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Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.

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orientiert sich Ernst am konkret untersuchbaren Thema der Übersetzung pwe_156.002
(von Einzelwerken oder von ganzen Zeitaltern in andere); das pwe_156.003
komparatistische Problem des "Zusammenlebens von Sprachen und Literaturen" pwe_156.004
und dabei des "Aufgehens einer Vielheitlichkeit in eine Einheit" stellt pwe_156.005
sich dann in konzentrischen Kreisen dar, die für den schweizerischen Betrachter pwe_156.006
Helvetismus, Europäismus, Kosmopolitismus heißen1 und an pwe_156.007
Themata wie "Wilhelm Tell" oder "Heimweh" durchmessen werden pwe_156.008
können2.

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Das Problem einer umgreifenden Einheit der europäischen oder mondialen pwe_156.010
Literatur wird aber am aktuellsten dort, wo diese nicht nur als pwe_156.011
kosmopolitisches Gespräch und gemeinsame Geisterluft erscheint, sondern pwe_156.012
wo nach ihrer eigentlichen Substanz, nach einer dauernden Einheit ihres pwe_156.013
Ausdruckssystems gefragt wird. Gibt es die substantielle Geschichte einer pwe_156.014
einen und unteilbaren europäischen Literatur? Hier macht das monumentale pwe_156.015
Buch von Ernst Robert Curtius einen entscheidenden Vorstoß, der nicht pwe_156.016
nur für das Problem einer europäischen Literatur Neuland eröffnet, sondern pwe_156.017
zugleich die Methoden bisheriger Forschung in Frage stellt.

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c) Die Einheit der literarischen Tradition
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"Die moderne Literaturwissenschaft - d. h. die der letzten fünfzig Jahre - pwe_156.020
ist ein Phantom", so lautet die Ausgangsthese des Werks von Ernst Robert pwe_156.021
Curtius
3, das seine volle Bedeutung in der Tat nur auf dem Hintergrund pwe_156.022
der Methodenkrisen dieser Wissenschaft gewinnt. Mit unverblümtem Hohn pwe_156.023
wird der bisherigen Literaturwissenschaft die Gefolgschaft aufgekündigt, pwe_156.024
und zwar allen Richtungen. Die "Wesensschau" der Stilkritik, die "dilettantische pwe_156.025
Vernebelung von Sachverhalten" durch die fragwürdigen Anleihen pwe_156.026
bei der Kunstwissenschaft, der Konstruktivismus der bei der Philosophie in pwe_156.027
die Schule gehenden "Geistesgeschichte", die Inspiration bei der Soziologie pwe_156.028
oder Psychologie - alles wird abgelehnt, um der Literaturhistorie ihren pwe_156.029
legitimen Gegenstand, d. h. die europäische Literatur, wiederzugeben und pwe_156.030
diesen mit einer "exakten", "philologischen" und dem eigenen Wesen der pwe_156.031
Literatur adäquaten Methode zu bestimmen. Diese europäische Li-

1 pwe_156.032
Fritz Ernst, One World. "Hesperia" 2 (1950).
2 pwe_156.033
Fritz Ernst, Wilhelm Tell, Blätter aus seiner Ruhmesgeschichte. Zürich 1936. - pwe_156.034
Vom Heimweh. Zürich 1949.
3 pwe_156.035
Ernst Robert Curtius, Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, Bern pwe_156.036
1948. - Für die Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts kommen hinzu: Kritische pwe_156.037
Essays zur europäischen Literatur.
Bern 1950.

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orientiert sich Ernst am konkret untersuchbaren Thema der Übersetzung pwe_156.002
(von Einzelwerken oder von ganzen Zeitaltern in andere); das pwe_156.003
komparatistische Problem des „Zusammenlebens von Sprachen und Literaturen“ pwe_156.004
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  Das Problem einer umgreifenden Einheit der europäischen oder mondialen pwe_156.010
Literatur wird aber am aktuellsten dort, wo diese nicht nur als pwe_156.011
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c) Die Einheit der literarischen Tradition
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„Die moderne Literaturwissenschaft – d. h. die der letzten fünfzig Jahre – pwe_156.020
ist ein Phantom“, so lautet die Ausgangsthese des Werks von Ernst Robert pwe_156.021
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1 pwe_156.032
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Fritz Ernst, Wilhelm Tell, Blätter aus seiner Ruhmesgeschichte. Zürich 1936. – pwe_156.034
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Ernst Robert Curtius, Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, Bern pwe_156.036
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Zitationshilfe: Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951/162>, abgerufen am 18.12.2024.