Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
1. Bulle
1. Bulle
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0312" n="306"/><lb/> die <hi rendition="#aq">Inſtruction,</hi> daß ihr die Ohren ſummten/<lb/> und daß ihr das Geſchmeide vom Kopffe fiel.<lb/> Da war kein erbarmen/ da halff keine Ent-<lb/> ſchuldigung/ da folgte ein Schlag auff<lb/> den andern; das beſte Gluͤck war/ daß eine<lb/> kleine Seiten-Treppe zur Hinter-Thuͤre zu<lb/> gieng/ da dieſe geputzte <hi rendition="#aq">Venus</hi> mit der Magd<lb/> heimlich fortſchleichen kunte. Es hat mir<lb/> auch ein guter <hi rendition="#fr">F</hi>reund/ der neben anwohn-<lb/> te/ erzehlt/ daß der Bettel-Tantz zu Hauſe erſt<lb/> recht angangen/ und daß man auß allen Um-<lb/> ſtaͤnden haͤtte ſchweren ſollen/ das liebe Kind<lb/> von neunzehen Jahren waͤre umb das hin-<lb/> terſte Theil ihres Leibes mir der Ruthe ver-<lb/> braͤmet worden. An dieſem Ungluͤcke haͤtte<lb/> ich ſollen beſaͤnfftiget werden; doch die un-<lb/> barmhertzigen Angſt-Laͤuſe ſtackẽ mir in Haa-<lb/> ren/ daß ich die Hiſtorie in der gantzen Stadt<lb/> außbreitete/ und das Menſch in einen uner-<lb/> hoͤrten Schimpff brachte. Ja/ weil ich eine<lb/> ſonderliche <hi rendition="#aq">Vene</hi> zu teutſchen Verſen bey mir<lb/> merckte/ ſetzte ich folgendes Lied auf/ und<lb/> ließ es vor ihrer Thuͤr abſingen. Jhr Herren/<lb/> daß ihr die Melodey mit begreiffen koͤnnet/<lb/> ſo will ichs auch ſingen im Thon: Ach traute<lb/> Schweſter mein/ ꝛc.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">1. <hi rendition="#aq">Bulle</hi></fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [306/0312]
die Inſtruction, daß ihr die Ohren ſummten/
und daß ihr das Geſchmeide vom Kopffe fiel.
Da war kein erbarmen/ da halff keine Ent-
ſchuldigung/ da folgte ein Schlag auff
den andern; das beſte Gluͤck war/ daß eine
kleine Seiten-Treppe zur Hinter-Thuͤre zu
gieng/ da dieſe geputzte Venus mit der Magd
heimlich fortſchleichen kunte. Es hat mir
auch ein guter Freund/ der neben anwohn-
te/ erzehlt/ daß der Bettel-Tantz zu Hauſe erſt
recht angangen/ und daß man auß allen Um-
ſtaͤnden haͤtte ſchweren ſollen/ das liebe Kind
von neunzehen Jahren waͤre umb das hin-
terſte Theil ihres Leibes mir der Ruthe ver-
braͤmet worden. An dieſem Ungluͤcke haͤtte
ich ſollen beſaͤnfftiget werden; doch die un-
barmhertzigen Angſt-Laͤuſe ſtackẽ mir in Haa-
ren/ daß ich die Hiſtorie in der gantzen Stadt
außbreitete/ und das Menſch in einen uner-
hoͤrten Schimpff brachte. Ja/ weil ich eine
ſonderliche Vene zu teutſchen Verſen bey mir
merckte/ ſetzte ich folgendes Lied auf/ und
ließ es vor ihrer Thuͤr abſingen. Jhr Herren/
daß ihr die Melodey mit begreiffen koͤnnet/
ſo will ichs auch ſingen im Thon: Ach traute
Schweſter mein/ ꝛc.
1. Bulle
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeBei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |