Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_160.001 pwe_160.010 Das Ureuropäische ließe sich letzten Endes noch in die Vorgeschichte pwe_160.011 In diesem Sinne können auch als Ergänzung zu Curtius die beiden schon pwe_160.024 1 pwe_160.037 Georg Baesecke, Vor- und Frühgeschichte des deutschen Schrifttums. I. Halle pwe_160.038 1940. 2 pwe_160.039
H. M. and N. K. Chadwick, The Growth of Literature. 3 vols. Cambridge pwe_160.040 1932-1940. pwe_160.001 pwe_160.010 Das Ureuropäische ließe sich letzten Endes noch in die Vorgeschichte pwe_160.011 In diesem Sinne können auch als Ergänzung zu Curtius die beiden schon pwe_160.024 1 pwe_160.037 Georg Baesecke, Vor- und Frühgeschichte des deutschen Schrifttums. I. Halle pwe_160.038 1940. 2 pwe_160.039
H. M. and N. K. Chadwick, The Growth of Literature. 3 vols. Cambridge pwe_160.040 1932–1940. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0166" n="160"/><lb n="pwe_160.001"/> christlicher Literatur); was <hi rendition="#k">Heusler</hi> unter diesem letzten und weitesten <lb n="pwe_160.002"/> Begriff durch die Abgrenzung von bestimmten Form- und Gattungsgeschlechtern <lb n="pwe_160.003"/> darstellt, ist nur noch in einem Kern die Literatur eines sozial und zeitlich <lb n="pwe_160.004"/> zusammenhängenden Trägers. Analog könnte man einen <hi rendition="#i">ur</hi>europäischen <lb n="pwe_160.005"/> Kern, eine <hi rendition="#i">gemein</hi>europäische Literatur als nachträglich sich in Europa entwickelnden <lb n="pwe_160.006"/> Zusammenhang (d. i. der Gegenstand des Komparatismus) und <lb n="pwe_160.007"/> eine <hi rendition="#i">alt</hi>europäische Literatur als Gesamtheit der auch unter sich u. U. nicht <lb n="pwe_160.008"/> verbundenen, aber aus gemeinsamem Geist erwachsenen Literatur unterscheiden.</p> <lb n="pwe_160.009"/> <lb n="pwe_160.010"/> <p> Das <hi rendition="#g">Ureuropäische</hi> ließe sich letzten Endes noch in die Vorgeschichte <lb n="pwe_160.011"/> zurückverfolgen, so wie es <hi rendition="#k">Baesecke</hi><note xml:id="PWE_160_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_160.037"/> Georg Baesecke, <hi rendition="#i">Vor- und Frühgeschichte des deutschen Schrifttums.</hi> I. Halle <lb n="pwe_160.038"/> 1940.</note> – kaum im Sinne des nur <lb n="pwe_160.012"/> den geprägten Formgebilden zugewandten <hi rendition="#k">Andreas Heusler</hi> – für das Germanische <lb n="pwe_160.013"/> getan hat. Ein erstaunliches Material zu der Vor- und Frühgeschichte <lb n="pwe_160.014"/> nicht nur der europäischen Literatur (im ersten Band), sondern der Literatur <lb n="pwe_160.015"/> überhaupt hat das Ehepaar <hi rendition="#k">Chadwick</hi><note xml:id="PWE_160_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_160.039"/> H. M. and N. K. Chadwick, <hi rendition="#i">The Growth of Literature.</hi> 3 vols. Cambridge <lb n="pwe_160.040"/> 1932–1940.</note> in seinem imposanten Werk zusammengetragen, <lb n="pwe_160.016"/> um das Wachstum literarischer Urformen im Zusammenhang <lb n="pwe_160.017"/> primitiver Kultur vergleichend deutlich zu machen. Doch bleibt es im <lb n="pwe_160.018"/> wesentlichen bei der Feststellung bestimmter Typen der mündlichen Literatur. <lb n="pwe_160.019"/> Aber es ist ja kaum die Reduktion auf die Volkskunde, die uns hier <lb n="pwe_160.020"/> interessiert, Europa und seine Literatur sind eminent geschichtliche Größen. <lb n="pwe_160.021"/> Ein Letztes wird, wie das ja auch bei <hi rendition="#k">Curtius</hi> deutlich wird, immer die <lb n="pwe_160.022"/> Auseinandersetzung antiker, christlicher und nationaler Erbschaften bleiben.</p> <lb n="pwe_160.023"/> <p> In diesem Sinne können auch als Ergänzung zu <hi rendition="#k">Curtius</hi> die beiden schon <lb n="pwe_160.024"/> genannten Werke <hi rendition="#k">Bezzolas</hi> (vgl. S. 148) und <hi rendition="#k">Auerbachs</hi> (vgl. S. 65 f.) <lb n="pwe_160.025"/> gelten. Auch <hi rendition="#k">Bezzolas</hi> großangelegte Darstellung der höfischen Tradition <lb n="pwe_160.026"/> des Mittelalters verfolgt eine Konstante, versucht eine Brücke von der Antike <lb n="pwe_160.027"/> zu der ersten „abendländischen“, nationalsprachlichen Literaturblüte des <lb n="pwe_160.028"/> Hochmittelalters zu schlagen. Aber es geschieht