Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

auf mich herabdonnern würde und in furchtbarer Spannung, weder sitzend noch stehend, abermals zu ihm emporschaute, da wäre ich fast von dem zweiten Schrecken mehr gepackt worden als von dem ersten, denn sieh, das Antlitz des großen Mannes, welches mir aber noch voll schrecklicher Wolken erschien, es schaute mit den Ausdruck der freudigsten Zufriedenheit auf mich herab; nicht zum Hängen, nein, zum Gruße hielt mich der Donnerer gefaßt und es war kein Zweifel mehr, er hatte meinen republikanischen Ruf für einen höchst konstitutionellen gehalten und ja, beim Teufel, ehe ich mich's versah, wurde ich mit hineingerissen in das fatale Gewoge, so daß ich bald den Westphalen, den Oesterreicher und den Preußen sammt ihren Tortenresten aus dem Auge verlor und endlich von Gagerns Hand befreit, mit hinweggeschwemmt wurde von der schwarz-roth-goldnen Sündfluth, über Tische und Bänke, bis daß ich endlich an der andern Seite des Saales, auf die Schwelle der Thür gerieth, und von der Schwelle auf die Treppe und von der Treppe auf die Straße - Alaaf Köln! und vorüber war das Fest des Gürzenich.

Ja, vorüber war die große kölnische Domfarce, bei der all' die hohen Herrn, mit den schönsten Phrasen im Munde, aber den Groll im Herzen,

auf mich herabdonnern würde und in furchtbarer Spannung, weder sitzend noch stehend, abermals zu ihm emporschaute, da wäre ich fast von dem zweiten Schrecken mehr gepackt worden als von dem ersten, denn sieh, das Antlitz des großen Mannes, welches mir aber noch voll schrecklicher Wolken erschien, es schaute mit den Ausdruck der freudigsten Zufriedenheit auf mich herab; nicht zum Hängen, nein, zum Gruße hielt mich der Donnerer gefaßt und es war kein Zweifel mehr, er hatte meinen republikanischen Ruf für einen höchst konstitutionellen gehalten und ja, beim Teufel, ehe ich mich’s versah, wurde ich mit hineingerissen in das fatale Gewoge, so daß ich bald den Westphalen, den Oesterreicher und den Preußen sammt ihren Tortenresten aus dem Auge verlor und endlich von Gagerns Hand befreit, mit hinweggeschwemmt wurde von der schwarz-roth-goldnen Sündfluth, über Tische und Bänke, bis daß ich endlich an der andern Seite des Saales, auf die Schwelle der Thür gerieth, und von der Schwelle auf die Treppe und von der Treppe auf die Straße – Alaaf Köln! und vorüber war das Fest des Gürzenich.

Ja, vorüber war die große kölnische Domfarçe, bei der all’ die hohen Herrn, mit den schönsten Phrasen im Munde, aber den Groll im Herzen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0277" n="271"/>
auf mich herabdonnern würde und in furchtbarer Spannung, weder sitzend noch stehend, abermals zu ihm emporschaute, da wäre ich fast von dem zweiten Schrecken mehr gepackt worden als von dem ersten, denn sieh, das Antlitz des großen Mannes, welches mir aber noch voll schrecklicher Wolken erschien, es schaute mit den Ausdruck der freudigsten Zufriedenheit auf mich herab; nicht zum Hängen, nein, zum Gruße hielt mich der Donnerer gefaßt und es war kein Zweifel mehr, er hatte meinen republikanischen Ruf für einen höchst konstitutionellen gehalten und ja, beim Teufel, ehe ich mich&#x2019;s versah, wurde ich mit hineingerissen in das fatale Gewoge, so daß ich bald den Westphalen, den Oesterreicher und den Preußen sammt ihren Tortenresten aus dem Auge verlor und endlich von Gagerns Hand befreit, mit hinweggeschwemmt wurde von der schwarz-roth-goldnen Sündfluth, über Tische und Bänke, bis daß ich endlich an der andern Seite des Saales, auf die Schwelle der Thür gerieth, und von der Schwelle auf die Treppe und von der Treppe auf die Straße &#x2013; Alaaf Köln! und vorüber war das Fest des Gürzenich.</p>
          <p>Ja, vorüber war die große kölnische Domfarçe, bei der all&#x2019; die hohen Herrn, mit den schönsten Phrasen im Munde, aber den Groll im Herzen,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0277] auf mich herabdonnern würde und in furchtbarer Spannung, weder sitzend noch stehend, abermals zu ihm emporschaute, da wäre ich fast von dem zweiten Schrecken mehr gepackt worden als von dem ersten, denn sieh, das Antlitz des großen Mannes, welches mir aber noch voll schrecklicher Wolken erschien, es schaute mit den Ausdruck der freudigsten Zufriedenheit auf mich herab; nicht zum Hängen, nein, zum Gruße hielt mich der Donnerer gefaßt und es war kein Zweifel mehr, er hatte meinen republikanischen Ruf für einen höchst konstitutionellen gehalten und ja, beim Teufel, ehe ich mich’s versah, wurde ich mit hineingerissen in das fatale Gewoge, so daß ich bald den Westphalen, den Oesterreicher und den Preußen sammt ihren Tortenresten aus dem Auge verlor und endlich von Gagerns Hand befreit, mit hinweggeschwemmt wurde von der schwarz-roth-goldnen Sündfluth, über Tische und Bänke, bis daß ich endlich an der andern Seite des Saales, auf die Schwelle der Thür gerieth, und von der Schwelle auf die Treppe und von der Treppe auf die Straße – Alaaf Köln! und vorüber war das Fest des Gürzenich. Ja, vorüber war die große kölnische Domfarçe, bei der all’ die hohen Herrn, mit den schönsten Phrasen im Munde, aber den Groll im Herzen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-04T15:10:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitätsbibliothek Frankfurt am Main: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-04T15:10:31Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Faksimile 0150) (2013-01-04T15:10:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-04T15:10:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen
  • Sonderzeichen und nicht-lateinische Schriftzeichen werden möglichst originalgetreu wiedergegeben
  • Das lange s (ſ) wird als normales s wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/277
Zitationshilfe: Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/277>, abgerufen am 18.05.2024.