Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
grosse
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tiges Anſuchen deß Tuͤrckiſchen Kaͤyſers waͤre
Grandvezier worden/ ſo wolte ich in der Ste-
phans Kirche zu Wien dem Mahomet zu Eh-
ren die kuͤnfftige Pfingſt-Predigt haltẽ laſſen.
Doch der Hencker hat die Jeſuiten erdacht/
die mich keinmahl vor ihre Kaͤyſerliche Maj.
gelaſſen haben. Jch wolte ein Mittel vorge-
ſchlagen haben/ daß dem Bluthund in Con-
ſtantinopel ſolte angſt und bange worden
ſeyn. Denn wie leicht waͤre es gethan/ daß
ein Befehl aus bracht wuͤrde/ alle Moͤnche und
Nonnen ſolten etliche mal bey ſammen ſchlaf-
fen/ und Kinder zeugen/ darauß in 20. Jahren
eine vollſtaͤndige Armee koͤnte formirt wer-
den. Es ſchiene/ als koͤnte der poſſierliche Sau-
ſewind kein Ende finden/ ſo ſehr hatte er ſich im
diſcurſe vertieffet/ doch machte Gelanor einen
Auffſtand/ welcher einen Boten wegen auf-
ſenbleibendes Wechſels noch vor Tages ab-
fertigen ſolte. Jnzwiſchen machte ſich Flo-
rindo, nach dem er etwas freyere Lufft bekom-
men/ uͤber den Politicum her/ verwunderte ſich
uͤber die ſonderbahre Weisheit/ und wuͤnſchte
ihn zum Hoffmeiſter zu haben. Dem Kerln
wackelte das Hertz vor Freuden und weil er
ihn vor einen jungen Fuͤrſten hielt/ ließ er ſich
deſto eher zu ſolcher Charge behandeln. Da
gieng es nun an ein Vexieren/ er muſte etliche
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