Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.Capitel. Leben ins gemein. zu loben oder zu schelten/ ist; darinnen Recht und Unrecht/ Tugendund Laster sich vornemlich ereignet. Welches in der Politic- und Tu- gendlehr nicht allein beschrieben; sondern auch durch gewisse Mittel also richtig außzurechnen und heraus zubringen gewiesen werden soll/ daß Unrecht und Laster nach bleiben/ und hingegen Recht und Tugend überal in Schwang gehen möge. Welches nach gemeiner Schulart/ nur mit subtilen undurchdringenden Beschreibungen/ nicht den tau- senden Theil so wohl; als nach der alten Weltweisen ihrer so kräffti- gen Lehrart mit Zahlen/ Maß und Ordnung/ wornach Gott alle seine Geschöpffe so künstlich eingerichtet/ als mit einem richtigen durchge- henden Exempel und klaren unumstößlichen Beyspiel/ denen zumahl zarten Gemüthern beygebracht und angewehnt werden kan. Damit wir aber nicht alle Benennungskunst beyseite setzen/ so wollen wir all- hier die Moralischen Dinge nach Anleitung der Zahlen auff das deut- lichste beschreiben/ und sie zu gewisser Prax und richtiger Darstellung/ nach der Alten ihren Exempel/ dadurch bereiten. Das Andere Capitel. Vom Unterscheid der Personen im Menschlichen Leben. §. 1. WJe die Zahlen auff zweyerley Weise pflegen unterschieden zu- Eben also müssen auch die Menschen in der Welt auff zweyerley schei- B
Capitel. Leben ins gemein. zu loben oder zu ſchelten/ iſt; darinnen Recht und Unrecht/ Tugendund Laſter ſich vornemlich ereignet. Welches in der Politic- und Tu- gendlehr nicht allein beſchrieben; ſondern auch durch gewiſſe Mittel alſo richtig außzurechnen und heraus zubringen gewieſen werden ſoll/ daß Unrecht und Laſter nach bleiben/ und hingegen Recht und Tugend uͤberal in Schwang gehen moͤge. Welches nach gemeiner Schulart/ nur mit ſubtilen undurchdringenden Beſchreibungen/ nicht den tau- ſenden Theil ſo wohl; als nach der alten Weltweiſen ihrer ſo kraͤffti- gen Lehrart mit Zahlen/ Maß und Ordnung/ wornach Gott alle ſeine Geſchoͤpffe ſo kuͤnſtlich eingerichtet/ als mit einem richtigen durchge- henden Exempel und klaren unumſtoͤßlichen Beyſpiel/ denen zumahl zarten Gemuͤthern beygebracht und angewehnt werden kan. Damit wir aber nicht alle Benennungskunſt beyſeite ſetzen/ ſo wollen wir all- hier die Moraliſchen Dinge nach Anleitung der Zahlen auff das deut- lichſte beſchreiben/ und ſie zu gewiſſer Prax und richtiger Darſtellung/ nach der Alten ihren Exempel/ dadurch bereiten. Das Andere Capitel. Vom Unterſcheid der Perſonen im Menſchlichen Leben. §. 1. WJe die Zahlen auff zweyerley Weiſe pflegen unterſchieden zu- Eben alſo muͤſſen auch die Menſchen in der Welt auff zweyerley ſchei- B
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Capitel. Leben ins gemein.
zu loben oder zu ſchelten/ iſt; darinnen Recht und Unrecht/ Tugend
und Laſter ſich vornemlich ereignet. Welches in der Politic- und Tu-
gendlehr nicht allein beſchrieben; ſondern auch durch gewiſſe Mittel
alſo richtig außzurechnen und heraus zubringen gewieſen werden ſoll/
daß Unrecht und Laſter nach bleiben/ und hingegen Recht und Tugend
uͤberal in Schwang gehen moͤge. Welches nach gemeiner Schulart/
nur mit ſubtilen undurchdringenden Beſchreibungen/ nicht den tau-
ſenden Theil ſo wohl; als nach der alten Weltweiſen ihrer ſo kraͤffti-
gen Lehrart mit Zahlen/ Maß und Ordnung/ wornach Gott alle ſeine
Geſchoͤpffe ſo kuͤnſtlich eingerichtet/ als mit einem richtigen durchge-
henden Exempel und klaren unumſtoͤßlichen Beyſpiel/ denen zumahl
zarten Gemuͤthern beygebracht und angewehnt werden kan. Damit
wir aber nicht alle Benennungskunſt beyſeite ſetzen/ ſo wollen wir all-
hier die Moraliſchen Dinge nach Anleitung der Zahlen auff das deut-
lichſte beſchreiben/ und ſie zu gewiſſer Prax und richtiger Darſtellung/
nach der Alten ihren Exempel/ dadurch bereiten.
Das Andere Capitel.
Vom Unterſcheid der Perſonen im
Menſchlichen Leben.
§. 1.
WJe die Zahlen auff zweyerley Weiſe pflegen unterſchieden zu-
werden/ nemlich entweder nach ihrer natuͤrlichen Art/ als
1. nach ihrem Geſchlecht/ 2. nach ihrem Urſprung/ 3. nach
ihrer Vollſtaͤndigkeit/ und 4. nach ihrer Progreßion; oder nach ih-
rer Kunſt- und Notionaliſchen Art/ wodurch ſie zu der ſo vortheilhafften
Berechnung qualificiret werden:
Eben alſo muͤſſen auch die Menſchen in der Welt auff zweyerley
Weiſe/ nemlich entweder nach ihrer natuͤrlichen/ oder nach der kuͤnſt-
lichen Moraliſchen Art/ dardurch ſie zum gemeinen Weſen ſich quali-
ficiren/ unterſchieden werden. Da dann beyderſeits zwar die natuͤrli-
chen Arten nur Gleichnußweiſe/ doch lieblich/ zuſammen ſtimmen;
die Kunſt-Art aber des Unterſchieds bey denen Zahlen iſt der Unter-
ſchei-
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