Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite


wetten/ du wirst einmal bey deinen Unverstan-
de kein Madgen antreffen/ welches dir den
Hindern weisete. Bey Tische brachte er es
nun durch weitläufftige Fragen herumb/ wer
etwan vordiesem in der Stube gewohnet hät-
te/ da sagte der Wirth/ es hätte sie ein Tantz-
Meister gehabt/ und wäre der junge Stutzer
gegenüber gleichsam als sein Stuben-Geselle
gewesen/ welcher auch unterschiedene Sachen/
die seiner Groß-Mutter Erbschafft betreffen/
annoch oben verwahret hätte/ aus Beysorge/
der Vater möchte ihm sonsten eine unange-
nehme Visitation anstellen. Damit hatte
Gelanor genug/ und wunderte sich nicht
mehr/ warum der elende Galan die Gassen auf
und nieder gestutzt/ ohn daß ie einer Jungfer
würcklich zu gesprochen wäre. Doch wolte er
gerne das Frauen-Zimmer kennen/ welche un-
ter dem Nahmen Amaryllis sich so manirlich
bezeuget hatte. Drumb brachte er den Wirth
besser auf die Sprünge/ und erfuhr nicht al-
lein die Person/ sondern hörte auch/ es würde
ehistes Tages eine Zusammenkunfft ihrent-
halben angestellet werden. Hiermit ließ er
es gut seyn/ und sagte nur dieses darzu/ er
hoffe alsdenn das Glücke zuhaben/ mit so vor-
nehmen Leuten bekand zu werden.

CAP.
E v


wetten/ du wirſt einmal bey deinẽ Unverſtan-
de kein Madgen antreffen/ welches dir den
Hindern weiſete. Bey Tiſche brachte er es
nun durch weitlaͤufftige Fragen herumb/ wer
etwan vordieſem in der Stube gewohnet haͤt-
te/ da ſagte der Wirth/ es haͤtte ſie ein Tantz-
Meiſter gehabt/ und waͤre der junge Stutzer
gegenuͤber gleichſam als ſein Stuben-Geſelle
geweſen/ welcher auch unterſchiedene Sachen/
die ſeiner Groß-Mutter Erbſchafft betreffen/
annoch oben verwahret haͤtte/ aus Beyſorge/
der Vater moͤchte ihm ſonſten eine unange-
nehme Viſitation anſtellen. Damit hatte
Gelanor genug/ und wunderte ſich nicht
mehr/ warum der elende Galan die Gaſſen auf
und nieder geſtutzt/ ohn daß ie einer Jungfer
wuͤrcklich zu geſprochen waͤre. Doch wolte er
gerne das Frauen-Zimmer kennen/ welche un-
ter dem Nahmen Amaryllis ſich ſo manirlich
bezeuget hatte. Drumb brachte er den Wirth
beſſer auf die Spruͤnge/ und erfuhr nicht al-
lein die Perſon/ ſondern hoͤrte auch/ es wuͤrde
ehiſtes Tages eine Zuſammenkunfft ihrent-
halben angeſtellet werden. Hiermit ließ er
es gut ſeyn/ und ſagte nur dieſes darzu/ er
hoffe alsdenn das Gluͤcke zuhaben/ mit ſo vor-
nehmen Leuten bekand zu werden.

