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Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

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reich) Sich wolte zum Eigenthums oder
Lehnherren über die Niederlande ma-
chen/ diß wäre eine Sache/ welche mich
verdrüssen oder zum Eyfer reitzen könte/
wie mir meines theils nicht würde fremb-
de vorkommen/ so der König gegen mich
eben so gesinnet seyn möchte. Und nach-
dem sie auffgehöret zu reden/ und gespü-
ret/ daß Mons de Rosny Sie mit unver-
wanten Augen angesehen/ fängt sie wie-
derumb an und spricht/ He quoy Mon-
sieur de Rosny n' avez vous pas bien
compris mes opinions, ou si vous ne
les approuvez pas, comme vostre si-
lence me donne sujet d' en croire
quelque chose?
He wie! Mein Herr
von Rony, habt ihr meine Meinung nicht
recht verstanden/ oder so ihr sie nicht bil-
liget/ wie giebt mir euer Sillschweigen
Ursache etwas zu glauben? Wann die-
se kluge und großmütige Königin itzo le-
ben solte/ würde sich ausgewiesen haben/
ob und wie weit sie Semper Eadem all-
zeit Eins/ welches sie zu ihrem Denck-
worte brauchte/ und zwar ohne diß nicht
Politisch zu verstehen/ würde gewesen

seyn.

reich) Sich wolte zum Eigenthums oder
Lehnherren uͤber die Niederlande ma-
chen/ diß waͤre eine Sache/ welche mich
verdruͤſſen oder zum Eyfer reitzen koͤnte/
wie mir meines theils nicht wuͤrde fremb-
de vorkommen/ ſo der Koͤnig gegen mich
eben ſo geſinnet ſeyn moͤchte. Und nach-
dem ſie auffgehoͤret zu reden/ und geſpuͤ-
ret/ daß Monſ de Roſny Sie mit unver-
wanten Augen angeſehen/ faͤngt ſie wie-
derumb an und ſpricht/ He quoy Mon-
ſieur de Roſny n’ avez vous pas bien
compris mes opinions, ou ſi vous ne
les approuvez pas, comme voſtre ſi-
lence me donne ſujet d’ en croire
quelque choſe?
He wie! Mein Herr
von Rony, habt ihr meine Meinung nicht
recht verſtanden/ oder ſo ihr ſie nicht bil-
liget/ wie giebt mir euer Sillſchweigen
Urſache etwas zu glauben? Wann die-
ſe kluge und großmuͤtige Koͤnigin itzo le-
ben ſolte/ wuͤrde ſich ausgewieſen haben/
ob und wie weit ſie Semper Eadem all-
zeit Eins/ welches ſie zu ihrem Denck-
worte brauchte/ und zwar ohne diß nicht
Politiſch zu verſtehen/ wuͤrde geweſen

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[0358] reich) Sich wolte zum Eigenthums oder Lehnherren uͤber die Niederlande ma- chen/ diß waͤre eine Sache/ welche mich verdruͤſſen oder zum Eyfer reitzen koͤnte/ wie mir meines theils nicht wuͤrde fremb- de vorkommen/ ſo der Koͤnig gegen mich eben ſo geſinnet ſeyn moͤchte. Und nach- dem ſie auffgehoͤret zu reden/ und geſpuͤ- ret/ daß Monſ de Roſny Sie mit unver- wanten Augen angeſehen/ faͤngt ſie wie- derumb an und ſpricht/ He quoy Mon- ſieur de Roſny n’ avez vous pas bien compris mes opinions, ou ſi vous ne les approuvez pas, comme voſtre ſi- lence me donne ſujet d’ en croire quelque choſe? He wie! Mein Herr von Rony, habt ihr meine Meinung nicht recht verſtanden/ oder ſo ihr ſie nicht bil- liget/ wie giebt mir euer Sillſchweigen Urſache etwas zu glauben? Wann die- ſe kluge und großmuͤtige Koͤnigin itzo le- ben ſolte/ wuͤrde ſich ausgewieſen haben/ ob und wie weit ſie Semper Eadem all- zeit Eins/ welches ſie zu ihrem Denck- worte brauchte/ und zwar ohne diß nicht Politiſch zu verſtehen/ wuͤrde geweſen ſeyn.

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Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/358>, abgerufen am 24.11.2024.