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Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

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Begängnüß zubereiteten Ort geführet wer-
den/ che si vegga se il sacrisicio e in or-
dine che la vittima e pronta:
Zuge-
schweigen daß hier der Cardinal Hutt/ die
Blutsverwandschafft auff die Seite gesetzt
wird/ damit deme in Krieges-Flammen
brennenden Lande möchte gerathen/ und ein
instehendes Ungewitter abgelehnet werden:
so siehe die unglückseelige Bewandniß
Fürstlicher Personen niemahlen sol der
Wille freyer seyn/ als im Freyen/ und den-
noch muß er dem Zwange der gemeinen
Nothwendigkeit dinstbar werden. Gemei-
ne Leute mögen heyrathen erkiesen entweder
auß Liebe oder Uber einstimmung der Zunei-
gungen/ in dem Gipffel der Würde wird
diese Liebligkeit abgeleget/ der Könige Zu-
stand ist also beschaffen/ daß sie bald die Un-
würdigen und Verhasten mit den heiligsten
Bündnüssen verknüpffen/ bald alle Freund-
schaffts-Rechte und Geblüts-Nähe die Un-
barmhertzige Noth übergehen lassen. Unter
andern seltzamen Begebnüssen hat eine in
der Barbarey ein vorwitziges Auge an dem
Taffilett auffgemercket: Dieser war im
Anzuge wieder den Fürsten Bouzeme, und

hatte
M iiij

Begaͤngnuͤß zubereiteten Ort gefuͤhret wer-
den/ che ſi vegga ſe il ſacriſicio è in or-
dine che la vittima è pronta:
Zuge-
ſchweigen daß hier der Cardinal Hutt/ die
Blutsverwandſchafft auff die Seite geſetzt
wird/ damit deme in Krieges-Flammen
brennenden Lande moͤchte gerathen/ und ein
inſtehendes Ungewitter abgelehnet werden:
ſo ſiehe die ungluͤckſeelige Bewandniß
Fuͤrſtlicher Perſonen niemahlen ſol der
Wille freyer ſeyn/ als im Freyen/ und den-
noch muß er dem Zwange der gemeinen
Nothwendigkeit dinſtbar werden. Gemei-
ne Leute moͤgen heyrathen erkieſen entweder
auß Liebe oder Uber einſtimmung der Zunei-
gungen/ in dem Gipffel der Wuͤrde wird
dieſe Liebligkeit abgeleget/ der Koͤnige Zu-
ſtand iſt alſo beſchaffen/ daß ſie bald die Un-
wuͤrdigen und Verhaſten mit den heiligſten
Buͤndnuͤſſen verknuͤpffen/ bald alle Freund-
ſchaffts-Rechte und Gebluͤts-Naͤhe die Un-
barmhertzige Noth uͤbergehen laſſen. Unter
andern ſeltzamen Begebnuͤſſen hat eine in
der Barbarey ein vorwitziges Auge an dem
Taffilett auffgemercket: Dieſer war im
Anzuge wieder den Fuͤrſten Bouzeme, und

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M iiij
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[0295] Begaͤngnuͤß zubereiteten Ort gefuͤhret wer- den/ che ſi vegga ſe il ſacriſicio è in or- dine che la vittima è pronta: Zuge- ſchweigen daß hier der Cardinal Hutt/ die Blutsverwandſchafft auff die Seite geſetzt wird/ damit deme in Krieges-Flammen brennenden Lande moͤchte gerathen/ und ein inſtehendes Ungewitter abgelehnet werden: ſo ſiehe die ungluͤckſeelige Bewandniß Fuͤrſtlicher Perſonen niemahlen ſol der Wille freyer ſeyn/ als im Freyen/ und den- noch muß er dem Zwange der gemeinen Nothwendigkeit dinſtbar werden. Gemei- ne Leute moͤgen heyrathen erkieſen entweder auß Liebe oder Uber einſtimmung der Zunei- gungen/ in dem Gipffel der Wuͤrde wird dieſe Liebligkeit abgeleget/ der Koͤnige Zu- ſtand iſt alſo beſchaffen/ daß ſie bald die Un- wuͤrdigen und Verhaſten mit den heiligſten Buͤndnuͤſſen verknuͤpffen/ bald alle Freund- ſchaffts-Rechte und Gebluͤts-Naͤhe die Un- barmhertzige Noth uͤbergehen laſſen. Unter andern ſeltzamen Begebnuͤſſen hat eine in der Barbarey ein vorwitziges Auge an dem Taffilett auffgemercket: Dieſer war im Anzuge wieder den Fuͤrſten Bouzeme, und hatte M iiij

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Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/295>, abgerufen am 21.11.2024.