Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.Vom Unterscheid Das II. selbst Rechenschafft geben werden/ dem ewigen Rechenmeister/ vondem sie zu diesem Ampt über die Gemeine gesetzet worden. §. 21. Jm übrigen aber wie die Ziffern in den Rechnungen/ ten
Vom Unterſcheid Das II. ſelbſt Rechenſchafft geben werden/ dem ewigen Rechenmeiſter/ vondem ſie zu dieſem Ampt uͤber die Gemeine geſetzet worden. §. 21. Jm uͤbrigen aber wie die Ziffern in den Rechnungen/ ten
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Vom Unterſcheid Das II.
ſelbſt Rechenſchafft geben werden/ dem ewigen Rechenmeiſter/ von
dem ſie zu dieſem Ampt uͤber die Gemeine geſetzet worden.
§. 21. Jm uͤbrigen aber wie die Ziffern in den Rechnungen/
wie auch ihre Stellen und Geltungen/ nicht ſo wohl natuͤrliche/ als
notionaliſche Dinge (Satzungen/ impoſitiones, entia notionalia)
ſind; alſo die Perſonen im gemeinen Leben/ wie dann auch ihr Stand
und Geltung/ ſind nicht natuͤrliche/ doch auch nicht bloſſe Notionali-
ſche/ ſondern maͤchtige Moraliſche Dinge/ (Ordnungen/ imputatio-
nes, entia moralia) welche dahero beſonderer Betrachtung wuͤrdig/
und weder mit den ſchlechten notionaliſchen/ noch mit den bloſſen na-
tuͤrlichen Dingen/ ohne Unterſcheid zuvermiſchen. Gleichwie es nun
dem Menſchen unmoͤglich iſt/ richtige zumahl weitlaͤufftige Rechnung
zufuͤhren/ wann er ſich einer ſo kuͤnſtlichen notionaliſchen Zuſammen-
ſetzung der Zahlen nicht bedienet/ worzu die Menſchliche Vernunft
von Gott eingerichtet/ und ſolches Mittel eben von ihm ſelbſt verordnet
worden; alſo iſt dem Menſchen unmoͤglich/ unter dem zumahl ſo weit-
laͤufftigen Hauffen der Menſchen/ wohl zuleben/ wann er ſich einer ſo
klugen Moraliſchen Zuſammenordnung der Perſonen nicht bedienet/
wozu der Menſchliche Verſtand und Wille von Gott eingerichtet/
und ſolcher Stand und Ordnung alſo von ihm ſelbſt eingeſetzt worden.
Dann zu beyderley Vortheiln einiger Art iſt der Menſch von Natur
adſtringirt und verbunden: Jener Vortheil gruͤndet ſich vornemlich
im Verſtand/ und zielet auff deſſen Thun/ das iſt/ auff die Wiſſen-
ſchafften; dieſer aber/ nemlich der Moraliſche/ gruͤndet ſich vornem-
lich in den Willen/ und zielet auff deſſen Thun/ das iſt/ auf das Menſch-
liche Leben. Dahero jener unverbuͤndlich/ doch an ſich ſelbſt allzeit
und uͤberal guͤltig/ daß man nur einander verſtehen moͤge; dieſer aber iſt
verbuͤndlich und alſo durch Verbuͤndung guͤltig/ dabey ſo kraͤftig/
daß man einander folgen muß/ bey Straff oft Leibes und Lebens. Bey-
derley hat Gott eingeſetzt/ jenen frey/ dieſen gebunden/ beyderley gantz
unvermeidlich. Dahero die Einſiedler ſich nicht ſo/ als die in denen
Republiquen/ zugetroͤſten/ daß ſie nach Erheiſchung/ der Menſchlichen
Natur und Einſetzung Gottes des Allmaͤchtigen/ ihr Leben in dieſer
Zeitlichkeit zubringen. Die Chiliaſten aber koͤnnen hieraus um ſo
viel deſto deutlicher ſehen und begreiffen/ wie nothwendig im Menſch-
lichen Leben der Unterſcheid der Staͤnde/ der Perſonen und Obrigkei-
ten
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