im Nachweis zugleich der <lb n="pwe_160.029"/> inneren Dialektik zwischen antiken und christlichen, geistlichen und feudalen <lb n="pwe_160.030"/> Kräften, wie sie zu immer neuen Lösungen und Synthesen führt. Auch <lb n="pwe_160.031"/> <hi rendition="#k">Bezzolas</hi> historisch-soziologisch orientierte Längsschnitte erfassen nicht die <lb n="pwe_160.032"/> gesamte Literatur, aber sie ebnen das literarische Leben auch nicht ein auf <lb n="pwe_160.033"/> ein konstantes System. <hi rendition="#k">Auerbach</hi> lehnt es zwar ab, eine Literaturgeschichte <lb n="pwe_160.034"/> zu schreiben, aber die chronologische Reihung seiner synchronistischen Interpretationen <lb n="pwe_160.035"/> und ihre Unterordnung unter gleichbleidende Gesichtspunkte ergeben <lb n="pwe_160.036"/> doch eine geschichtliche Sukzession. Die stilkritische Methode bringt </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0166]
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christlicher Literatur); was Heusler unter diesem letzten und weitesten pwe_160.002
Begriff durch die Abgrenzung von bestimmten Form- und Gattungsgeschlechtern pwe_160.003
darstellt, ist nur noch in einem Kern die Literatur eines sozial und zeitlich pwe_160.004
zusammenhängenden Trägers. Analog könnte man einen ureuropäischen pwe_160.005
Kern, eine gemeineuropäische Literatur als nachträglich sich in Europa entwickelnden pwe_160.006
Zusammenhang (d. i. der Gegenstand des Komparatismus) und pwe_160.007
eine alteuropäische Literatur als Gesamtheit der auch unter sich u. U. nicht pwe_160.008
verbundenen, aber aus gemeinsamem Geist erwachsenen Literatur unterscheiden.
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Das Ureuropäische ließe sich letzten Endes noch in die Vorgeschichte pwe_160.011
zurückverfolgen, so wie es Baesecke 1 – kaum im Sinne des nur pwe_160.012
den geprägten Formgebilden zugewandten Andreas Heusler – für das Germanische pwe_160.013
getan hat. Ein erstaunliches Material zu der Vor- und Frühgeschichte pwe_160.014
nicht nur der europäischen Literatur (im ersten Band), sondern der Literatur pwe_160.015
überhaupt hat das Ehepaar Chadwick 2 in seinem imposanten Werk zusammengetragen, pwe_160.016
um das Wachstum literarischer Urformen im Zusammenhang pwe_160.017
primitiver Kultur vergleichend deutlich zu machen. Doch bleibt es im pwe_160.018
wesentlichen bei der Feststellung bestimmter Typen der mündlichen Literatur. pwe_160.019
Aber es ist ja kaum die Reduktion auf die Volkskunde, die uns hier pwe_160.020
interessiert, Europa und seine Literatur sind eminent geschichtliche Größen. pwe_160.021
Ein Letztes wird, wie das ja auch bei Curtius deutlich wird, immer die pwe_160.022
Auseinandersetzung antiker, christlicher und nationaler Erbschaften bleiben.
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In diesem Sinne können auch als Ergänzung zu Curtius die beiden schon pwe_160.024
genannten Werke Bezzolas (vgl. S. 148) und Auerbachs (vgl. S. 65 f.) pwe_160.025
gelten. Auch Bezzolas großangelegte Darstellung der höfischen Tradition pwe_160.026
des Mittelalters verfolgt eine Konstante, versucht eine Brücke von der Antike pwe_160.027
zu der ersten „abendländischen“, nationalsprachlichen Literaturblüte des pwe_160.028
Hochmittelalters zu schlagen. Aber es geschieht im Nachweis zugleich der pwe_160.029
inneren Dialektik zwischen antiken und christlichen, geistlichen und feudalen pwe_160.030
Kräften, wie sie zu immer neuen Lösungen und Synthesen führt. Auch pwe_160.031
Bezzolas historisch-soziologisch orientierte Längsschnitte erfassen nicht die pwe_160.032
gesamte Literatur, aber sie ebnen das literarische Leben auch nicht ein auf pwe_160.033
ein konstantes System. Auerbach lehnt es zwar ab, eine Literaturgeschichte pwe_160.034
zu schreiben, aber die chronologische Reihung seiner synchronistischen Interpretationen pwe_160.035
und ihre Unterordnung unter gleichbleidende Gesichtspunkte ergeben pwe_160.036
doch eine geschichtliche Sukzession. Die stilkritische Methode bringt
1 pwe_160.037
Georg Baesecke, Vor- und Frühgeschichte des deutschen Schrifttums. I. Halle pwe_160.038
1940.
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1932–1940.
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