Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.Augen setzen, damit ich sie immer sehe, ohne sie je küssen zu können - daß Gott erbarm! Doch erst dann wird es mir gelb und grün werden vor den Augen, ja erst dann wird mir der Angstschweiß ausbrechen aus allen Poren und erst dann werde ich wünschen, daß ich in dem Mittelpunkt der Erde säße, sicher und verborgen wie ein antediluvianischer Hamster: wenn nun endlich der schlimmste meiner Ankläger erscheint, wenn "sporenklirrend, schnurrbartkräuselnd" ein junger, elegantgekleideter Herr auf mich losschreitet, ja, wenn derselbe Fremdling naht, der am Morgen des Domfestes die verhängnißvolle Zeitung kaufte, um sie so rasch auseinander zu falten, um sie so erschrocken mit dem Blick zu durchfliegen - - denn zornig werden seine Augen funkeln, und mahnend wird er seine weiße aristokratische Hand erheben, und Wehe! wird er ausrufen. Wehe über diesen profanen Scribenten, der alle preußischen Junker, ja, der den ganzen deutschen Adel verhöhnt hat, indem er ach, so treu mein Leben schilderte, ja, indem er das Leben und die Thaten beschrieb: "des berühmten Ritters Schnapphahnski! - -" So blitzte es mir durch den Schädel und noch immer hielt mich Gagerns Hand gefaßt; und wie ich jeden Augenblick erwartete, daß er Tod und Verdammniß Augen setzen, damit ich sie immer sehe, ohne sie je küssen zu können – daß Gott erbarm! Doch erst dann wird es mir gelb und grün werden vor den Augen, ja erst dann wird mir der Angstschweiß ausbrechen aus allen Poren und erst dann werde ich wünschen, daß ich in dem Mittelpunkt der Erde säße, sicher und verborgen wie ein antediluvianischer Hamster: wenn nun endlich der schlimmste meiner Ankläger erscheint, wenn „sporenklirrend, schnurrbartkräuselnd“ ein junger, elegantgekleideter Herr auf mich losschreitet, ja, wenn derselbe Fremdling naht, der am Morgen des Domfestes die verhängnißvolle Zeitung kaufte, um sie so rasch auseinander zu falten, um sie so erschrocken mit dem Blick zu durchfliegen – – denn zornig werden seine Augen funkeln, und mahnend wird er seine weiße aristokratische Hand erheben, und Wehe! wird er ausrufen. Wehe über diesen profanen Scribenten, der alle preußischen Junker, ja, der den ganzen deutschen Adel verhöhnt hat, indem er ach, so treu mein Leben schilderte, ja, indem er das Leben und die Thaten beschrieb: „des berühmten Ritters Schnapphahnski! – –“ So blitzte es mir durch den Schädel und noch immer hielt mich Gagerns Hand gefaßt; und wie ich jeden Augenblick erwartete, daß er Tod und Verdammniß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0276" n="270"/> Augen setzen, damit ich sie immer sehe, ohne sie je küssen zu können – daß Gott erbarm!</p> <p>Doch erst dann wird es mir gelb und grün werden vor den Augen, ja erst dann wird mir der Angstschweiß ausbrechen aus allen Poren und erst dann werde ich wünschen, daß ich in dem Mittelpunkt der Erde säße, sicher und verborgen wie ein antediluvianischer Hamster: wenn nun endlich der schlimmste meiner Ankläger erscheint, wenn „sporenklirrend, schnurrbartkräuselnd“ ein junger, elegantgekleideter Herr auf mich losschreitet, ja, wenn derselbe Fremdling naht, der am Morgen des Domfestes die verhängnißvolle Zeitung kaufte, um sie so rasch auseinander zu falten, um sie so erschrocken mit dem Blick zu durchfliegen – – denn zornig werden seine Augen funkeln, und mahnend wird er seine weiße aristokratische Hand erheben, und Wehe! wird er ausrufen. Wehe über diesen profanen Scribenten, der alle preußischen Junker, ja, der den ganzen deutschen Adel verhöhnt hat, indem er ach, so treu mein Leben schilderte, ja, indem er das Leben und die Thaten beschrieb: „des berühmten Ritters Schnapphahnski! – –“</p> <p>So blitzte es mir durch den Schädel und noch immer hielt mich Gagerns Hand gefaßt; und wie ich jeden Augenblick erwartete, daß er Tod und Verdammniß </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [270/0276]
Augen setzen, damit ich sie immer sehe, ohne sie je küssen zu können – daß Gott erbarm!
Doch erst dann wird es mir gelb und grün werden vor den Augen, ja erst dann wird mir der Angstschweiß ausbrechen aus allen Poren und erst dann werde ich wünschen, daß ich in dem Mittelpunkt der Erde säße, sicher und verborgen wie ein antediluvianischer Hamster: wenn nun endlich der schlimmste meiner Ankläger erscheint, wenn „sporenklirrend, schnurrbartkräuselnd“ ein junger, elegantgekleideter Herr auf mich losschreitet, ja, wenn derselbe Fremdling naht, der am Morgen des Domfestes die verhängnißvolle Zeitung kaufte, um sie so rasch auseinander zu falten, um sie so erschrocken mit dem Blick zu durchfliegen – – denn zornig werden seine Augen funkeln, und mahnend wird er seine weiße aristokratische Hand erheben, und Wehe! wird er ausrufen. Wehe über diesen profanen Scribenten, der alle preußischen Junker, ja, der den ganzen deutschen Adel verhöhnt hat, indem er ach, so treu mein Leben schilderte, ja, indem er das Leben und die Thaten beschrieb: „des berühmten Ritters Schnapphahnski! – –“
So blitzte es mir durch den Schädel und noch immer hielt mich Gagerns Hand gefaßt; und wie ich jeden Augenblick erwartete, daß er Tod und Verdammniß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-04T15:10:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitätsbibliothek Frankfurt am Main: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-04T15:10:31Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Faksimile 0150)
(2013-01-04T15:10:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-04T15:10:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |