Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
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<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0043" n="37"/><lb/> che noch im blinden Heidenthum lebten/ war<lb/> es kein Wunder/ daß dergleichen <hi rendition="#aq">Duell</hi> ge-<lb/> hegt wurden; denn ſie ſtunden in dem Aber-<lb/> glauben/ als muͤſte bey der beſten Sache auch<lb/> nothwendig das beſte Gluͤck ſeyn. Nun aber<lb/> wir Chriſten aus der hellen Erfahrung ver-<lb/> gewiſſert ſind/ daß offt die aͤrgſten Zaͤncker und<lb/> Staͤncker denen unſchuldigſten und froͤmſten<lb/> Leuten uͤberlegen ſeyn/ und daß mancher an<lb/> ſtatt geſuchter <hi rendition="#aq">ſatisfaction</hi> ſein Leben in die<lb/> Schantze geſchlagen/ ſo ſcheinet es ja wunder-<lb/> lich/ daß man noch ferner in ſeine eigene Ge-<lb/> fahr hinein rennen will. Da waͤre es eine<lb/> Sache/ wenn der <hi rendition="#aq">provocant</hi> ſeine drey Kreutz-<lb/> hiebe auf gut Schweitzeriſch duͤrffte vorauß<lb/> thun/ als denn moͤchte es zu gleichen Theilen<lb/> gehen. <hi rendition="#aq">Gelano<supplied>r</supplied></hi> fing ihm dieſe Rede auf/ und<lb/> ſagte/ ihr Herren Geiſtlichen/ ihr habt gut re-<lb/> den/ indem ihr auf euren Hartzkappen das<lb/><hi rendition="#aq">privilegium</hi> habt/ daß ihr euch nicht wehren<lb/> duͤrfft/und man hat es nun erfahren/ daß es<lb/> groſſẽ <hi rendition="#aq">Doctoribus</hi> nichts am Handwerck ſcha-<lb/> det/ weñ ſie ſich gleich unter einan der Schelm<lb/> und Diebe heiſſen. <hi rendition="#aq">Tu, ſi hic eſſes, aliter ſen-<lb/> tires.</hi> Es muß wohl mancher mit machen/<lb/> der ſonſt ſchlechte Luſt darzu hat. Die Ge-<lb/> wonheit iſt ein ſtarcker Strom/ dem ein ſchlech-<lb/> ter Baum nicht widerſtehen kan. Der Prie-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B vij</fw><fw place="bottom" type="catch">ſter</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0043]
che noch im blinden Heidenthum lebten/ war
es kein Wunder/ daß dergleichen Duell ge-
hegt wurden; denn ſie ſtunden in dem Aber-
glauben/ als muͤſte bey der beſten Sache auch
nothwendig das beſte Gluͤck ſeyn. Nun aber
wir Chriſten aus der hellen Erfahrung ver-
gewiſſert ſind/ daß offt die aͤrgſten Zaͤncker und
Staͤncker denen unſchuldigſten und froͤmſten
Leuten uͤberlegen ſeyn/ und daß mancher an
ſtatt geſuchter ſatisfaction ſein Leben in die
Schantze geſchlagen/ ſo ſcheinet es ja wunder-
lich/ daß man noch ferner in ſeine eigene Ge-
fahr hinein rennen will. Da waͤre es eine
Sache/ wenn der provocant ſeine drey Kreutz-
hiebe auf gut Schweitzeriſch duͤrffte vorauß
thun/ als denn moͤchte es zu gleichen Theilen
gehen. Gelanor fing ihm dieſe Rede auf/ und
ſagte/ ihr Herren Geiſtlichen/ ihr habt gut re-
den/ indem ihr auf euren Hartzkappen das
privilegium habt/ daß ihr euch nicht wehren
duͤrfft/und man hat es nun erfahren/ daß es
groſſẽ Doctoribus nichts am Handwerck ſcha-
det/ weñ ſie ſich gleich unter einan der Schelm
und Diebe heiſſen. Tu, ſi hic eſſes, aliter ſen-
tires. Es muß wohl mancher mit machen/
der ſonſt ſchlechte Luſt darzu hat. Die Ge-
wonheit iſt ein ſtarcker Strom/ dem ein ſchlech-
ter Baum nicht widerſtehen kan. Der Prie-
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