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Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

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de ihre Sünden wol heimsuchen/ wenn
seine Zeit kommen werde heimzusuchen/
und wer wolte ergründen/ ob nicht an-
noch heutiges Tages diese Heimsuchung
würcken könne/ gestalten die vornehm-
sten Juden selbst darvor gehalten/* non
esse poenam, in qua non sit Uncia Vi-
tuli:
Es ergienge keine Straffe über sie/
darinnen nicht eine enthalten sey/ des ge-
gossenen Kalbes/ und andere Geheim-
nüsse/ daß also darinnen kein Vorwand
oder Folge zuergrübeln. Gewiß die je-
nigen/ welche mit derogleichen angenom-
menen Flügeln gegen die Sonne der
Göttlichen Gerechtigkeit gar zu hoch den
Schwung führen wollen/ denen schmel-
tzen die schonsten Federn der Glückselig-
keit/ und fallen in die euserste Tieffe des
Verderbens/ wenn sie den Eyfer vor das
gemeine Beste mißbrauchen/ so gleichen
sie den Centauren/ und fügen an den
Leib viehischer Begierden das liebliche
Gesichte der Liebe; sie sind gleich den thö-
richten Mücken/ welche um das von ih-
nen so höchlich behagte Licht so lange um-

her-
* R. Isaac in Sanhedrin.

de ihre Suͤnden wol heimſuchen/ wenn
ſeine Zeit kommen werde heimzuſuchen/
und wer wolte ergruͤnden/ ob nicht an-
noch heutiges Tages dieſe Heimſuchung
wuͤrcken koͤnne/ geſtalten die vornehm-
ſten Juden ſelbſt darvor gehalten/* non
eſſe pœnam, in qua non ſit Uncia Vi-
tuli:
Es ergienge keine Straffe uͤber ſie/
darinnen nicht eine enthalten ſey/ des ge-
goſſenen Kalbes/ und andere Geheim-
nuͤſſe/ daß alſo darinnen kein Vorwand
oder Folge zuergruͤbeln. Gewiß die je-
nigen/ welche mit derogleichen angenom-
menen Fluͤgeln gegen die Sonne der
Goͤttlichen Gerechtigkeit gar zu hoch den
Schwung fuͤhren wollen/ denen ſchmel-
tzen die ſchonſten Federn der Gluͤckſelig-
keit/ und fallen in die euſerſte Tieffe des
Verderbens/ wenn ſie den Eyfer vor das
gemeine Beſte mißbrauchen/ ſo gleichen
ſie den Centauren/ und fuͤgen an den
Leib viehiſcher Begierden das liebliche
Geſichte der Liebe; ſie ſind gleich den thoͤ-
richten Muͤcken/ welche um das von ih-
nen ſo hoͤchlich behagte Licht ſo lange um-

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* R. Iſaac in Sanhedrin.
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[0288] de ihre Suͤnden wol heimſuchen/ wenn ſeine Zeit kommen werde heimzuſuchen/ und wer wolte ergruͤnden/ ob nicht an- noch heutiges Tages dieſe Heimſuchung wuͤrcken koͤnne/ geſtalten die vornehm- ſten Juden ſelbſt darvor gehalten/ * non eſſe pœnam, in qua non ſit Uncia Vi- tuli: Es ergienge keine Straffe uͤber ſie/ darinnen nicht eine enthalten ſey/ des ge- goſſenen Kalbes/ und andere Geheim- nuͤſſe/ daß alſo darinnen kein Vorwand oder Folge zuergruͤbeln. Gewiß die je- nigen/ welche mit derogleichen angenom- menen Fluͤgeln gegen die Sonne der Goͤttlichen Gerechtigkeit gar zu hoch den Schwung fuͤhren wollen/ denen ſchmel- tzen die ſchonſten Federn der Gluͤckſelig- keit/ und fallen in die euſerſte Tieffe des Verderbens/ wenn ſie den Eyfer vor das gemeine Beſte mißbrauchen/ ſo gleichen ſie den Centauren/ und fuͤgen an den Leib viehiſcher Begierden das liebliche Geſichte der Liebe; ſie ſind gleich den thoͤ- richten Muͤcken/ welche um das von ih- nen ſo hoͤchlich behagte Licht ſo lange um- her- * R. Iſaac in Sanhedrin.

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Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/288>, abgerufen am 24.11.2024.