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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Zehendes dutzent.
Und zuvor begriffen hat.

5. Drum/ ihr jungfern last mich gehn/
Jst mein liebgen nicht so schön
Als ein bild von sechzehn jahren/
Nun so darff ich auch die list
Mir zum schimpffe nicht erfahren.
Daß sie falsch und eckel ist.
6. Mangelt ihr am gliedern was/
Ach wie bald ersetzt sie das/
Jst doch dieß die beste freude/
Wann die jugend sachte blüht/
Und man seiner augen-weide
Untern händen wachsen sieht.
7. Nun das ist mein fester schluß/
Und wofern ich warten muß/
Will ich lieber jetzt in zeiten
Nach der süssen liebe gehn/
Als daß ich so gar von weiten
Soll mit meiner hoffnung stehn.
X.
Hochzeit-Fragen.
WAs ist die jungferschafft? ein quintgen hudeley/
Das zehnmahl schwerer ist/ als sonst ein centner
Doch was ist eine braut? ein ding/ das gerne küst/ (bley.
Und weder eine frau noch eine jungfer ist.
Was ist ein bräutigam? ein mann und nicht ein mann/
Dieweil er sich noch nicht der mannheit rühmen kan.
Was mag das jawort seyn? es ist das erste spiel/
Wann man das leder nun mit ernst verkauffen will.
Sagt/ was verlöbniß ist? ein angestelltes fest/
Davor man in der kirch am letzten bitten läst.
Was ist das auffgebot? es ist ein später fleiß/
Darinn

Zehendes dutzent.
Und zuvor begriffen hat.

5. Drum/ ihr jungfern laſt mich gehn/
Jſt mein liebgen nicht ſo ſchoͤn
Als ein bild von ſechzehn jahren/
Nun ſo darff ich auch die liſt
Mir zum ſchimpffe nicht erfahren.
Daß ſie falſch und eckel iſt.
6. Mangelt ihr am gliedern was/
Ach wie bald erſetzt ſie das/
Jſt doch dieß die beſte freude/
Wann die jugend ſachte bluͤht/
Und man ſeiner augen-weide
Untern haͤnden wachſen ſieht.
7. Nun das iſt mein feſter ſchluß/
Und wofern ich warten muß/
Will ich lieber jetzt in zeiten
Nach der ſuͤſſen liebe gehn/
Als daß ich ſo gar von weiten
Soll mit meiner hoffnung ſtehn.
X.
Hochzeit-Fragen.
WAs iſt die jungferſchafft? ein quintgen hudeley/
Das zehnmahl ſchwerer iſt/ als ſonſt ein centner
Doch was iſt eine braut? ein ding/ das geꝛne kuͤſt/ (bley.
Und weder eine frau noch eine jungfer iſt.
Was iſt ein braͤutigam? ein mann und nicht ein mann/
Dieweil er ſich noch nicht der mannheit ruͤhmen kan.
Was mag das jawort ſeyn? es iſt das erſte ſpiel/
Wann man das leder nun mit ernſt verkauffen will.
Sagt/ was verloͤbniß iſt? ein angeſtelltes feſt/
Davor man in der kirch am letzten bitten laͤſt.
Was iſt das auffgebot? es iſt ein ſpaͤter fleiß/
Darinn
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[191/0207] Zehendes dutzent. Und zuvor begriffen hat. 5. Drum/ ihr jungfern laſt mich gehn/ Jſt mein liebgen nicht ſo ſchoͤn Als ein bild von ſechzehn jahren/ Nun ſo darff ich auch die liſt Mir zum ſchimpffe nicht erfahren. Daß ſie falſch und eckel iſt. 6. Mangelt ihr am gliedern was/ Ach wie bald erſetzt ſie das/ Jſt doch dieß die beſte freude/ Wann die jugend ſachte bluͤht/ Und man ſeiner augen-weide Untern haͤnden wachſen ſieht. 7. Nun das iſt mein feſter ſchluß/ Und wofern ich warten muß/ Will ich lieber jetzt in zeiten Nach der ſuͤſſen liebe gehn/ Als daß ich ſo gar von weiten Soll mit meiner hoffnung ſtehn. X. Hochzeit-Fragen. WAs iſt die jungferſchafft? ein quintgen hudeley/ Das zehnmahl ſchwerer iſt/ als ſonſt ein centner Doch was iſt eine braut? ein ding/ das geꝛne kuͤſt/ (bley. Und weder eine frau noch eine jungfer iſt. Was iſt ein braͤutigam? ein mann und nicht ein mann/ Dieweil er ſich noch nicht der mannheit ruͤhmen kan. Was mag das jawort ſeyn? es iſt das erſte ſpiel/ Wann man das leder nun mit ernſt verkauffen will. Sagt/ was verloͤbniß iſt? ein angeſtelltes feſt/ Davor man in der kirch am letzten bitten laͤſt. Was iſt das auffgebot? es iſt ein ſpaͤter fleiß/ Darinn

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/207>, abgerufen am 17.05.2024.