Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
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Jungen unter die Tafel kriechen/ und ließ
gleich unter die Jungfer ein groß Glaß Bier
gantz ſachte außgieſſen/ daß es nicht anders
außſahe/ als haͤtte das liebe Menſch garſtig
gethan. Als denn nahm ich meine Gelegen-
heit in Acht/ als die Tutſche Mutter in die
Stube kam/ und zum rechten ſehen wolte/ da
ruffte ich ſie zu mir/ fieng mit ihr an zu ſchwa-
tzen/ fragte ſie/ ob es ihr ſauer wuͤrde/ und ob
ſie ein Stuͤck Marcipan haben wolte? Jndem
entfiel mir das Meſſer/ da war die gute Frau
hofflich/ und nahm das Licht vom Muſican-
ten-Tiſche weg/ und wolte das Meſſer ſuchen.
Allein wie ſie der groſſen Katz-Bach unter
dem Tiſche anſichtig ward/ und den erſten
Qvell bey ihrer Tochter abmerckte/ uͤberlieff ſie
eine ſchamhafftige und boßhafftige Roͤthe/ daß
ſie außſah wie ein Zinß-Hahn/ und der Treh-
ter alſobald befahl/ ſie ſolte auffſtehn. Die
gute Schweſter wuſte nicht/ was die Mutter
in der Kuͤchen-Kammer ſo heimlich mit ihr
zu reden haͤtte/ ich halte ſie ſtund in den Ge-
dancken/ weil keine Hochzeit vorbracht wuͤrde/
da man nicht eine andere erdaͤchte/ ſo wuͤrde ſie
nun die Reihe treffen/ und wuͤrde ihr die Mut-
ter Inſtruction geben/ wem ſie am hoͤfflichſten
begegnen ſolte. Aber mich deucht/ ſie kriegte
die
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