Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
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nach dem Superlativo in der Narrheit. Was
bildet er ſich mit ſeiner vornehmen Charge ein?
weiß er nicht/ wenn die Schweine auf den
Moͤhren oder Ruͤben-Acker kommen/ ſo er-
wiſcht die groͤſte Sau gemeimglich das groͤ-
ſte Stuͤcke. Es faͤllt mir bey/ was in der al-
ten Kirchen-Hiſtorie von einem Biſchoff er-
zehlet wird. Dieſer ließ ſich viel duͤncken/ daß
er ſo ein vornehmes Ammt erlanget haͤtte/ und
ſahe alle andere Leute gegen ihm zu rechnen
vor Katzen an. Endlich erſchien ihm im
Schlaffe ein Engel/ und redete ihn alſo an:
Warumb erhebſt du dich deines hohen Be-
ruffs/ meynſt du/ daß deine Qvalitaͤten ſolches
verdient haben? Ach nein/ die Gemeine iſt kei-
nes beſſern Biſchoffs werth geweſen. Mich
duͤnckt/ wer manchen Rath/ Superintenden-
ten/ Buͤrgermeiſter/ Am̃tmann/ Richter und
dergleichen anatomiren ſolte/ es wuͤrde nichts
anders herauß kommen/ als Gott habe die
Gemeine nicht aͤrger ſtraffen koͤnnen/ als mit
ſo einem geſchnitzten Palm-Eſel/ dem man
nun faſt goͤttliche Ehre anthun muͤſſe. Hier
ſagte einer am Tiſche/ er haͤtte ſolches in
der That offt erfahren. Jch kenne/ ſagte er/
einen Burgemeiſter/ der will ſich an den Grie-
chiſchen Patribus zu tode leſen: einen Super-
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