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Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

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Außgeberin kluger Rathschläge gleich der
Politiq zu halten sey: wie dann Ragio-
ne
in Jtalienischer Sprache zwar ein
Recht heisset/ aber auch die Vernunfft/
die erleuchte Behaltnüß alles menschliche
Verstandes/ die Schos/ die Mutter der
Weißheit/ die Herrscherin der Begier-
den/ die jenige/ welche uns zu Menschen
machet/ und gleich wie Ratio Status aus
dero innersten Hertzen herstammet/ ja
mehr als die gemeine ordentliche Prudenz
von der Vernunfft beseelet zuwerden
scheinet/ also hat sie den Nahmen so gar
selbst angezogen/ da sie doch nichts min-
der/ derogleichen Verbänderung unge-
achtet/ an sich selbst eine Prudenz unstrit-
tig verbleibet/ gestalt dann der jenigen/
welche sie davorgehalten/ Meinung diß-
fals allerdings beygepflichtet/ und als ein
unwidertreiblicher Satz vorangeleget
wird/ daß Ratio Status sey eine Klugheit:
und zwar zuregiren/ welches das letztere
Beywort Stato gnungsam an die Hand
giebet; Stato heisset in seiner Sprache
ein Reich/ Regirung oder Regiment/
und hat sein Herkommen von dem Latei-

nischen

Außgeberin kluger Rathſchlaͤge gleich deꝛ
Politiq zu halten ſey: wie dann Ragio-
ne
in Jtalieniſcher Sprache zwar ein
Recht heiſſet/ aber auch die Vernunfft/
die erleuchte Behaltnuͤß alles menſchlichē
Verſtandes/ die Schos/ die Mutter der
Weißheit/ die Herrſcherin der Begier-
den/ die jenige/ welche uns zu Menſchen
machet/ und gleich wie Ratio Status aus
dero innerſten Hertzen herſtammet/ ja
mehr als die gemeine ordentliche Prudenz
von der Vernunfft beſeelet zuwerden
ſcheinet/ alſo hat ſie den Nahmen ſo gar
ſelbſt angezogen/ da ſie doch nichts min-
der/ derogleichen Verbaͤnderung unge-
achtet/ an ſich ſelbſt eine Prudenz unſtrit-
tig verbleibet/ geſtalt dann der jenigen/
welche ſie davorgehalten/ Meinung diß-
fals allerdings beygepflichtet/ und als ein
unwidertreiblicher Satz vorangeleget
wird/ daß Ratio Status ſey eine Klugheit:
und zwar zuregiren/ welches das letztere
Beywort Stato gnungſam an die Hand
giebet; Stato heiſſet in ſeiner Sprache
ein Reich/ Regirung oder Regiment/
und hat ſein Herkommen von dem Latei-

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[0477] Außgeberin kluger Rathſchlaͤge gleich deꝛ Politiq zu halten ſey: wie dann Ragio- ne in Jtalieniſcher Sprache zwar ein Recht heiſſet/ aber auch die Vernunfft/ die erleuchte Behaltnuͤß alles menſchlichē Verſtandes/ die Schos/ die Mutter der Weißheit/ die Herrſcherin der Begier- den/ die jenige/ welche uns zu Menſchen machet/ und gleich wie Ratio Status aus dero innerſten Hertzen herſtammet/ ja mehr als die gemeine ordentliche Prudenz von der Vernunfft beſeelet zuwerden ſcheinet/ alſo hat ſie den Nahmen ſo gar ſelbſt angezogen/ da ſie doch nichts min- der/ derogleichen Verbaͤnderung unge- achtet/ an ſich ſelbſt eine Prudenz unſtrit- tig verbleibet/ geſtalt dann der jenigen/ welche ſie davorgehalten/ Meinung diß- fals allerdings beygepflichtet/ und als ein unwidertreiblicher Satz vorangeleget wird/ daß Ratio Status ſey eine Klugheit: und zwar zuregiren/ welches das letztere Beywort Stato gnungſam an die Hand giebet; Stato heiſſet in ſeiner Sprache ein Reich/ Regirung oder Regiment/ und hat ſein Herkommen von dem Latei- niſchen

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Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/477>, abgerufen am 17.06.2024.