Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
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wetten/ du wirſt einmal bey deinẽ Unverſtan-
de kein Madgen antreffen/ welches dir den
Hindern weiſete. Bey Tiſche brachte er es
nun durch weitlaͤufftige Fragen herumb/ wer
etwan vordieſem in der Stube gewohnet haͤt-
te/ da ſagte der Wirth/ es haͤtte ſie ein Tantz-
Meiſter gehabt/ und waͤre der junge Stutzer
gegenuͤber gleichſam als ſein Stuben-Geſelle
geweſen/ welcher auch unterſchiedene Sachen/
die ſeiner Groß-Mutter Erbſchafft betreffen/
annoch oben verwahret haͤtte/ aus Beyſorge/
der Vater moͤchte ihm ſonſten eine unange-
nehme Viſitation anſtellen. Damit hatte
Gelanor genug/ und wunderte ſich nicht
mehr/ warum der elende Galan die Gaſſen auf
und nieder geſtutzt/ ohn daß ie einer Jungfer
wuͤrcklich zu geſprochen waͤre. Doch wolte er
gerne das Frauen-Zimmer kennen/ welche un-
ter dem Nahmen Amaryllis ſich ſo manirlich
bezeuget hatte. Drumb brachte er den Wirth
beſſer auf die Spruͤnge/ und erfuhr nicht al-
lein die Perſon/ ſondern hoͤrte auch/ es wuͤrde
ehiſtes Tages eine Zuſammenkunfft ihrent-
halben angeſtellet werden. Hiermit ließ er
es gut ſeyn/ und ſagte nur dieſes darzu/ er
hoffe alsdenn das Gluͤcke zuhaben/ mit ſo vor-
nehmen Leuten bekand zu werden.
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/111>, abgerufen am 16.06.2024. |