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Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.

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war, von einer durchaus Fremden intriguirt zu werden.

Der Reiz eines derartigen Spieles wird durch den Widerstand, den man findet, nur erhöht. Ein zahmes Roß zu reiten, ist keine Kunst; ein wildes zu bändigen: die höchste Lust. Der Schwache wünscht Nachgiebigkeit und Kapitulation; der Kühne: Widerstand und Sieg. Der Schwache genießt nur einmal; der Kühne tausendmal, denn jede Stufe des Widerstandes wird durch ihr Ueberwundensein eine Stufe der Glückseligkeit, die nur der letzte Sieg an Wonne überbietet. Suche Widerstand und du wirst ein Mann sein; lerne Weiber besiegen und du wirst die Welt erobern!

Herr von Schnapphahnski war zufällig nicht in der Stimmung, seinen Liebesfeldzug auch nur durch eine Nacht hin auszudehnen. Sei es, daß er alle Hoffnung aufgeben zu müssen glaubte, oder daß er an ähnlichen Orten rascheren Erfolg gewohnt war - genug, es ennuyirte ihn mit der Zeit, sich so den ganzen Abend für nichts und wieder nichts an der Nase herumführen zu lassen; und als die verhängnisvolle Maske wiederum mit sehr spöttischem Gruße an ihm vorüberhuschte, da vergaß unser Held plötzlich, daß er nicht in der Wasserpolackei, und auf dem Ball einer zwar belgischen, aber nichts desto weniger

war, von einer durchaus Fremden intriguirt zu werden.

Der Reiz eines derartigen Spieles wird durch den Widerstand, den man findet, nur erhöht. Ein zahmes Roß zu reiten, ist keine Kunst; ein wildes zu bändigen: die höchste Lust. Der Schwache wünscht Nachgiebigkeit und Kapitulation; der Kühne: Widerstand und Sieg. Der Schwache genießt nur einmal; der Kühne tausendmal, denn jede Stufe des Widerstandes wird durch ihr Ueberwundensein eine Stufe der Glückseligkeit, die nur der letzte Sieg an Wonne überbietet. Suche Widerstand und du wirst ein Mann sein; lerne Weiber besiegen und du wirst die Welt erobern!

Herr von Schnapphahnski war zufällig nicht in der Stimmung, seinen Liebesfeldzug auch nur durch eine Nacht hin auszudehnen. Sei es, daß er alle Hoffnung aufgeben zu müssen glaubte, oder daß er an ähnlichen Orten rascheren Erfolg gewohnt war – genug, es ennuyirte ihn mit der Zeit, sich so den ganzen Abend für nichts und wieder nichts an der Nase herumführen zu lassen; und als die verhängnisvolle Maske wiederum mit sehr spöttischem Gruße an ihm vorüberhuschte, da vergaß unser Held plötzlich, daß er nicht in der Wasserpolackei, und auf dem Ball einer zwar belgischen, aber nichts desto weniger

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[79/0085] war, von einer durchaus Fremden intriguirt zu werden. Der Reiz eines derartigen Spieles wird durch den Widerstand, den man findet, nur erhöht. Ein zahmes Roß zu reiten, ist keine Kunst; ein wildes zu bändigen: die höchste Lust. Der Schwache wünscht Nachgiebigkeit und Kapitulation; der Kühne: Widerstand und Sieg. Der Schwache genießt nur einmal; der Kühne tausendmal, denn jede Stufe des Widerstandes wird durch ihr Ueberwundensein eine Stufe der Glückseligkeit, die nur der letzte Sieg an Wonne überbietet. Suche Widerstand und du wirst ein Mann sein; lerne Weiber besiegen und du wirst die Welt erobern! Herr von Schnapphahnski war zufällig nicht in der Stimmung, seinen Liebesfeldzug auch nur durch eine Nacht hin auszudehnen. Sei es, daß er alle Hoffnung aufgeben zu müssen glaubte, oder daß er an ähnlichen Orten rascheren Erfolg gewohnt war – genug, es ennuyirte ihn mit der Zeit, sich so den ganzen Abend für nichts und wieder nichts an der Nase herumführen zu lassen; und als die verhängnisvolle Maske wiederum mit sehr spöttischem Gruße an ihm vorüberhuschte, da vergaß unser Held plötzlich, daß er nicht in der Wasserpolackei, und auf dem Ball einer zwar belgischen, aber nichts desto weniger

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Zitationshilfe: Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/85>, abgerufen am 21.11.2024.