Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.Capitel. der Personen. sind die Menschen von Natur/ ein jeder/ nur' eine Person/ durch denverbindlichen Willen aber halten sich etliche zusammen/ machen eine Gesellschafft/ und stehen alle vor eine Person/ als zum ersten Mann und Weib/ das ist eins und eins/ welches ist die eheliche Gesell- schafft/ (Societas Maritalis;) hernach Mann/ Weib und Knecht/ als eins und eins und eins/ welches ist die haußherrli- che Gesellschafft/ (Societas herilis;) Hierauff Mann/ Weib und Kind/ als die Geschlechts-Gesellschafft/ (Societas pa- terna) welche samt dem Knecht vollkömlich die häußliche Ge- sellschafft (Domesticam societatem) darstellet. Jn welcher vier- stuffigten Grund-Gesellschafft der Mensch sein natürliches Leben nicht allein mit Beyhülffe der Seinigen nothdürfftig pflegen/ sondern es auch durch sein verjüngtes Ebenbild in den gezeugten Kindern immer wieder von forn anfangen und fortsetzen kan. §. 9. Gleichwie nun Eins die allerschlechteste gantz untheil- §. 10. Da dann/ weil die allererste Anzahl mit der allerersten machet/ B iij
Capitel. der Perſonen. ſind die Menſchen von Natur/ ein jeder/ nur’ eine Perſon/ durch denverbindlichen Willen aber halten ſich etliche zuſammen/ machen eine Geſellſchafft/ und ſtehen alle vor eine Perſon/ als zum erſten Mann und Weib/ das iſt eins und eins/ welches iſt die eheliche Geſell- ſchafft/ (Societas Maritalis;) hernach Mann/ Weib und Knecht/ als eins und eins und eins/ welches iſt die haußherrli- che Geſellſchafft/ (Societas herilis;) Hierauff Mann/ Weib und Kind/ als die Geſchlechts-Geſellſchafft/ (Societas pa- terna) welche ſamt dem Knecht vollkoͤmlich die haͤußliche Ge- ſellſchafft (Domeſticam ſocietatem) darſtellet. Jn welcher vier- ſtuffigten Grund-Geſellſchafft der Menſch ſein natuͤrliches Leben nicht allein mit Beyhuͤlffe der Seinigen nothduͤrfftig pflegen/ ſondern es auch durch ſein verjuͤngtes Ebenbild in den gezeugten Kindern immer wieder von forn anfangen und fortſetzen kan. §. 9. Gleichwie nun Eins die allerſchlechteſte gantz untheil- §. 10. Da dann/ weil die allererſte Anzahl mit der allererſten machet/ B iij
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Capitel. der Perſonen.
ſind die Menſchen von Natur/ ein jeder/ nur’ eine Perſon/ durch den
verbindlichen Willen aber halten ſich etliche zuſammen/ machen eine
Geſellſchafft/ und ſtehen alle vor eine Perſon/ als zum erſten Mann
und Weib/ das iſt eins und eins/ welches iſt die eheliche Geſell-
ſchafft/ (Societas Maritalis;) hernach Mann/ Weib und
Knecht/ als eins und eins und eins/ welches iſt die haußherrli-
che Geſellſchafft/ (Societas herilis;) Hierauff Mann/ Weib
und Kind/ als die Geſchlechts-Geſellſchafft/ (Societas pa-
terna) welche ſamt dem Knecht vollkoͤmlich die haͤußliche Ge-
ſellſchafft (Domeſticam ſocietatem) darſtellet. Jn welcher vier-
ſtuffigten Grund-Geſellſchafft der Menſch ſein natuͤrliches Leben nicht
allein mit Beyhuͤlffe der Seinigen nothduͤrfftig pflegen/ ſondern es
auch durch ſein verjuͤngtes Ebenbild in den gezeugten Kindern immer
wieder von forn anfangen und fortſetzen kan.
§. 9. Gleichwie nun Eins die allerſchlechteſte gantz untheil-
bare/ gantz unmultiplicirende Zahl iſt/ der euſſerſte Grund/ und die er-
ſte Wurtzel/ aller Anzahlen oder Vielheiten/ und dahero das kleineſte
gewiſſeſte Maß derſelben; Alſo iſt Zwey unter den Anzahlen die erſte
gerade Zahl/ der Anfang aller Multiplicirung/ und Urſprung aller
gleichen Theilbarkeiten: und Drey iſt die erſte ungerade Anzahl/ der
Anfang alles Uberſchuſſes/ und der Urſprung aller ungleichen Theilbar-
keiten: Dahero die Viere erſt eine rechte vollkommene Zahlen Ge-
ſellſchafft machet/ als in welcher/ auſſer der allererſten Zahl-Wurtzel/
auch beyderley Anzahlen/ gerad und ungerad/ ſamt dem allererſten
Facit einiger zuſammen gerechneten Anzahlen oder Vielheiten/ zu-
finden.
§. 10. Da dann/ weil die allererſte Anzahl mit der allererſten
Anzahl das allererſte Factt heraus bringen muß/ dieſe wunderſame
Proprietaͤt und Eigenſchafft zuſpuͤren/ daß nemlich aus einerley Ur-
ſprung/ nach beyderley zuſammen Rechnungs-Art/ einerley Facit, nem-
lich die Viere/ heraus komme/ in dem viere ſo wohl von zwey und
zwey durch Addirung; als auch von zwey mahl zwey durch Multipli-
cirung/ entſtehet/ daß alſo viere nicht allein die erſte Summa der Viel-
heiten gibt/ in dem die erſte Vielheit (zwey) mit der erſten Vielheit
(zwey) das iſt/ mit ſich ſelbſt/ zuſammen genommen und addiret/ viere
außtraͤgt; ſondern auch daß ſie das erſte Product derer Vielheiten
machet/
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Zitationshilfe: | Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/23>, abgerufen am 16.07.2024. |