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Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

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priores meliora, sed nostra quoque ae-
tas multa laudis & artium imitanda
posteris tulit,
es ist nicht alles bey den
ersteren besser/ sondern auch unser Alter
hat viel löbliches hervorgebracht; Wir
müssen nicht unsere eigene Verächter
seyn: vielmehr ie älter die Welt wird/
ie länger sie stehet/ vor desto älter und
durchtriebener ist sie zuhalten. Die
längstvergangene Zeit ist in Anfehen un-
sers Alters/ in Ansehung der Welt in
Warheit jünger/ gleich wie nun von ei-
nem verlebten Greiß eine bessere Kund-
schafft menschlicher Sachen/ und reiffer
Urtheile wegen Erfahrung dessen/ was
er gesehen/ gehöret und erdacht/ bekom-
men/ als von einem Jünglinge/ also ist
es gar billich/ daß eben dieses von unse-
rer Zeit als von einem Alten erwartet
werde/ gestalten das Alter der Welt
täglich zunimmet/ und mit unzehlichen
Erfahrnüssen vermehret wird. Uber
dieses scheinet/ als wenn Franckreich
wegen seiner Unbeständigkeit vor andern
zu Irregularitäten geneigt sey/ daß auch
ein Frantzose selbst schreibet/ inner 10.

Jah-

priores meliora, ſed noſtra quoque æ-
tas multa laudis & artium imitanda
poſteris tulit,
es iſt nicht alles bey den
erſteren beſſer/ ſondern auch unſer Alter
hat viel loͤbliches hervorgebracht; Wir
muͤſſen nicht unſere eigene Veraͤchter
ſeyn: vielmehr ie aͤlter die Welt wird/
ie laͤnger ſie ſtehet/ vor deſto aͤlter und
durchtriebener iſt ſie zuhalten. Die
laͤngſtvergangene Zeit iſt in Anfehen un-
ſers Alters/ in Anſehung der Welt in
Warheit juͤnger/ gleich wie nun von ei-
nem verlebten Greiß eine beſſere Kund-
ſchafft menſchlicher Sachen/ und reiffer
Urtheile wegen Erfahrung deſſen/ was
er geſehen/ gehoͤret und erdacht/ bekom-
men/ als von einem Juͤnglinge/ alſo iſt
es gar billich/ daß eben dieſes von unſe-
rer Zeit als von einem Alten erwartet
werde/ geſtalten das Alter der Welt
taͤglich zunimmet/ und mit unzehlichen
Erfahrnuͤſſen vermehret wird. Uber
dieſes ſcheinet/ als wenn Franckreich
wegen ſeiner Unbeſtaͤndigkeit vor andern
zu Irregularitaͤten geneigt ſey/ daß auch
ein Frantzoſe ſelbſt ſchreibet/ inner 10.

Jah-
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[0410] priores meliora, ſed noſtra quoque æ- tas multa laudis & artium imitanda poſteris tulit, es iſt nicht alles bey den erſteren beſſer/ ſondern auch unſer Alter hat viel loͤbliches hervorgebracht; Wir muͤſſen nicht unſere eigene Veraͤchter ſeyn: vielmehr ie aͤlter die Welt wird/ ie laͤnger ſie ſtehet/ vor deſto aͤlter und durchtriebener iſt ſie zuhalten. Die laͤngſtvergangene Zeit iſt in Anfehen un- ſers Alters/ in Anſehung der Welt in Warheit juͤnger/ gleich wie nun von ei- nem verlebten Greiß eine beſſere Kund- ſchafft menſchlicher Sachen/ und reiffer Urtheile wegen Erfahrung deſſen/ was er geſehen/ gehoͤret und erdacht/ bekom- men/ als von einem Juͤnglinge/ alſo iſt es gar billich/ daß eben dieſes von unſe- rer Zeit als von einem Alten erwartet werde/ geſtalten das Alter der Welt taͤglich zunimmet/ und mit unzehlichen Erfahrnuͤſſen vermehret wird. Uber dieſes ſcheinet/ als wenn Franckreich wegen ſeiner Unbeſtaͤndigkeit vor andern zu Irregularitaͤten geneigt ſey/ daß auch ein Frantzoſe ſelbſt ſchreibet/ inner 10. Jah-

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Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/410>, abgerufen am 21.11.2024.