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Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618.

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Das Ander Büchlein.
kein Kunst sorgen/ Es ist alles in jhm vberflüssig (vnd eben
die Erkentniß ist Gottes vnd vnser selbst/ ist die aller höch-
sie/ gröste/ vnd fürnembste Kunst:

Das Neun vnd Zwanzigste Capitel.
Was für grosser nutz komme zu deme/
der die
Astrologiam Theologizatam
fleissig vbet.

ERstlich lehrnen wir darauß/ das der Mensche auß
dem Limo terrae genommen vnd gemachet sey. Als
sein Leib ist aus der Erden vnnd Wasser/ als ein
Hauß der Seelen/ vnd die Seele auß Lufft vnnd Fewer/
das ist aus dem Gestirne/ ist ein Hauß vnnd Wonung deß
Geistes/ der Geist gehet auß dem Munde Gottes.

II. Das der Mensch eben das in sich habe vnd trage/
daraus er gemacht ist/ vnnd in demselbigen bleiben müsse.
Darumb ist der Limus terrae gantz in jhme: Also das gantze
Firmament ist gantz im Menschen/ vnnd gantz ausser dem
Menschen Gott ist gantz im Menschen/ vnnd gantz ausser
dem Menschen.

III. Das der Menschen Handtierungen/ gewerbe/
Ampt/ Standt/ Beruff/ Jtem Handwercke/ Künste/
Sprachen auß dem Gestirne kommen/ vnd wachsen/ wie
dem Leibe das Brodt wechset auß dem Strohe/ vnnd der
Wein wechset auß dem Holtze.

IV. Das die 12. Hauser des Himmels sampt dem 7.
Planeten/ alle solche dinge gnugsam bewehren vnnd vber-
zeugen/ vnd daß das Firmament sey nicht alleine eine Wur-

tzel
O iij

Das Ander Buͤchlein.
kein Kunſt ſorgen/ Es iſt alles in jhm vberfluͤſſig (vnd eben
die Erkentniß iſt Gottes vnd vnſer ſelbſt/ iſt die aller hoͤch-
ſie/ groͤſte/ vnd fuͤrnembſte Kunſt:

Das Neun vnd Zwanzigſte Capitel.
Was fuͤr groſſer nutz komme zu deme/
der die
Aſtrologiam Theologizatam
fleiſſig vbet.

ERſtlich lehrnen wir darauß/ das der Menſche auß
dem Limo terræ genommen vnd gemachet ſey. Als
ſein Leib iſt aus der Erden vnnd Waſſer/ als ein
Hauß der Seelen/ vnd die Seele auß Lufft vnnd Fewer/
das iſt aus dem Geſtirne/ iſt ein Hauß vnnd Wonung deß
Geiſtes/ der Geiſt gehet auß dem Munde Gottes.

II. Das der Menſch eben das in ſich habe vnd trage/
daraus er gemacht iſt/ vnnd in demſelbigen bleiben muͤſſe.
Darumb iſt der Limus terræ gantz in jhme: Alſo das gantze
Firmament iſt gantz im Menſchen/ vnnd gantz auſſer dem
Menſchen Gott iſt gantz im Menſchen/ vnnd gantz auſſer
dem Menſchen.

III. Das der Menſchen Handtierungen/ gewerbe/
Ampt/ Standt/ Beruff/ Jtem Handwercke/ Kuͤnſte/
Sprachen auß dem Geſtirne kommen/ vnd wachſen/ wie
dem Leibe das Brodt wechſet auß dem Strohe/ vnnd der
Wein wechſet auß dem Holtze.

IV. Das die 12. Hauſer des Himmels ſampt dem 7.
Planeten/ alle ſolche dinge gnugſam bewehren vnnd vber-
zeugen/ vnd daß das Firmament ſey nicht alleine eine Wur-

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O iij
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[102/0109] Das Ander Buͤchlein. kein Kunſt ſorgen/ Es iſt alles in jhm vberfluͤſſig (vnd eben die Erkentniß iſt Gottes vnd vnſer ſelbſt/ iſt die aller hoͤch- ſie/ groͤſte/ vnd fuͤrnembſte Kunſt: Das Neun vnd Zwanzigſte Capitel. Was fuͤr groſſer nutz komme zu deme/ der die Aſtrologiam Theologizatam fleiſſig vbet. ERſtlich lehrnen wir darauß/ das der Menſche auß dem Limo terræ genommen vnd gemachet ſey. Als ſein Leib iſt aus der Erden vnnd Waſſer/ als ein Hauß der Seelen/ vnd die Seele auß Lufft vnnd Fewer/ das iſt aus dem Geſtirne/ iſt ein Hauß vnnd Wonung deß Geiſtes/ der Geiſt gehet auß dem Munde Gottes. II. Das der Menſch eben das in ſich habe vnd trage/ daraus er gemacht iſt/ vnnd in demſelbigen bleiben muͤſſe. Darumb iſt der Limus terræ gantz in jhme: Alſo das gantze Firmament iſt gantz im Menſchen/ vnnd gantz auſſer dem Menſchen Gott iſt gantz im Menſchen/ vnnd gantz auſſer dem Menſchen. III. Das der Menſchen Handtierungen/ gewerbe/ Ampt/ Standt/ Beruff/ Jtem Handwercke/ Kuͤnſte/ Sprachen auß dem Geſtirne kommen/ vnd wachſen/ wie dem Leibe das Brodt wechſet auß dem Strohe/ vnnd der Wein wechſet auß dem Holtze. IV. Das die 12. Hauſer des Himmels ſampt dem 7. Planeten/ alle ſolche dinge gnugſam bewehren vnnd vber- zeugen/ vnd daß das Firmament ſey nicht alleine eine Wur- tzel O iij

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Zitationshilfe: Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi02_1618/109>, abgerufen am 21.11.2024.