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Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

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der geworffen: Sie leben gleichsam auf
einem ungestümen See/ wo eine Fluth
wider die andere stösset: Es ist oben ge-
meldet worden/ daß das Policey Wesen
natürlicher Weise von stäten Bewe-
gungen gleich dem Ocean getrieben wer-
de: über diese sind noch andere unver-
muthete/ durch Sturm und Ungewit-
ter erregte: Itemporali, a un batter d'
occhio si levano, l' acque per natura
mobili con un soffio anco leggiere si
turbano; Chi crede la bonaccia e-
terna, e sempre sprovisto, sempre in
bocca al pericolo, egli a se stesso e se-
polcroe cadavero,
die Weltsachen er-
heben sich in einem Augenblick/ die von
Natur beweglichen Wasser werden auch
von einem kleinen Winde/ auff und
durch einander getrieben/ wer sich eine
stäte Stille einbildet/ ist allzeit unvor-
sichtig/ allzeit in dem Schlunde der Ge-
fahr/ er ist ihm selbst Grab und Leiche.
So nothwendig einem Schiffmann die
Erkäntnüß der Winde/ und nach derer
Wehung die Segelwendung/ so nöthig
ist einem Regenten die vorsichtige Un-

ter-

der geworffen: Sie leben gleichſam auf
einem ungeſtuͤmen See/ wo eine Fluth
wider die andere ſtoͤſſet: Es iſt oben ge-
meldet worden/ daß das Policey Weſen
natuͤrlicher Weiſe von ſtaͤten Bewe-
gungen gleich dem Ocean getrieben wer-
de: uͤber dieſe ſind noch andere unver-
muthete/ durch Sturm und Ungewit-
ter erregte: Itemporali, à un batter d’
occhio ſi levano, l’ acque per natura
mobili con un ſoffio anco leggiere ſi
turbano; Chi crede la bonaccia e-
terna, è ſempre ſproviſto, ſempre in
bocca al pericolo, egli à ſe ſteſſo è ſe-
polcroe cadavero,
die Weltſachen er-
heben ſich in einem Augenblick/ die von
Natur beweglichen Waſſer werdẽ auch
von einem kleinen Winde/ auff und
durch einander getrieben/ wer ſich eine
ſtaͤte Stille einbildet/ iſt allzeit unvor-
ſichtig/ allzeit in dem Schlunde der Ge-
fahr/ er iſt ihm ſelbſt Grab und Leiche.
So nothwendig einem Schiffmann die
Erkaͤntnuͤß der Winde/ und nach derer
Wehung die Segelwendung/ ſo noͤthig
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[0404] der geworffen: Sie leben gleichſam auf einem ungeſtuͤmen See/ wo eine Fluth wider die andere ſtoͤſſet: Es iſt oben ge- meldet worden/ daß das Policey Weſen natuͤrlicher Weiſe von ſtaͤten Bewe- gungen gleich dem Ocean getrieben wer- de: uͤber dieſe ſind noch andere unver- muthete/ durch Sturm und Ungewit- ter erregte: Itemporali, à un batter d’ occhio ſi levano, l’ acque per natura mobili con un ſoffio anco leggiere ſi turbano; Chi crede la bonaccia e- terna, è ſempre ſproviſto, ſempre in bocca al pericolo, egli à ſe ſteſſo è ſe- polcroe cadavero, die Weltſachen er- heben ſich in einem Augenblick/ die von Natur beweglichen Waſſer werdẽ auch von einem kleinen Winde/ auff und durch einander getrieben/ wer ſich eine ſtaͤte Stille einbildet/ iſt allzeit unvor- ſichtig/ allzeit in dem Schlunde der Ge- fahr/ er iſt ihm ſelbſt Grab und Leiche. So nothwendig einem Schiffmann die Erkaͤntnuͤß der Winde/ und nach derer Wehung die Segelwendung/ ſo noͤthig iſt einem Regenten die vorſichtige Un- ter-

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Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/404>, abgerufen am 21.11.2024.