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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Uberflüssiger gedancken
Der komm/ und lasse sich auf meinem herde rathen/
Jch bin auf nichts so sehr verpicht.
Ach nein ich möchte nicht.

3. Ach nein/ ich möchte nicht/ die kuchen sind zu dünne/
Die butter ist zu arg/
Die hefen gehn zu starck/
Und die rosinen sind gar sparsamlich darinne/
Der rand ist mager und zubricht/
Ach nein ich möchte nicht.
4. Ach nein ich möchte nicht/ ich muß es nur bekennen/
Die suppe kocht zu scharff/
Und wer es nicht bedarff/
Der wird sich warlich nicht das maul dabey verbrennen/
Der hencker hält euch doch das liecht/
Ach nein/ ich möchte nicht.
5. Ach nein ich möchte nicht/ ietzt leb ich in der faste/
Da eß ich selten viel/
Doch wer nicht warten will/
Der komme nur zu mir früh morgens her zu gaste/
Die tafel ist schon angericht/
Ach nein ich möchte nicht.
VIII.
Man soll einander Du heissen.
ACh! wie geht es immer zu?
Die verliebten hertzen
Heissen nicht einander du/
Wann sie freundlich schertzen.
Alles heist nur er und sie/
Und wann sie sich ehren/
Kan ich kaum mit grosser müh
Schatz und liebgen hören.
2. Nein fürwar/ die reden sind
Mehren-

Uberfluͤſſiger gedancken
Der komm/ und laſſe ſich auf meinem herde rathen/
Jch bin auf nichts ſo ſehr verpicht.
Ach nein ich moͤchte nicht.

3. Ach nein/ ich moͤchte nicht/ die kuchen ſind zu duͤnne/
Die butter iſt zu arg/
Die hefen gehn zu ſtarck/
Und die roſinen ſind gar ſparſamlich darinne/
Der rand iſt mager und zubricht/
Ach nein ich moͤchte nicht.
4. Ach nein ich moͤchte nicht/ ich muß es nur bekennen/
Die ſuppe kocht zu ſcharff/
Und wer es nicht bedarff/
Der wird ſich waꝛlich nicht das maul dabey verbreñen/
Der hencker haͤlt euch doch das liecht/
Ach nein/ ich moͤchte nicht.
5. Ach nein ich moͤchte nicht/ ietzt leb ich in der faſte/
Da eß ich ſelten viel/
Doch wer nicht warten will/
Der komme nur zu mir fruͤh morgens her zu gaſte/
Die tafel iſt ſchon angericht/
Ach nein ich moͤchte nicht.
VIII.
Man ſoll einander Du heiſſen.
ACh! wie geht es immer zu?
Die verliebten hertzen
Heiſſen nicht einander du/
Wann ſie freundlich ſchertzen.
Alles heiſt nur er und ſie/
Und wann ſie ſich ehren/
Kan ich kaum mit groſſer muͤh
Schatz und liebgen hoͤren.
2. Nein fuͤrwar/ die reden ſind
Mehren-
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[188/0204] Uberfluͤſſiger gedancken Der komm/ und laſſe ſich auf meinem herde rathen/ Jch bin auf nichts ſo ſehr verpicht. Ach nein ich moͤchte nicht. 3. Ach nein/ ich moͤchte nicht/ die kuchen ſind zu duͤnne/ Die butter iſt zu arg/ Die hefen gehn zu ſtarck/ Und die roſinen ſind gar ſparſamlich darinne/ Der rand iſt mager und zubricht/ Ach nein ich moͤchte nicht. 4. Ach nein ich moͤchte nicht/ ich muß es nur bekennen/ Die ſuppe kocht zu ſcharff/ Und wer es nicht bedarff/ Der wird ſich waꝛlich nicht das maul dabey verbreñen/ Der hencker haͤlt euch doch das liecht/ Ach nein/ ich moͤchte nicht. 5. Ach nein ich moͤchte nicht/ ietzt leb ich in der faſte/ Da eß ich ſelten viel/ Doch wer nicht warten will/ Der komme nur zu mir fruͤh morgens her zu gaſte/ Die tafel iſt ſchon angericht/ Ach nein ich moͤchte nicht. VIII. Man ſoll einander Du heiſſen. ACh! wie geht es immer zu? Die verliebten hertzen Heiſſen nicht einander du/ Wann ſie freundlich ſchertzen. Alles heiſt nur er und ſie/ Und wann ſie ſich ehren/ Kan ich kaum mit groſſer muͤh Schatz und liebgen hoͤren. 2. Nein fuͤrwar/ die reden ſind Mehren-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/204>, abgerufen am 17.05.2024.