Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Uberflüssiger gedancken Thut mirs zu gefallen/Und versuchts nur einen tag/ Nun so wird in allen Neue wollust/ neue ruh/ Neues wolgedeyen/ Unter dem verliebten du Euer lieb erfreuen. IX. Er hat ein jung Mädgen. BEht ihr grossen jungfern fort/ Und gedencket nicht ein wort/ Daß ich mich um euch betrübe/ Dann mein sinn wird offenbahr/ Und das mädgen das ich liebe/ Geht nunmehr ins zwölffte jahr. 2. Jhre zarte freundlichkeit Spielt in keuscher sicherheit/ Und bestrahlt die schönen wangen Durch dergleichen überfluß/ Daß ich über dem verlangen Auch zum kinde werden muß. 3. Jhre jugend ist noch rein/ Und bewahrt den glatten schein Jn der einfalt ihres hertzens/ Andre lieben in den wind/ Welche schon des stillen schmertzens Aus der übung kundig sind. 4. Hofft man auf die rosen nicht/ Eh die grüne knospe bricht/ Jst sie aber aufgebrochen/ Wird man leicht des handels satt/ Dann wer weiß/ wer sie berochen/ Und
Uberfluͤſſiger gedancken Thut mirs zu gefallen/Und verſuchts nur einen tag/ Nun ſo wird in allen Neue wolluſt/ neue ruh/ Neues wolgedeyen/ Unter dem verliebten du Euer lieb erfreuen. IX. Er hat ein jung Maͤdgen. BEht ihr groſſen jungfern fort/ Und gedencket nicht ein wort/ Daß ich mich um euch betruͤbe/ Dann mein ſinn wird offenbahr/ Und das maͤdgen das ich liebe/ Geht nunmehr ins zwoͤlffte jahr. 2. Jhre zarte freundlichkeit Spielt in keuſcher ſicherheit/ Und beſtrahlt die ſchoͤnen wangen Durch dergleichen uͤberfluß/ Daß ich uͤber dem verlangen Auch zum kinde werden muß. 3. Jhre jugend iſt noch rein/ Und bewahrt den glatten ſchein Jn der einfalt ihres hertzens/ Andre lieben in den wind/ Welche ſchon des ſtillen ſchmertzens Aus der uͤbung kundig ſind. 4. Hofft man auf die roſen nicht/ Eh die gruͤne knoſpe bricht/ Jſt ſie aber aufgebrochen/ Wird man leicht des handels ſatt/ Dann wer weiß/ wer ſie berochen/ Und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="6"> <pb facs="#f0206" n="190"/> <fw place="top" type="header">Uberfluͤſſiger gedancken</fw><lb/> <l>Thut mirs zu gefallen/</l><lb/> <l>Und verſuchts nur einen tag/</l><lb/> <l>Nun ſo wird in allen</l><lb/> <l>Neue wolluſt/ neue ruh/</l><lb/> <l>Neues wolgedeyen/</l><lb/> <l>Unter dem verliebten du</l><lb/> <l>Euer lieb erfreuen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">IX.</hi><lb/> Er hat ein jung Maͤdgen.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">B</hi>Eht ihr groſſen jungfern fort/</l><lb/> <l>Und gedencket nicht ein wort/</l><lb/> <l>Daß ich mich um euch betruͤbe/</l><lb/> <l>Dann mein ſinn wird offenbahr/</l><lb/> <l>Und das maͤdgen das ich liebe/</l><lb/> <l>Geht nunmehr ins zwoͤlffte jahr.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>2. Jhre zarte freundlichkeit</l><lb/> <l>Spielt in keuſcher ſicherheit/</l><lb/> <l>Und beſtrahlt die ſchoͤnen wangen</l><lb/> <l>Durch dergleichen uͤberfluß/</l><lb/> <l>Daß ich uͤber dem verlangen</l><lb/> <l>Auch zum kinde werden muß.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>3. Jhre jugend iſt noch rein/</l><lb/> <l>Und bewahrt den glatten ſchein</l><lb/> <l>Jn der einfalt ihres hertzens/</l><lb/> <l>Andre lieben in den wind/</l><lb/> <l>Welche ſchon des ſtillen ſchmertzens</l><lb/> <l>Aus der uͤbung kundig ſind.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>4. Hofft man auf die roſen nicht/</l><lb/> <l>Eh die gruͤne knoſpe bricht/</l><lb/> <l>Jſt ſie aber aufgebrochen/</l><lb/> <l>Wird man leicht des handels ſatt/</l><lb/> <l>Dann wer weiß/ wer ſie berochen/</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0206]
Uberfluͤſſiger gedancken
Thut mirs zu gefallen/
Und verſuchts nur einen tag/
Nun ſo wird in allen
Neue wolluſt/ neue ruh/
Neues wolgedeyen/
Unter dem verliebten du
Euer lieb erfreuen.
IX.
Er hat ein jung Maͤdgen.
BEht ihr groſſen jungfern fort/
Und gedencket nicht ein wort/
Daß ich mich um euch betruͤbe/
Dann mein ſinn wird offenbahr/
Und das maͤdgen das ich liebe/
Geht nunmehr ins zwoͤlffte jahr.
2. Jhre zarte freundlichkeit
Spielt in keuſcher ſicherheit/
Und beſtrahlt die ſchoͤnen wangen
Durch dergleichen uͤberfluß/
Daß ich uͤber dem verlangen
Auch zum kinde werden muß.
3. Jhre jugend iſt noch rein/
Und bewahrt den glatten ſchein
Jn der einfalt ihres hertzens/
Andre lieben in den wind/
Welche ſchon des ſtillen ſchmertzens
Aus der uͤbung kundig ſind.
4. Hofft man auf die roſen nicht/
Eh die gruͤne knoſpe bricht/
Jſt ſie aber aufgebrochen/
Wird man leicht des handels ſatt/
Dann wer weiß/ wer ſie berochen/
Und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |