſtellen ſollte. — Ich bin mir die verabſcheuungswürdigſte Creatur des Weltalls. … Moritz. Was zauderſt du …? (Ein vermummter Herr tritt auf). Der vermummte Herr (zu Melchior). Du bebſt ja vor Hunger. Du biſt gar nicht befähigt, zu urtheilen. — (Zu Moritz) Gehen Sie! Melchior. Wer ſind Sie? Der vermummte Herr. Das wird ſich weiſen. — (Zu Moritz) Verſchwinden Sie! — Was haben Sie hier zu thun? — Warum haben Sie denn den Kopf nicht auf? Moritz. — Ich habe mich erſchoſſen. Der vermummte Herr. Dann bleiben Sie doch, wo Sie hingehören. Dann ſind Sie ja vorbei! Beläſtigen Sie uns hier nicht mit Ihrem Grabgeſtank. Unbegreiflich — ſehen Sie doch nur Ihre Finger an. Pfui Teufel noch mal! Das zer- bröckelt ſchon. Moritz. Schicken Sie mich bitte nicht fort. … Melchior. Wer ſind Sie, mein Herr?? Moritz. Schicken Sie mich nicht fort! Ich bitte Sie. Laſſen Sie mich hier noch ein Weilchen theilnehmen, ich will Ihnen in nichts entgegenſein. — — Es iſt unten ſo ſchaurig.

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Zitationshilfe: Wedekind, Frank: Frühlings Erwachen. Zürich, 1891, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erwachen_1891/96>, abgerufen am 21.11.2024.