Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.Vom Unterscheid Das II. scheidungs-Art bey denen Menschen gantz und gar gleich/ weil sie beydevon einem Ursprung/ nemlich vom Verstand/ herkommen/ nach dessel- ben Art beyderseits eingerichtet sind/ und auff einerley Zweck hinaus zielen: welcher ist/ die von Natur zerstreuete Sachen kunstmäßig zu- sammen zuordnen/ und was durch sie geschehen soll/ zu guter Richtig- keit dadurch zubefördern. Dahero beyderseits auch einerley Proceß/ nemlich der Gegenhaltungs- und Proportion-Proceß/ beobachtet wird/ weil der Verstand in allen seinen Vornehmen/ Tichten und Trachten/ einig und allein dahin gerichtet ist/ eines mit dem andern zusammen zu- nehmen/ oder von dem andern abzusondern/ und durch reflexion und Gelenckbarkeit/ was heraus komt/ besonders sich vorzustellen/ und denn also weiter auch mit diesem zuverfahren/ wie solches in der Arithmeti- schen Logica weitläufftiger außgeführet wird. §. 2. Und zwar so hat die natürliche Art beyderseits auch vie- §. 3. Wie auch/ vors 2. in Ansehung des Ursprungs und der erste
Vom Unterſcheid Das II. ſcheidungs-Art bey denen Menſchen gantz und gar gleich/ weil ſie beydevon einem Urſprung/ nemlich vom Verſtand/ herkommen/ nach deſſel- ben Art beyderſeits eingerichtet ſind/ und auff einerley Zweck hinaus zielen: welcher iſt/ die von Natur zerſtreuete Sachen kunſtmaͤßig zu- ſammen zuordnen/ und was durch ſie geſchehen ſoll/ zu guter Richtig- keit dadurch zubefoͤrdern. Dahero beyderſeits auch einerley Proceß/ nemlich der Gegenhaltungs- und Proportion-Proceß/ beobachtet wird/ weil der Verſtand in allen ſeinen Vornehmen/ Tichten und Trachten/ einig und allein dahin gerichtet iſt/ eines mit dem andern zuſammen zu- nehmen/ oder von dem andern abzuſondern/ und durch reflexion und Gelenckbarkeit/ was heraus komt/ beſonders ſich vorzuſtellen/ und denn alſo weiter auch mit dieſem zuverfahren/ wie ſolches in der Arithmeti- ſchen Logica weitlaͤufftiger außgefuͤhret wird. §. 2. Und zwar ſo hat die natuͤrliche Art beyderſeits auch vie- §. 3. Wie auch/ vors 2. in Anſehung des Urſprungs und der erſte
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0020" n="10"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Unterſcheid Das <hi rendition="#aq">II.</hi></hi></fw><lb/> ſcheidungs-Art bey denen Menſchen gantz und gar gleich/ weil ſie beyde<lb/> von einem Urſprung/ nemlich vom Verſtand/ herkommen/ nach deſſel-<lb/> ben Art beyderſeits eingerichtet ſind/ und auff einerley Zweck hinaus<lb/> zielen: welcher iſt/ die von Natur zerſtreuete Sachen kunſtmaͤßig zu-<lb/> ſammen zuordnen/ und was durch ſie geſchehen ſoll/ zu guter Richtig-<lb/> keit dadurch zubefoͤrdern. Dahero beyderſeits auch einerley Proceß/<lb/> nemlich der Gegenhaltungs- und Proportion-Proceß/ beobachtet wird/<lb/> weil der Verſtand in allen ſeinen Vornehmen/ Tichten und Trachten/<lb/> einig und allein dahin gerichtet iſt/ eines mit dem andern zuſammen zu-<lb/> nehmen/ oder von dem andern abzuſondern/ und durch <hi rendition="#aq">reflexion</hi> und<lb/> Gelenckbarkeit/ was heraus komt/ beſonders ſich vorzuſtellen/ und denn<lb/> alſo weiter auch mit dieſem zuverfahren/ wie ſolches in der Arithmeti-<lb/> ſchen <hi rendition="#aq">Logica</hi> weitlaͤufftiger außgefuͤhret wird.</p><lb/> <p>§. 2. Und zwar ſo hat die natuͤrliche Art beyderſeits auch vie-<lb/> rerley Unterſcheids-Verfaſſung. Dann/ wie die Zahlen 1. nach ih-<lb/> rem Geſchlecht/ entweder <hi rendition="#fr">ungerade</hi> Zahlen ſind/ welche die Pytha-<lb/> goriſchen Weltweiſen maͤnnliches Geſchlechts zu ſeyn erachtet; oder<lb/> ſie ſind <hi rendition="#fr">gerade</hi> Zahlen/ eins ums ander/ welche wegen ihrer Frucht-<lb/> barkeit und gleicher Theilung vor weibliche Zahlen erkannt worden:<lb/> alſo iſt der Menſch auch entweder <hi rendition="#fr">maͤnnliches</hi> oder <hi rendition="#fr">weibliches</hi> Ge-<lb/> ſchlechtes. Unter welchen dieſem ſeiner Schwachheit wegen mehr als<lb/> jenem in der Moraliſchen Berechnung nachgeſehen/ und nicht ſo viel<lb/> in unguten zugerechnet wird; hingegen hat jenes ſeiner Vortrefflig-<lb/> keit wegen in Verrichtungen und ſonſt einen Vortheil vor dieſen. Ein<lb/> Hermaphrodit oder Zwitter (dergleichen Vermiſchung zwar bey den<lb/> Zahlen nicht zu finden) wird dahin/ wohin er am meiſten zielet/ ge-<lb/> rechnet.