Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

maln vortrefflichsten Leute Ruhm über-
troffen/ so die Frömmigkeit/ Gerechtig-
keit und Klugheit gegleichet der höchsten
Tapfferkeit dieser unglaublichen Be-
ständigkeit im Unglück/ und den schönen
Flammen/ so in ihm hervorbrachen: Er
würde angebetet worden seyn/ wenn er
mit einiger Selbstregirung oder Zurück-
haltung gar zu muthiger Begierden vor-
genommen/ was er mit wilder Ungestü-
migkeit erzwingen wollen: Mazarin
hingegen verbergte/ bügte und schmiegte
sich vor denen bloß auff ihn loßgehenden
Ungewitter/ er durffte nicht dran den-
cken/ was anständig oder thulich sein
möchte/ er befande daß bey solcher despe-
raten
Beschaffenheit durch waserley
Rath/ Hülffe und Mitteler nichts schaf-
fen kondte/ sondern muste nur bedacht
seyn/ wie der König/ das Reich/ Er selbst
nicht in grössere Gefahr sincken möchte/
indessen zoge er aus diesen Unglücks-Fü-
gungen diesen Nutzen/ daß er den jenigen
bey dem Volcke unversöhnlich verhast
machte/ und endlich stürtzte/ vor dem er
sich am meisten furchte. Der tapffere a-

ber

maln vortrefflichſten Leute Ruhm uͤber-
troffen/ ſo die Froͤmmigkeit/ Gerechtig-
keit und Klugheit gegleichet der hoͤchſten
Tapfferkeit dieſer unglaublichen Be-
ſtaͤndigkeit im Ungluͤck/ und den ſchoͤnen
Flammen/ ſo in ihm hervorbrachen: Er
wuͤrde angebetet worden ſeyn/ wenn er
mit einiger Selbſtregirung oder Zuruͤck-
haltung gar zu muthiger Begierden vor-
genommen/ was er mit wilder Ungeſtuͤ-
migkeit erzwingen wollen: Mazarin
hingegen verbergte/ buͤgte und ſchmiegte
ſich vor denen bloß auff ihn loßgehenden
Ungewitter/ er durffte nicht dran den-
cken/ was anſtaͤndig oder thulich ſein
moͤchte/ er befande daß bey ſolcher deſpe-
raten
Beſchaffenheit durch waſerley
Rath/ Huͤlffe und Mitteler nichts ſchaf-
fen kondte/ ſondern muſte nur bedacht
ſeyn/ wie der Koͤnig/ das Reich/ Er ſelbſt
nicht in groͤſſere Gefahr ſincken moͤchte/
indeſſen zoge er aus dieſen Ungluͤcks-Fuͤ-
gungen dieſen Nutzen/ daß er den jenigen
bey dem Volcke unverſoͤhnlich verhaſt
machte/ und endlich ſtuͤrtzte/ vor dem er
ſich am meiſten furchte. Der tapffere a-

ber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0436"/>
maln vortrefflich&#x017F;ten Leute Ruhm u&#x0364;ber-<lb/>
troffen/ &#x017F;o die Fro&#x0364;mmigkeit/ Gerechtig-<lb/>
keit und Klugheit gegleichet der ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Tapfferkeit die&#x017F;er unglaublichen Be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit im Unglu&#x0364;ck/ und den &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
Flammen/ &#x017F;o in ihm hervorbrachen: Er<lb/>
wu&#x0364;rde angebetet worden &#x017F;eyn/ wenn er<lb/>
mit einiger Selb&#x017F;tregirung oder Zuru&#x0364;ck-<lb/>
haltung gar zu muthiger Begierden vor-<lb/>
genommen/ was er mit wilder Unge&#x017F;tu&#x0364;-<lb/>
migkeit erzwingen wollen: <hi rendition="#aq">Mazarin</hi><lb/>
hingegen verbergte/ bu&#x0364;gte und &#x017F;chmiegte<lb/>
&#x017F;ich vor denen bloß auff ihn loßgehenden<lb/>
Ungewitter/ er durffte nicht dran den-<lb/>
cken/ was an&#x017F;ta&#x0364;ndig oder thulich &#x017F;ein<lb/>
mo&#x0364;chte/ er befande daß bey &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">de&#x017F;pe-<lb/>
raten</hi> Be&#x017F;chaffenheit durch wa&#x017F;erley<lb/>
Rath/ Hu&#x0364;lffe und Mitteler nichts &#x017F;chaf-<lb/>
fen kondte/ &#x017F;ondern mu&#x017F;te nur bedacht<lb/>
&#x017F;eyn/ wie der Ko&#x0364;nig/ das Reich/ Er &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
nicht in gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Gefahr &#x017F;incken mo&#x0364;chte/<lb/>
inde&#x017F;&#x017F;en zoge er aus die&#x017F;en Unglu&#x0364;cks-Fu&#x0364;-<lb/>
gungen die&#x017F;en Nutzen/ daß er den jenigen<lb/>
bey dem Volcke unver&#x017F;o&#x0364;hnlich verha&#x017F;t<lb/>
machte/ und endlich &#x017F;tu&#x0364;rtzte/ vor dem er<lb/>
&#x017F;ich am mei&#x017F;ten furchte. Der tapffere a-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ber</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0436] maln vortrefflichſten Leute Ruhm uͤber- troffen/ ſo die Froͤmmigkeit/ Gerechtig- keit und Klugheit gegleichet der hoͤchſten Tapfferkeit dieſer unglaublichen Be- ſtaͤndigkeit im Ungluͤck/ und den ſchoͤnen Flammen/ ſo in ihm hervorbrachen: Er wuͤrde angebetet worden ſeyn/ wenn er mit einiger Selbſtregirung oder Zuruͤck- haltung gar zu muthiger Begierden vor- genommen/ was er mit wilder Ungeſtuͤ- migkeit erzwingen wollen: Mazarin hingegen verbergte/ buͤgte und ſchmiegte ſich vor denen bloß auff ihn loßgehenden Ungewitter/ er durffte nicht dran den- cken/ was anſtaͤndig oder thulich ſein moͤchte/ er befande daß bey ſolcher deſpe- raten Beſchaffenheit durch waſerley Rath/ Huͤlffe und Mitteler nichts ſchaf- fen kondte/ ſondern muſte nur bedacht ſeyn/ wie der Koͤnig/ das Reich/ Er ſelbſt nicht in groͤſſere Gefahr ſincken moͤchte/ indeſſen zoge er aus dieſen Ungluͤcks-Fuͤ- gungen dieſen Nutzen/ daß er den jenigen bey dem Volcke unverſoͤhnlich verhaſt machte/ und endlich ſtuͤrtzte/ vor dem er ſich am meiſten furchte. Der tapffere a- ber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/436
Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/436>, abgerufen am 16.06.2024.