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Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

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Unschuld und Bescheidenheit abgeholffen
werden/ in einem Diener blicke die Un-
schuld hervor/ wenn er seines Herren Ge-
schäffte mit solcher Treu handelte/ das hint-
angesetzet seines Eigennutzes er ihm allein
das gemeine Beste lasse angelegen seyn/ die
Bescheidenheit wäre der rechte Bezoar o-
der Wiedergifft wieder den Neid/ dessen
Feuer gleichwie es von keinem andern Hol-
tze als der Hoffart und Hochmuth/ also kön-
ne es nicht anders geleschet werden/ als mit
dem Wasser der Demuth und Gelindigkeit.
Die Feinde des Cardinals Spinosa, wel-
cher bey dem Philippo II. so beliebt und
werth gehalten war/ daß er schertzweise auff
seinen Nahmen zielende sich verlauten liesse/
che dalle spine del rigore d' un Car-
dinale carpiva le rose delle sue delirie,

Er breche von den Dornen eines rauhen
Cardinals die Rosen seiner Lust/ wusten ihn
mit keinem gewissern Streiche zu fällen/ als
durch gar zu übermäßige Verehrung/ so der
Cardinal annahme/ und von den Feinden
bezeuget wurde/ daß sie dem Könige zuver-
stehen gaben/ nicht mehr zu gehorsamen/
wo es dem Cardinal nicht gefiehle/ dahero

der

Unſchuld und Beſcheidenheit abgeholffen
werden/ in einem Diener blicke die Un-
ſchuld hervor/ wenn er ſeines Herren Ge-
ſchaͤffte mit ſolcher Treu handelte/ das hint-
angeſetzet ſeines Eigennutzes er ihm allein
das gemeine Beſte laſſe angelegen ſeyn/ die
Beſcheidenheit waͤre der rechte Bezoar o-
der Wiedergifft wieder den Neid/ deſſen
Feuer gleichwie es von keinem andern Hol-
tze als der Hoffart und Hochmuth/ alſo koͤn-
ne es nicht anders geleſchet werden/ als mit
dem Waſſer der Demuth und Gelindigkeit.
Die Feinde des Cardinals Spinoſa, wel-
cher bey dem Philippo II. ſo beliebt und
werth gehalten war/ daß er ſchertzweiſe auff
ſeinen Nahmen zielende ſich verlauten lieſſe/
che dalle ſpine del rigore d’ un Car-
dinale carpiva le roſe delle ſue delirie,

Er breche von den Dornen eines rauhen
Cardinals die Roſen ſeiner Luſt/ wuſten ihn
mit keinem gewiſſern Streiche zu faͤllen/ als
durch gar zu uͤbermaͤßige Verehrung/ ſo der
Cardinal annahme/ und von den Feinden
bezeuget wurde/ daß ſie dem Koͤnige zuver-
ſtehen gaben/ nicht mehr zu gehorſamen/
wo es dem Cardinal nicht gefiehle/ dahero

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[0514] Unſchuld und Beſcheidenheit abgeholffen werden/ in einem Diener blicke die Un- ſchuld hervor/ wenn er ſeines Herren Ge- ſchaͤffte mit ſolcher Treu handelte/ das hint- angeſetzet ſeines Eigennutzes er ihm allein das gemeine Beſte laſſe angelegen ſeyn/ die Beſcheidenheit waͤre der rechte Bezoar o- der Wiedergifft wieder den Neid/ deſſen Feuer gleichwie es von keinem andern Hol- tze als der Hoffart und Hochmuth/ alſo koͤn- ne es nicht anders geleſchet werden/ als mit dem Waſſer der Demuth und Gelindigkeit. Die Feinde des Cardinals Spinoſa, wel- cher bey dem Philippo II. ſo beliebt und werth gehalten war/ daß er ſchertzweiſe auff ſeinen Nahmen zielende ſich verlauten lieſſe/ che dalle ſpine del rigore d’ un Car- dinale carpiva le roſe delle ſue delirie, Er breche von den Dornen eines rauhen Cardinals die Roſen ſeiner Luſt/ wuſten ihn mit keinem gewiſſern Streiche zu faͤllen/ als durch gar zu uͤbermaͤßige Verehrung/ ſo der Cardinal annahme/ und von den Feinden bezeuget wurde/ daß ſie dem Koͤnige zuver- ſtehen gaben/ nicht mehr zu gehorſamen/ wo es dem Cardinal nicht gefiehle/ dahero der

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Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/514>, abgerufen am 21.11.2024.