CAP.
E v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0111" n="105"/><lb/>
wetten/ du wir&#x017F;t einmal bey deine&#x0303; <hi rendition="#aq">U</hi>nver&#x017F;tan-<lb/>
de kein Madgen antreffen/ welches dir den<lb/>
Hindern wei&#x017F;ete. Bey Ti&#x017F;che brachte er es<lb/>
nun durch weitla&#x0364;ufftige <hi rendition="#fr">F</hi>ragen herumb/ wer<lb/>
etwan vordie&#x017F;em in der Stube gewohnet ha&#x0364;t-<lb/>
te/ da &#x017F;agte der Wirth/ es ha&#x0364;tte &#x017F;ie ein Tantz-<lb/>
Mei&#x017F;ter gehabt/ und wa&#x0364;re der junge Stutzer<lb/>
gegenu&#x0364;ber gleich&#x017F;am als &#x017F;ein Stuben-Ge&#x017F;elle<lb/>
gewe&#x017F;en/ welcher auch unter&#x017F;chiedene Sachen/<lb/>
die &#x017F;einer Groß-Mutter Erb&#x017F;chafft betreffen/<lb/>
annoch oben verwahret ha&#x0364;tte/ aus Bey&#x017F;orge/<lb/>
der Vater mo&#x0364;chte ihm &#x017F;on&#x017F;ten eine unange-<lb/>
nehme <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;itation</hi> an&#x017F;tellen. Damit hatte<lb/><hi rendition="#aq">Gelanor</hi> genug/ und wunderte &#x017F;ich nicht<lb/>
mehr/ warum der elende <hi rendition="#aq">Galan</hi> die Ga&#x017F;&#x017F;en auf<lb/>
und nieder ge&#x017F;tutzt/ ohn daß ie einer Jungfer<lb/>
wu&#x0364;rcklich zu ge&#x017F;prochen wa&#x0364;re. Doch wolte er<lb/>
gerne das Frauen-Zimmer kennen/ welche un-<lb/>
ter dem Nahmen <hi rendition="#aq">Amaryllis</hi> &#x017F;ich &#x017F;o manirlich<lb/>
bezeuget hatte. Drumb brachte er den Wirth<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er auf die Spru&#x0364;nge/ und erfuhr nicht al-<lb/>
lein die Per&#x017F;on/ &#x017F;ondern ho&#x0364;rte auch/ es wu&#x0364;rde<lb/>
ehi&#x017F;tes Tages eine Zu&#x017F;ammenkunfft ihrent-<lb/>
halben ange&#x017F;tellet werden. Hiermit ließ er<lb/>
es gut &#x017F;eyn/ und &#x017F;agte nur die&#x017F;es darzu/ er<lb/>
hoffe alsdenn das Glu&#x0364;cke zuhaben/ mit &#x017F;o vor-<lb/>
nehmen Leuten bekand zu werden.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">E v</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">CAP.</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0111] wetten/ du wirſt einmal bey deinẽ Unverſtan- de kein Madgen antreffen/ welches dir den Hindern weiſete. Bey Tiſche brachte er es nun durch weitlaͤufftige Fragen herumb/ wer etwan vordieſem in der Stube gewohnet haͤt- te/ da ſagte der Wirth/ es haͤtte ſie ein Tantz- Meiſter gehabt/ und waͤre der junge Stutzer gegenuͤber gleichſam als ſein Stuben-Geſelle geweſen/ welcher auch unterſchiedene Sachen/ die ſeiner Groß-Mutter Erbſchafft betreffen/ annoch oben verwahret haͤtte/ aus Beyſorge/ der Vater moͤchte ihm ſonſten eine unange- nehme Viſitation anſtellen. Damit hatte Gelanor genug/ und wunderte ſich nicht mehr/ warum der elende Galan die Gaſſen auf und nieder geſtutzt/ ohn daß ie einer Jungfer wuͤrcklich zu geſprochen waͤre. Doch wolte er gerne das Frauen-Zimmer kennen/ welche un- ter dem Nahmen Amaryllis ſich ſo manirlich bezeuget hatte. Drumb brachte er den Wirth beſſer auf die Spruͤnge/ und erfuhr nicht al- lein die Perſon/ ſondern hoͤrte auch/ es wuͤrde ehiſtes Tages eine Zuſammenkunfft ihrent- halben angeſtellet werden. Hiermit ließ er es gut ſeyn/ und ſagte nur dieſes darzu/ er hoffe alsdenn das Gluͤcke zuhaben/ mit ſo vor- nehmen Leuten bekand zu werden. CAP. E v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/111
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/111>, abgerufen am 21.11.2024.