</p><lb/> <p><hi rendition="#i">§.</hi> 3. Wie auch/ vors 2. in Anſehung des Urſprungs und der<lb/> Zahlen Geburt/ ſo durch <hi rendition="#aq">multiplication</hi> geſchicht/ die Zahlen entwe-<lb/> der <hi rendition="#fr">Primzahlen</hi> ſind/ als 7. 11. 13. oder <hi rendition="#fr">anderbuͤrtige</hi> Zahlen/<lb/> (<hi rendition="#aq">compoſiti</hi>) die von andern durch <hi rendition="#aq">multiplication producirt</hi> worden/<lb/> und dahero Product-Zahlen heiſſen koͤnnen/ als 4. von zweymal zwey/<lb/> 6. von zweymal drey/ 8. von zweymal vier/ 9. von dreymal drey/ 10.<lb/> von zweymal fuͤnff/ und ſo fort an; alſo iſt der Menſch auch ♈ entweder<lb/><hi rendition="#fr">ungebohren</hi> und eine Primzahl/ dergleichen zwar iemahls nur zwey<lb/> geweſen/ nemlich <hi rendition="#fr">Adam</hi> unſer aller erſter Vater/ und <hi rendition="#fr">Eva</hi> unſere<lb/> <fw place="bottom" type="catch">erſte</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0020]
Vom Unterſcheid Das II.
ſcheidungs-Art bey denen Menſchen gantz und gar gleich/ weil ſie beyde
von einem Urſprung/ nemlich vom Verſtand/ herkommen/ nach deſſel-
ben Art beyderſeits eingerichtet ſind/ und auff einerley Zweck hinaus
zielen: welcher iſt/ die von Natur zerſtreuete Sachen kunſtmaͤßig zu-
ſammen zuordnen/ und was durch ſie geſchehen ſoll/ zu guter Richtig-
keit dadurch zubefoͤrdern. Dahero beyderſeits auch einerley Proceß/
nemlich der Gegenhaltungs- und Proportion-Proceß/ beobachtet wird/
weil der Verſtand in allen ſeinen Vornehmen/ Tichten und Trachten/
einig und allein dahin gerichtet iſt/ eines mit dem andern zuſammen zu-
nehmen/ oder von dem andern abzuſondern/ und durch reflexion und
Gelenckbarkeit/ was heraus komt/ beſonders ſich vorzuſtellen/ und denn
alſo weiter auch mit dieſem zuverfahren/ wie ſolches in der Arithmeti-
ſchen Logica weitlaͤufftiger außgefuͤhret wird.
§. 2. Und zwar ſo hat die natuͤrliche Art beyderſeits auch vie-
rerley Unterſcheids-Verfaſſung. Dann/ wie die Zahlen 1. nach ih-
rem Geſchlecht/ entweder ungerade Zahlen ſind/ welche die Pytha-
goriſchen Weltweiſen maͤnnliches Geſchlechts zu ſeyn erachtet; oder
ſie ſind gerade Zahlen/ eins ums ander/ welche wegen ihrer Frucht-
barkeit und gleicher Theilung vor weibliche Zahlen erkannt worden:
alſo iſt der Menſch auch entweder maͤnnliches oder weibliches Ge-
ſchlechtes. Unter welchen dieſem ſeiner Schwachheit wegen mehr als
jenem in der Moraliſchen Berechnung nachgeſehen/ und nicht ſo viel
in unguten zugerechnet wird; hingegen hat jenes ſeiner Vortrefflig-
keit wegen in Verrichtungen und ſonſt einen Vortheil vor dieſen. Ein
Hermaphrodit oder Zwitter (dergleichen Vermiſchung zwar bey den
Zahlen nicht zu finden) wird dahin/ wohin er am meiſten zielet/ ge-
rechnet.
§. 3. Wie auch/ vors 2. in Anſehung des Urſprungs und der
Zahlen Geburt/ ſo durch multiplication geſchicht/ die Zahlen entwe-
der Primzahlen ſind/ als 7. 11. 13. oder anderbuͤrtige Zahlen/
(compoſiti) die von andern durch multiplication producirt worden/
und dahero Product-Zahlen heiſſen koͤnnen/ als 4. von zweymal zwey/
6. von zweymal drey/ 8. von zweymal vier/ 9. von dreymal drey/ 10.
von zweymal fuͤnff/ und ſo fort an; alſo iſt der Menſch auch ♈ entweder
ungebohren und eine Primzahl/ dergleichen zwar iemahls nur zwey
geweſen/ nemlich Adam unſer aller erſter Vater/ und Eva unſere
erſte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |