Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite
Capitel. und denen Gesetzen.
2. sich wieder äusserliche Gewalt vertheidigen.
3. Kinder zeugen.
4. die Kinder nehren/ biß sie selbst sich nehren können. Und
dahin ist zuziehen/ wenn der löbliche Keyser Justinian auß
dem weltweisen Ulpiano saget/ das natürliche Recht sey die-
ses/ welches die Natur allen Thieren eingegeben habe.
in den rationalischen Kräfften gründet sich das eigentliche
menschliche natürliche Recht/ welches etliche jus gentium
primaevum,
das erste Völcker-Recht heissen/ dahin gehö-
ret folgender Tetract.
1. Deum colere, Gott ehren.
2. honeste vivere, erbar leben.
3. neminem laedere, niemand beleidigen.
4. Suum cuique tribuere, einem jeden das Seine geben.

§. 22. Das Recht der freywilligen doch von der Natur
selbst an die Hand gegebenen Geschäffte/ jus negotiorum (welches
etliche Jus Gentium oder Jus naturae secundarium, auch wohl
jus gentium secundarium heissen/ woran nichts gelegen/ wenn
man es nur vorhero deutlich saget) trifft an

entweder die mehr natürliche Geschäffte/ die zur Bestel-
lung einer Republiq gehören/ als
1. zu gewisser Zeit in Ehestand zu treten.
2. gewisse nahe Verwandte Personen nicht einander zu
verheyrathen.
3. gewisse Sachen vor sich als eigenthümlich zu haben und
zur Nothdurfft zugebrauchen.
4. gewisse Landschafften in Gemeinschafft zubesitzen/ und
von andern Gemelnschafften dadurch sich zu unter-
scheiden.
oder die mehr civilischen Geschäffte/ die nach bestellter Re-
publiq vorgehen/ und von der Natur allen Völckern an
die Hand gegeben werden/ als
daheim
1. die Commercien/ Handlungen zutreiben/ contracte/ pacte
zuschliessen.
2. judicia, die Gericht zu hegen/ Rechtshebungen/ Anstellun-
gen/ zu machen.
Jupiter ge-
Q iij
Capitel. und denen Geſetzen.
2. ſich wieder aͤuſſerliche Gewalt vertheidigen.
3. Kinder zeugen.
4. die Kinder nehren/ biß ſie ſelbſt ſich nehren koͤnnen. Und
dahin iſt zuziehen/ wenn der loͤbliche Keyſer Juſtinian auß
dem weltweiſen Ulpiano ſaget/ das natuͤrliche Recht ſey die-
ſes/ welches die Natur allen Thieren eingegeben habe.
♏ in den rationaliſchen Kraͤfften gruͤndet ſich das eigentliche
menſchliche natuͤrliche Recht/ welches etliche jus gentium
primævum,
das erſte Voͤlcker-Recht heiſſen/ dahin gehoͤ-
ret folgender Tetract.
1. Deum colere, Gott ehren.
2. honeſtè vivere, erbar leben.
3. neminem lædere, niemand beleidigen.
4. Suum cuique tribuere, einem jeden das Seine geben.

§. 22. ♎ Das Recht der freywilligen doch von der Natur
ſelbſt an die Hand gegebenen Geſchaͤffte/ jus negotiorum (welches
etliche Jus Gentium oder Jus naturæ ſecundarium, auch wohl
jus gentium ſecundarium heiſſen/ woran nichts gelegen/ wenn
man es nur vorhero deutlich ſaget) trifft an

