Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite


Politischen Qvacksalberey reden solte/ da man
offt quid pro quo nehmen müste/ der würde
vielleicht grössern Betrug antreffen/ als in
dieser elenden Bude/ da nichts als einfälti-
ge Bauren zu sammen kämen. Florindo
fragte/ ob die Politici auch mit Salben han-
delten? Ja wohl/ sagte der Hoffmeister/ sind
Salbenbüchsen genug/ damit den Leuten die
Augen verkleistert werden/ aber es ist nicht
von nöthen/ daß man solches allen Leuten weiß
macht. Florindo ward begierig die sonder-
lichen Sachen zu erfahren/ und hielt instän-
dig an/ Gelanor möchte doch etwas deutlicher
reden. Da sagte dieser/ habt ihr nicht das
Buch gesehen/ da forn auf dem Titel steht/
der Politische Quacksalber[:] seht dassel-
be durch/ so wird euch die Thüre zum Ver-
ständniß schon geöffnet werden. Mehr sagte
er nicht/ denn es ist vergebene Arbeit/ daß man
jungen unverständigen Leuten viel von Politischen
Staatshändeln auffbriefen will/ weil sie doch
mit ihrem einfältigen Verstande so weit nit
langen/ und alle dergleichen actiones viel-
mehr ansehen/ wie die Kuh das neue Thor.
Und fürwar hierinn erwieß Gelanor eine un-
gemeine Klugheit/ die man vielen grossen und
hochtrabenden Leuten vergebens wünschen
muß.

CAP.


Politiſchen Qvackſalberey reden ſolte/ da man
offt quid pro quo nehmen muͤſte/ der wuͤrde
vielleicht groͤſſern Betrug antreffen/ als in
dieſer elenden Bude/ da nichts als einfaͤlti-
ge Bauren zu ſammen kaͤmen. Florindo
fragte/ ob die Politici auch mit Salben han-
delten? Ja wohl/ ſagte der Hoffmeiſter/ ſind
Salbenbuͤchſen genug/ damit den Leuten die
Augen verkleiſtert werden/ aber es iſt nicht
von noͤthen/ daß man ſolches allen Leuten weiß
macht. Florindo ward begierig die ſonder-
lichen Sachen zu erfahren/ und hielt inſtaͤn-
dig an/ Gelanor moͤchte doch etwas deutlicher
reden. Da ſagte dieſer/ habt ihr nicht das
Buch geſehen/ da forn auf dem Titel ſteht/
der Politiſche Quackſalber[:] ſeht daſſel-
be durch/ ſo wird euch die Thuͤre zum Ver-
ſtaͤndniß ſchon geoͤffnet werden. Mehr ſagte
er nicht/ deñ es iſt vergebene Arbeit/ daß man
jungẽ unverſtaͤndigẽ Leutẽ viel von Politiſchẽ
Staatshaͤndeln auffbriefen will/ weil ſie doch
mit ihrem einfaͤltigen Verſtande ſo weit nit
langen/ und alle dergleichen actiones viel-
mehr anſehen/ wie die Kuh das neue Thor.
Und fuͤrwar hierinn erwieß Gelanor eine un-
gemeine Klugheit/ die man vielen groſſen und
hochtrabenden Leuten vergebens wuͤnſchen
muß.

