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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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der gute Junge so gedultig war/ bald muste er
die Schienbeine hinstellen/ und sich auß aller
Macht drauff prügeln lassen: Balt muste er
mit den Händen Pfötgen halten: Bald
muste er mit den Backen auffblasen/ und eine
Maulschelle nach der andern einfressen/ und
was der Händel mehr war.

Nachdem nun der arme Tropff wohl
strappezirt war/ fieng der Herr an/ Ach du
Bösewicht/ siehe wie ich mir deinetwegen das
Leben abkürtzen muß/ ist es auch möglich daß
ein Tag vorbey geht/ da ich mich nicht erzür-
nen muß. Wolte ich doch das Leben keinem
Hunde gönnen. Ach Herr Wirth/ ist keine
Citrone da/ die Galle läufft mir in Magen.
Ach der Schelme wird noch zum Mörder an
meinem Leibe/ etc die Compagnie sahe den
Narren an und ließ ihn reden. Doch als ihn
der Wirth in sein Zimmer gebracht/ sagte Eu-
rylas,
nun das Glücke hält sich wohl/ die Nar-
ren präsentiren sich von Tage zu Tage besser. Der
Zwecken-Peter möchte sich nicht erzürnen/
wann ihm die Boßheit so geschwind in die
Caldaunen fährt. So will er erstlich sehen
lassen/ daß er Macht hat so einen elenden Jun-
gen zu prügeln/ und vors andere thut er fein
närrisch/ daß die Leute dencken sollen/ er wird

flugs


der gute Junge ſo gedultig war/ bald muſte er
die Schienbeine hinſtellen/ und ſich auß aller
Macht drauff pruͤgeln laſſen: Balt muſte er
mit den Haͤnden Pfoͤtgen halten: Bald
muſte er mit den Backen auffblaſen/ und eine
Maulſchelle nach der andern einfreſſen/ und
was der Haͤndel mehr war.

Nachdem nun der arme Tropff wohl
ſtrappezirt war/ fieng der Herr an/ Ach du
Boͤſewicht/ ſiehe wie ich mir deinetwegen das
Leben abkuͤrtzen muß/ iſt es auch moͤglich daß
ein Tag vorbey geht/ da ich mich nicht erzuͤr-
nen muß. Wolte ich doch das Leben keinem
Hunde goͤnnen. Ach Herr Wirth/ iſt keine
Citrone da/ die Galle laͤufft mir in Magen.
Ach der Schelme wird noch zum Moͤrder an
meinem Leibe/ ꝛc die Compagnie ſahe den
Narren an und ließ ihn reden. Doch als ihn
der Wirth in ſein Zimmer gebracht/ ſagte Eu-
rylas,
nun das Gluͤcke haͤlt ſich wohl/ die Nar-
rẽ praͤſentiꝛẽ ſich von Tage zu Tage beſſeꝛ. Deꝛ
Zwecken-Peter moͤchte ſich nicht erzuͤrnen/
wann ihm die Boßheit ſo geſchwind in die
Caldaunen faͤhrt. So will er erſtlich ſehen
laſſen/ daß er Macht hat ſo einen elenden Jun-
gen zu pruͤgeln/ und vors andere thut er fein
naͤrriſch/ daß die Leute dencken ſollen/ er wird

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[259/0265] der gute Junge ſo gedultig war/ bald muſte er die Schienbeine hinſtellen/ und ſich auß aller Macht drauff pruͤgeln laſſen: Balt muſte er mit den Haͤnden Pfoͤtgen halten: Bald muſte er mit den Backen auffblaſen/ und eine Maulſchelle nach der andern einfreſſen/ und was der Haͤndel mehr war. Nachdem nun der arme Tropff wohl ſtrappezirt war/ fieng der Herr an/ Ach du Boͤſewicht/ ſiehe wie ich mir deinetwegen das Leben abkuͤrtzen muß/ iſt es auch moͤglich daß ein Tag vorbey geht/ da ich mich nicht erzuͤr- nen muß. Wolte ich doch das Leben keinem Hunde goͤnnen. Ach Herr Wirth/ iſt keine Citrone da/ die Galle laͤufft mir in Magen. Ach der Schelme wird noch zum Moͤrder an meinem Leibe/ ꝛc die Compagnie ſahe den Narren an und ließ ihn reden. Doch als ihn der Wirth in ſein Zimmer gebracht/ ſagte Eu- rylas, nun das Gluͤcke haͤlt ſich wohl/ die Nar- rẽ praͤſentiꝛẽ ſich von Tage zu Tage beſſeꝛ. Deꝛ Zwecken-Peter moͤchte ſich nicht erzuͤrnen/ wann ihm die Boßheit ſo geſchwind in die Caldaunen faͤhrt. So will er erſtlich ſehen laſſen/ daß er Macht hat ſo einen elenden Jun- gen zu pruͤgeln/ und vors andere thut er fein naͤrriſch/ daß die Leute dencken ſollen/ er wird flugs

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/265>, abgerufen am 22.11.2024.