Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
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fand/ daß der gute Knabe nichts anders thun
muſte/ als etliche Lateiniſche formulas ſine
judicio außwendig lernen/ die er bey vorfal-
lender Gelegenheit/ nicht viel kluͤger als ein
Papagoy herbeten kunte: er mochte nun von
der Sache ichts oder nichts verſtehn. Da
remonſtrirte nun Gelan. dem ehrlichen Mañe/
wie er mit ſeiner ſonderlichen Hoffnung waͤre
hinter dz Licht gefuͤhret woꝛden/ und wie ſchlim
er ſein vaͤterliches Gewiſſẽ verwahren wuͤrde/
wenn er den Sohn nicht in Zeiten auß dem
Labyrinth herauß fuͤhrte. Der Advocat ent-
ſchuldigte ſich/ er haͤtte hierin vornehmer Leute
Gutachten angeſehen: und dar zu ſo koͤnte es
vielleicht mit jungen Leuten nicht im erſten
Jahre zur Vollkommenheit gebracht werden:
Er ſaͤhe gleichwohl/ daß noch huͤbſche Com-
pendia diſcendi darbey getrieben wuͤrden.
Erſtlich wuͤſte er/ daß ſein Sohn den Orbem
pictum perfect durchgetrieben haͤtte. Ge-
lanoꝛ wuſte nicht/ was es vor ein Buch waͤre/
doch als er ſolches nur ein wenig in die Haͤnde
bekam/ ſo ſagte er: Jch finde viel Zeugs/ das
zu leꝛnen iſt/ doch ſehe ich nichts/ das ins kuͤnff-
tige zu gebrauchen iſt/ die wunderlichen Leute
wollen nur Latein gelernt haben/ und ſehen nit
aufden ſcopum, warum man eben ſolcher
Sprache von noͤthen hat.
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