CAP.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0170" n="164"/><lb/>
Politi&#x017F;chen Qvack&#x017F;alberey reden &#x017F;olte/ da man<lb/>
offt <hi rendition="#aq">quid pro quo</hi> nehmen mu&#x0364;&#x017F;te/ der wu&#x0364;rde<lb/>
vielleicht gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Betrug antreffen/ als in<lb/>
die&#x017F;er elenden Bude/ da nichts als einfa&#x0364;lti-<lb/>
ge Bauren zu &#x017F;ammen ka&#x0364;men. <hi rendition="#aq">Florindo</hi><lb/>
fragte/ ob die <hi rendition="#aq">Politici</hi> auch mit Salben han-<lb/>
delten? Ja wohl/ &#x017F;agte der Hoffmei&#x017F;ter/ &#x017F;ind<lb/>
Salbenbu&#x0364;ch&#x017F;en genug/ damit den Leuten die<lb/>
Augen verklei&#x017F;tert werden/ aber es i&#x017F;t nicht<lb/>
von no&#x0364;then/ daß man &#x017F;olches allen Leuten weiß<lb/>
macht. <hi rendition="#aq">Florindo</hi> ward begierig die &#x017F;onder-<lb/>
lichen Sachen zu erfahren/ und hielt in&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dig an/ <hi rendition="#aq">Gelanor</hi> mo&#x0364;chte doch etwas deutlicher<lb/>
reden. Da &#x017F;agte die&#x017F;er/ habt ihr nicht das<lb/>
Buch ge&#x017F;ehen/ da forn auf dem Titel &#x017F;teht/<lb/><hi rendition="#fr">der Politi&#x017F;che Quack&#x017F;alber<supplied>:</supplied></hi> &#x017F;eht da&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
be durch/ &#x017F;o wird euch die Thu&#x0364;re zum Ver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndniß &#x017F;chon geo&#x0364;ffnet werden. Mehr &#x017F;agte<lb/>
er nicht/ den&#x0303; es i&#x017F;t vergebene Arbeit/ daß man<lb/>
junge&#x0303; unver&#x017F;ta&#x0364;ndige&#x0303; Leute&#x0303; viel von Politi&#x017F;che&#x0303;<lb/>
Staatsha&#x0364;ndeln auffbriefen will/ weil &#x017F;ie doch<lb/>
mit ihrem einfa&#x0364;ltigen Ver&#x017F;tande &#x017F;o weit nit<lb/>
langen/ und alle dergleichen <hi rendition="#aq">actiones</hi> viel-<lb/>
mehr an&#x017F;ehen/ wie die Kuh das neue Thor.<lb/>
Und fu&#x0364;rwar hierinn erwieß <hi rendition="#aq">Gelanor</hi> eine un-<lb/>
gemeine Klugheit/ die man vielen gro&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
hochtrabenden Leuten vergebens wu&#x0364;n&#x017F;chen<lb/>
muß.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">CAP.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0170] Politiſchen Qvackſalberey reden ſolte/ da man offt quid pro quo nehmen muͤſte/ der wuͤrde vielleicht groͤſſern Betrug antreffen/ als in dieſer elenden Bude/ da nichts als einfaͤlti- ge Bauren zu ſammen kaͤmen. Florindo fragte/ ob die Politici auch mit Salben han- delten? Ja wohl/ ſagte der Hoffmeiſter/ ſind Salbenbuͤchſen genug/ damit den Leuten die Augen verkleiſtert werden/ aber es iſt nicht von noͤthen/ daß man ſolches allen Leuten weiß macht. Florindo ward begierig die ſonder- lichen Sachen zu erfahren/ und hielt inſtaͤn- dig an/ Gelanor moͤchte doch etwas deutlicher reden. Da ſagte dieſer/ habt ihr nicht das Buch geſehen/ da forn auf dem Titel ſteht/ der Politiſche Quackſalber: ſeht daſſel- be durch/ ſo wird euch die Thuͤre zum Ver- ſtaͤndniß ſchon geoͤffnet werden. Mehr ſagte er nicht/ deñ es iſt vergebene Arbeit/ daß man jungẽ unverſtaͤndigẽ Leutẽ viel von Politiſchẽ Staatshaͤndeln auffbriefen will/ weil ſie doch mit ihrem einfaͤltigen Verſtande ſo weit nit langen/ und alle dergleichen actiones viel- mehr anſehen/ wie die Kuh das neue Thor. Und fuͤrwar hierinn erwieß Gelanor eine un- gemeine Klugheit/ die man vielen groſſen und hochtrabenden Leuten vergebens wuͤnſchen muß. CAP.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/170
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/170>, abgerufen am 24.11.2024.