Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.Von der Empfindlichkeit. Das XX. 1. bey den Personen/ als daß keine Person böses thun kan. Denn das Vermögen wird genennet was ich thun darff/ und was zugelassen ist zu thun oder zu leiden. Was nicht zugelassen ist/ das heist Moralischer Weiß/ man kans nicht thun/ es kan nicht geschehen: Jch kan meines Nechsten Gut nicht zu mir reissen etc. Denn wenn gleich von solchen Sa- chen etwas de facto eigenthätig geschicht/ so ist es doch de ju- re nicht geschehen/ ja es ist nicht allein Moralischer Weise nichts (nehmlich nichts gültiges) sondern es ist auch weni- ger als nichts: weil dergleichen Ubung eines Unvermögens mit gebührender Straf erst muß verglichen werden/ nur damit es nichts seyn möge. Ehe es nun verglichen/ ist es nicht einmahl nichts/ sondern es fehlet noch etwas/ nemlich die Strafe/ dadurch es annullirt/ oder annihilirt werde/ und damit es nichts sey/ darum ist es weniger als nichts: nehmlich weniger gültig/ als gar nichts. Kurtz davon zu reden/ das Moralische Unvermögen ist das Affter-Vermö- gen der Affter-Personen in der Affter-Welt/ welche was sie mißhandeln/ das ist in der auffrichtigen Welt unmüglich/ nehmlich es ist unmüglich daß es mit Recht geschehe. Was aber nicht mit Recht geschicht/ das ist in der auffrichtigen Moralischen Welt vor nichts zu halten/ und wie unmüg- lich ist/ daß nichts soll etwas seyn/ also kan auch kein Unfug als ein gutes Werck geschehen zu seyn gesaget werden. 2. Bey denen Sachen findet sich auch manches Moralisches Unvermögen/ als daß die geheiligten Sachen nicht mögen alienirt werden/ daß an diesen oder jenen Ort dieses oder je- nes nicht geschehen könne. Das Zwantzigste Capitel. Von der, Empfindlichkeit. §. 1. BJßher haben wir die Potestät/ und das Vermögen/ als Krafft/
Von der Empfindlichkeit. Das XX. 1. bey den Perſonen/ als daß keine Perſon boͤſes thun kan. Denn das Vermoͤgen wird genennet was ich thun darff/ und was zugelaſſen iſt zu thun oder zu leiden. Was nicht zugelaſſen iſt/ das heiſt Moraliſcher Weiß/ man kans nicht thun/ es kan nicht geſchehen: Jch kan meines Nechſten Gut nicht zu mir reiſſen ꝛc. Denn wenn gleich von ſolchen Sa- chen etwas de facto eigenthaͤtig geſchicht/ ſo iſt es doch de ju- re nicht geſchehen/ ja es iſt nicht allein Moraliſcher Weiſe nichts (nehmlich nichts guͤltiges) ſondern es iſt auch weni- ger als nichts: weil dergleichen Ubung eines Unvermoͤgens mit gebuͤhrender Straf erſt muß verglichen werden/ nur damit es nichts ſeyn moͤge. Ehe es nun verglichen/ iſt es nicht einmahl nichts/ ſondern es fehlet noch etwas/ nemlich die Strafe/ dadurch es annullirt/ oder annihilirt werde/ und damit es nichts ſey/ darum iſt es weniger als nichts: nehmlich weniger guͤltig/ als gar nichts. Kurtz davon zu reden/ das Moraliſche Unvermoͤgen iſt das Affter-Vermoͤ- gen der Affter-Perſonen in der Affter-Welt/ welche was ſie mißhandeln/ das iſt in der auffrichtigen Welt unmuͤglich/ nehmlich es iſt unmuͤglich daß es mit Recht geſchehe. Was aber nicht mit Recht geſchicht/ das iſt in der auffrichtigen Moraliſchen Welt vor nichts zu halten/ und wie unmuͤg- lich iſt/ daß nichts ſoll etwas ſeyn/ alſo kan auch kein Unfug als ein gutes Werck geſchehen zu ſeyn geſaget werden. 2. Bey denen Sachen findet ſich auch manches Moraliſches Unvermoͤgen/ als daß die geheiligten Sachen nicht moͤgen alienirt werden/ daß an dieſen oder jenen Ort dieſes oder je- nes nicht geſchehen koͤnne. Das Zwantzigſte Capitel. Von der, Empfindlichkeit. §. 1. BJßher haben wir die Poteſtaͤt/ und das Vermoͤgen/ als Krafft/
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Von der Empfindlichkeit. Das XX.
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und was zugelaſſen iſt zu thun oder zu leiden. Was nicht
zugelaſſen iſt/ das heiſt Moraliſcher Weiß/ man kans nicht
thun/ es kan nicht geſchehen: Jch kan meines Nechſten Gut
nicht zu mir reiſſen ꝛc. Denn wenn gleich von ſolchen Sa-
chen etwas de facto eigenthaͤtig geſchicht/ ſo iſt es doch de ju-
re nicht geſchehen/ ja es iſt nicht allein Moraliſcher Weiſe
nichts (nehmlich nichts guͤltiges) ſondern es iſt auch weni-
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mit gebuͤhrender Straf erſt muß verglichen werden/ nur
damit es nichts ſeyn moͤge. Ehe es nun verglichen/ iſt es
nicht einmahl nichts/ ſondern es fehlet noch etwas/ nemlich
die Strafe/ dadurch es annullirt/ oder annihilirt werde/
und damit es nichts ſey/ darum iſt es weniger als nichts:
nehmlich weniger guͤltig/ als gar nichts. Kurtz davon zu
reden/ das Moraliſche Unvermoͤgen iſt das Affter-Vermoͤ-
gen der Affter-Perſonen in der Affter-Welt/ welche was
ſie mißhandeln/ das iſt in der auffrichtigen Welt unmuͤglich/
nehmlich es iſt unmuͤglich daß es mit Recht geſchehe. Was
aber nicht mit Recht geſchicht/ das iſt in der auffrichtigen
Moraliſchen Welt vor nichts zu halten/ und wie unmuͤg-
lich iſt/ daß nichts ſoll etwas ſeyn/ alſo kan auch kein Unfug
als ein gutes Werck geſchehen zu ſeyn geſaget werden.
2. Bey denen Sachen findet ſich auch manches Moraliſches
Unvermoͤgen/ als daß die geheiligten Sachen nicht moͤgen
alienirt werden/ daß an dieſen oder jenen Ort dieſes oder je-
nes nicht geſchehen koͤnne.
Das Zwantzigſte Capitel.
Von der, Empfindlichkeit.
§. 1.
BJßher haben wir die Poteſtaͤt/ und das Vermoͤgen/ als
eine Krafft etwas Moraliſch zuthun betrachtet. Nun wol-
len wir auch mit wenigen die andere Art der Moraliſchen
Krafft/
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