Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
Wie
Wie
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0296" n="290"/><lb/> ben. Zu wuͤndſchẽ waͤre es/ daß etliche gute<lb/> Leute auf <hi rendition="#aq">Univerſi</hi>taͤten ſich hierinn maͤſſigten/<lb/> und die jungen Studenten nicht in der glei-<lb/> chen <hi rendition="#aq">Theoreti</hi>ſche Jrrthuͤmer fuͤhrten/ ſon-<lb/> dern vielmehr den <hi rendition="#aq">uſum</hi> in den hoͤhern <hi rendition="#aq">diſci-<lb/> plinen</hi> zeigten/ und in den andern <hi rendition="#aq">adiaphoris</hi><lb/> einen ieglichen bey ſeinen neun Augen lieſſen.<lb/> Die jungen Studenten machten ein paar<lb/> groſſe Augen/ und verwunderten ſich/ daß<lb/> ein <hi rendition="#aq">Politicus</hi> in bunten Kleidern von ſolchen<lb/> Sachen alſo frey urtheilen wolte. Doch war<lb/> der <hi rendition="#aq">Reſpect</hi> gegen ihre <hi rendition="#aq">Præceptores</hi> ſo groß/<lb/> daß ſie die Erinnerung ſo gar umbſonſt und<lb/> undiſputiet nicht begehrten anzunehmnen/<lb/> drumb fragte einer/ ob es rathſam waͤre/ zwey<lb/><hi rendition="#aq">contradictoria</hi> vor wahr zu halten? Es waͤre<lb/> ja unmoͤglich/ daß nicht eines von beyden<lb/> muͤſte falſch ſeyn. <hi rendition="#aq">Gelanor</hi> ſagte/ ihr lieber<lb/> Menſch reiſſen euch die <hi rendition="#aq">contradictoria</hi> ſo ſehr<lb/> im Leibe? gebt doch zuvor achtung drauff/ ob<lb/> dieſelbe ſich in dem Hauptwercke oder in dem<lb/> Neben wercke befinden? oder daß ich deutli-<lb/> cher rede/ ſehet ob die <hi rendition="#aq">contradictoria</hi> den <hi rendition="#aq">fi-<lb/> nem</hi> oder die <hi rendition="#aq">media</hi> betreffen? die <hi rendition="#aq">media</hi> oder<lb/> die <hi rendition="#aq">Hypotheſes</hi> moͤgen wohl bey andern <hi rendition="#aq">con-<lb/> tradictoriè</hi> angenommen werden/ wenn nur<lb/> die <hi rendition="#aq">concluſiones</hi> allenthalben richtig ſind.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [290/0296]
ben. Zu wuͤndſchẽ waͤre es/ daß etliche gute
Leute auf Univerſitaͤten ſich hierinn maͤſſigten/
und die jungen Studenten nicht in der glei-
chen Theoretiſche Jrrthuͤmer fuͤhrten/ ſon-
dern vielmehr den uſum in den hoͤhern diſci-
plinen zeigten/ und in den andern adiaphoris
einen ieglichen bey ſeinen neun Augen lieſſen.
Die jungen Studenten machten ein paar
groſſe Augen/ und verwunderten ſich/ daß
ein Politicus in bunten Kleidern von ſolchen
Sachen alſo frey urtheilen wolte. Doch war
der Reſpect gegen ihre Præceptores ſo groß/
daß ſie die Erinnerung ſo gar umbſonſt und
undiſputiet nicht begehrten anzunehmnen/
drumb fragte einer/ ob es rathſam waͤre/ zwey
contradictoria vor wahr zu halten? Es waͤre
ja unmoͤglich/ daß nicht eines von beyden
muͤſte falſch ſeyn. Gelanor ſagte/ ihr lieber
Menſch reiſſen euch die contradictoria ſo ſehr
im Leibe? gebt doch zuvor achtung drauff/ ob
dieſelbe ſich in dem Hauptwercke oder in dem
Neben wercke befinden? oder daß ich deutli-
cher rede/ ſehet ob die contradictoria den fi-
nem oder die media betreffen? die media oder
die Hypotheſes moͤgen wohl bey andern con-
tradictoriè angenommen werden/ wenn nur
die concluſiones allenthalben richtig ſind.
Wie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeBei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |