Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
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<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0068" n="62"/><lb/> te die Albertaͤt unter den Buͤrgern auch auf-<lb/> kommen. Zwar der liebe Menſch tauret<lb/> mich/ wo er das Frauenzimmer mit ſo tieffen<lb/> Reverentzen gruͤſſen wird/ moͤchte ihm das <hi rendition="#aq">te-<lb/> ſtimonium</hi> auß dem Schiebſack fallen; Und<lb/> wann alſo der Wind die Herrligkeit einmahl<lb/> wegfuͤhrete/ ſo waͤre es mißlich/ ob iemand be-<lb/> richten koͤnte/ in welcher Facultaͤt er <hi rendition="#aq">Doctor</hi><lb/> worden. O du blinde Welt biſt du ſo nach-<lb/> laͤſſig in der Kinderzucht/ und ſiehſtu nicht/<lb/> daß/ welcher vor der Zeit zum Juncker wird/<lb/> ſolchen Titul in der Zeit ſchwerlich behaupten<lb/> kan. Es bleibet wohl darbey/ wann die jun-<lb/> gen Rotzloͤffel ſich an den Degen binden laſſen/<lb/> oder die Beine uͤber ein Pferd hencken/ ehe ih-<lb/> nen die Thorheit und das Kalbfleiſch vom<lb/> Steiße abgekehret worden/ ſo iſt es mit ihnen/<lb/> und ſonderlich mit ihrem Studiren geſche-<lb/> hen. Die Jugend iſt ohn diß des Sitzens und<lb/> der Arbeit nicht viel gewohnt/ man darff ihr<lb/> nur einen <hi rendition="#fr">F</hi>inger bieten/ ſie wird gar bald die<lb/> gantze Hand hernach ziehen. Doch meinen<lb/> die klugen und uͤberſichtigen Eltern/ welche<lb/> ſonſt alle Splitter zehlen koͤnnen/ es ſey eine<lb/> ſonderbahre Tugend/ wann ſich die Knaben ſo<lb/> hurtig und <hi rendition="#aq">excitar</hi> erweiſen koͤnnen/ und be-<lb/> dencken nicht/ daß die Magd in der Kuͤche kluͤ-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ger</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [62/0068]
te die Albertaͤt unter den Buͤrgern auch auf-
kommen. Zwar der liebe Menſch tauret
mich/ wo er das Frauenzimmer mit ſo tieffen
Reverentzen gruͤſſen wird/ moͤchte ihm das te-
ſtimonium auß dem Schiebſack fallen; Und
wann alſo der Wind die Herrligkeit einmahl
wegfuͤhrete/ ſo waͤre es mißlich/ ob iemand be-
richten koͤnte/ in welcher Facultaͤt er Doctor
worden. O du blinde Welt biſt du ſo nach-
laͤſſig in der Kinderzucht/ und ſiehſtu nicht/
daß/ welcher vor der Zeit zum Juncker wird/
ſolchen Titul in der Zeit ſchwerlich behaupten
kan. Es bleibet wohl darbey/ wann die jun-
gen Rotzloͤffel ſich an den Degen binden laſſen/
oder die Beine uͤber ein Pferd hencken/ ehe ih-
nen die Thorheit und das Kalbfleiſch vom
Steiße abgekehret worden/ ſo iſt es mit ihnen/
und ſonderlich mit ihrem Studiren geſche-
hen. Die Jugend iſt ohn diß des Sitzens und
der Arbeit nicht viel gewohnt/ man darff ihr
nur einen Finger bieten/ ſie wird gar bald die
gantze Hand hernach ziehen. Doch meinen
die klugen und uͤberſichtigen Eltern/ welche
ſonſt alle Splitter zehlen koͤnnen/ es ſey eine
ſonderbahre Tugend/ wann ſich die Knaben ſo
hurtig und excitar erweiſen koͤnnen/ und be-
dencken nicht/ daß die Magd in der Kuͤche kluͤ-
ger
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