♊ entweder die mehr natuͤrliche Geſchaͤffte/ die zur Beſtel-
lung einer Republiq gehoͤren/ als
1. zu gewiſſer Zeit in Eheſtand zu treten.
2. gewiſſe nahe Verwandte Perſonen nicht einander zu
verheyrathen.
3. gewiſſe Sachen vor ſich als eigenthuͤmlich zu haben und
zur Nothdurfft zugebrauchen.
4. gewiſſe Landſchafften in Gemeinſchafft zubeſitzen/ und
von andern Gemelnſchafften dadurch ſich zu unter-
ſcheiden.
♐ oder die mehr civiliſchen Geſchaͤffte/ die nach beſtellter Re-
publiq vorgehen/ und von der Natur allen Voͤlckern an
die Hand gegeben werden/ als
♋ daheim
1. die Commercien/ Handlungen zutreiben/ contracte/ pacte
zuſchlieſſen.
2. judicia, die Gericht zu hegen/ Rechtshebungen/ Anſtellun-
gen/ zu machen.
♃ ge-
Q iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0135" n="125"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Capitel. und denen Ge&#x017F;etzen.</hi> </fw><lb/>
          <list>
            <item>2. &#x017F;ich wieder a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Gewalt vertheidigen.</item><lb/>
            <item>3. Kinder zeugen.</item><lb/>
            <item>4. die Kinder nehren/ biß &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich nehren ko&#x0364;nnen. Und<lb/>
dahin i&#x017F;t zuziehen/ wenn der lo&#x0364;bliche Key&#x017F;er Ju&#x017F;tinian auß<lb/>
dem weltwei&#x017F;en Ulpiano &#x017F;aget/ das natu&#x0364;rliche Recht &#x017F;ey die-<lb/>
&#x017F;es/ welches die Natur allen Thieren eingegeben habe.<lb/><list><item>&#x264F; in den rationali&#x017F;chen Kra&#x0364;fften gru&#x0364;ndet &#x017F;ich das eigentliche<lb/>
men&#x017F;chliche natu&#x0364;rliche Recht/ welches etliche <hi rendition="#aq">jus gentium<lb/>
primævum,</hi> das er&#x017F;te Vo&#x0364;lcker-Recht hei&#x017F;&#x017F;en/ dahin geho&#x0364;-<lb/>
ret folgender Tetract.<lb/><list><item>1. <hi rendition="#aq">Deum colere,</hi> Gott ehren.</item><lb/><item>2. <hi rendition="#aq">hone&#x017F;tè vivere,</hi> erbar leben.</item><lb/><item>3. <hi rendition="#aq">neminem lædere,</hi> niemand beleidigen.</item><lb/><item>4. <hi rendition="#aq">Suum cuique tribuere,</hi> einem jeden das Seine geben.</item></list></item></list></item>
          </list><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 22. &#x264E; Das Recht der freywilligen doch von der Natur<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t an die Hand gegebenen Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte/ <hi rendition="#aq">jus negotiorum</hi> (welches<lb/>
etliche <hi rendition="#aq">Jus Gentium</hi> oder <hi rendition="#aq">Jus naturæ &#x017F;ecundarium,</hi> auch wohl<lb/><hi rendition="#aq">jus gentium &#x017F;ecundarium</hi> hei&#x017F;&#x017F;en/ woran nichts gelegen/ wenn<lb/>
man es nur vorhero deutlich &#x017F;aget) trifft an</p><lb/>
          <list>
            <item>&#x264A; entweder die mehr natu&#x0364;rliche Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte/ die zur Be&#x017F;tel-<lb/>
lung einer Republiq geho&#x0364;ren/ als<lb/><list><item>1. zu gewi&#x017F;&#x017F;er Zeit in Ehe&#x017F;tand zu treten.</item><lb/><item>2. gewi&#x017F;&#x017F;e nahe Verwandte Per&#x017F;onen nicht einander zu<lb/>
verheyrathen.</item><lb/><item>3. gewi&#x017F;&#x017F;e Sachen vor &#x017F;ich als eigenthu&#x0364;mlich zu haben und<lb/>
zur Nothdurfft zugebrauchen.</item><lb/><item>4. gewi&#x017F;&#x017F;e Land&#x017F;chafften in Gemein&#x017F;chafft zube&#x017F;itzen/ und<lb/>
von andern Gemeln&#x017F;chafften dadurch &#x017F;ich zu unter-<lb/>
&#x017F;cheiden.</item></list></item><lb/>
            <item> &#x2650; oder die mehr civili&#x017F;chen Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte/ die nach be&#x017F;tellter Re-<lb/>
publiq vorgehen/ und von der Natur allen Vo&#x0364;lckern an<lb/>
die Hand gegeben werden/ als</item><lb/>
            <item>&#x264B; daheim<lb/><list><item>1. die Commercien/ Handlungen zutreiben/ contracte/ pacte<lb/>
zu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en.</item><lb/><item>2. <hi rendition="#aq">judicia,</hi> die Gericht zu hegen/ Rechtshebungen/ An&#x017F;tellun-<lb/>
gen/ zu machen.</item></list></item>
          </list><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Q iij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">&#x2643; ge-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0135] Capitel. und denen Geſetzen. 2. ſich wieder aͤuſſerliche Gewalt vertheidigen. 3. Kinder zeugen. 4. die Kinder nehren/ biß ſie ſelbſt ſich nehren koͤnnen. Und dahin iſt zuziehen/ wenn der loͤbliche Keyſer Juſtinian auß dem weltweiſen Ulpiano ſaget/ das natuͤrliche Recht ſey die- ſes/ welches die Natur allen Thieren eingegeben habe. ♏ in den rationaliſchen Kraͤfften gruͤndet ſich das eigentliche menſchliche natuͤrliche Recht/ welches etliche jus gentium primævum, das erſte Voͤlcker-Recht heiſſen/ dahin gehoͤ- ret folgender Tetract. 1. Deum colere, Gott ehren. 2. honeſtè vivere, erbar leben. 3. neminem lædere, niemand beleidigen. 4. Suum cuique tribuere, einem jeden das Seine geben. §. 22. ♎ Das Recht der freywilligen doch von der Natur ſelbſt an die Hand gegebenen Geſchaͤffte/ jus negotiorum (welches etliche Jus Gentium oder Jus naturæ ſecundarium, auch wohl jus gentium ſecundarium heiſſen/ woran nichts gelegen/ wenn man es nur vorhero deutlich ſaget) trifft an ♊ entweder die mehr natuͤrliche Geſchaͤffte/ die zur Beſtel- lung einer Republiq gehoͤren/ als 1. zu gewiſſer Zeit in Eheſtand zu treten. 2. gewiſſe nahe Verwandte Perſonen nicht einander zu verheyrathen. 3. gewiſſe Sachen vor ſich als eigenthuͤmlich zu haben und zur Nothdurfft zugebrauchen. 4. gewiſſe Landſchafften in Gemeinſchafft zubeſitzen/ und von andern Gemelnſchafften dadurch ſich zu unter- ſcheiden. ♐ oder die mehr civiliſchen Geſchaͤffte/ die nach beſtellter Re- publiq vorgehen/ und von der Natur allen Voͤlckern an die Hand gegeben werden/ als ♋ daheim 1. die Commercien/ Handlungen zutreiben/ contracte/ pacte zuſchlieſſen. 2. judicia, die Gericht zu hegen/ Rechtshebungen/ Anſtellun- gen/ zu machen. ♃ ge- Q iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/135
Zitationshilfe: Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/135>, abgerufen am 21.11.2024.