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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Der triumphirenden keuschheit
Clar. Mühmgen! wann du predigen wilst/ so thue
meiner weissen katze die leich-predigt/ die ist gestern
an sechswochen gestorben.
Bel. Wer die warheit sagt/ der ist nicht angenehm.
Clar. Jch halte/ du hast den Floretto selber lieb.
Bel. Es müste mich gelüsten.
Clar. Er wär auch deiner schönheit noch wol werth.
Bel. Wann du seine magd bist/ könnt ich ihn wol zum
liebsten haben.
Clar. Mühmgen/ das war wohl gegeben.
Bel. Jch kans nicht besser geben/ als du es machst.
Clar. Mühmgen/ verzeih mir/ daß ich dir nicht länger
gesellschafft leiste/ ich habe sonst zu thun.

(Geht ab.)
Bel. Grüsse den Floretto meinetwegen. Was soll
ich thun? soll ich die unbesonnenheit der leichtsin-
nigen Clarisse anklagen/ oder soll ich mich über die
standhafftige tugend des tapffern Floretto verwun-
dern? Clarisse hat endlich nicht unrecht/ daß sie
bey dem feuer der liebreitzenden schönheit warm
wird/ aber Floretto hat auch nicht unrecht/ indem
er die unziemlichen begierden eines schwachen wei-
bes-bildes mit verständiger langmütigkeit zu bre-
chen weiß.

(geht ab.)
Ephialtes/ Sibylle.
Eph. Du alter beschmitzter hölle-riegel/ wilst du nicht
von der thüre weggehen?
Sib. Ach mein freundlicher lieber Herr! ich meyn es
gut mit euch/ ihr könnet es nicht glauben.
Eph. Und ich meyn es so gut mit dir/ ich möchte dich
immer auf dem schiebkarn ins wasser schicken.
Sib.
Der triumphirenden keuſchheit
Clar. Muͤhmgen! wann du predigen wilſt/ ſo thue
meiner weiſſen katze die leich-predigt/ die iſt geſtern
an ſechswochen geſtorben.
Bel. Wer die warheit ſagt/ der iſt nicht angenehm.
Clar. Jch halte/ du haſt den Floretto ſelber lieb.
Bel. Es muͤſte mich geluͤſten.
Clar. Er waͤr auch deiner ſchoͤnheit noch wol werth.
Bel. Wann du ſeine magd biſt/ koͤnnt ich ihn wol zum
liebſten haben.
Clar. Muͤhmgen/ das war wohl gegeben.
Bel. Jch kans nicht beſſer geben/ als du es machſt.
Clar. Muͤhmgen/ verzeih mir/ daß ich dir nicht laͤnger
geſellſchafft leiſte/ ich habe ſonſt zu thun.

(Geht ab.)
Bel. Gruͤſſe den Floretto meinetwegen. Was ſoll
ich thun? ſoll ich die unbeſonnenheit der leichtſin-
nigen Clariſſe anklagen/ oder ſoll ich mich uͤber die
ſtandhafftige tugend des tapffern Floretto verwun-
dern? Clariſſe hat endlich nicht unrecht/ daß ſie
bey dem feuer der liebreitzenden ſchoͤnheit warm
wird/ aber Floretto hat auch nicht unrecht/ indem
er die unziemlichen begierden eines ſchwachen wei-
bes-bildes mit verſtaͤndiger langmuͤtigkeit zu bre-
chen weiß.

(geht ab.)
Ephialtes/ Sibylle.
Eph. Du alter beſchmitzter hoͤlle-riegel/ wilſt du nicht
von der thuͤre weggehen?
Sib. Ach mein freundlicher lieber Herr! ich meyn es
gut mit euch/ ihr koͤnnet es nicht glauben.
Eph. Und ich meyn es ſo gut mit dir/ ich moͤchte dich
immer auf dem ſchiebkarn ins waſſer ſchicken.
Sib.
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[214/0230] Der triumphirenden keuſchheit Clar. Muͤhmgen! wann du predigen wilſt/ ſo thue meiner weiſſen katze die leich-predigt/ die iſt geſtern an ſechswochen geſtorben. Bel. Wer die warheit ſagt/ der iſt nicht angenehm. Clar. Jch halte/ du haſt den Floretto ſelber lieb. Bel. Es muͤſte mich geluͤſten. Clar. Er waͤr auch deiner ſchoͤnheit noch wol werth. Bel. Wann du ſeine magd biſt/ koͤnnt ich ihn wol zum liebſten haben. Clar. Muͤhmgen/ das war wohl gegeben. Bel. Jch kans nicht beſſer geben/ als du es machſt. Clar. Muͤhmgen/ verzeih mir/ daß ich dir nicht laͤnger geſellſchafft leiſte/ ich habe ſonſt zu thun. (Geht ab.) Bel. Gruͤſſe den Floretto meinetwegen. Was ſoll ich thun? ſoll ich die unbeſonnenheit der leichtſin- nigen Clariſſe anklagen/ oder ſoll ich mich uͤber die ſtandhafftige tugend des tapffern Floretto verwun- dern? Clariſſe hat endlich nicht unrecht/ daß ſie bey dem feuer der liebreitzenden ſchoͤnheit warm wird/ aber Floretto hat auch nicht unrecht/ indem er die unziemlichen begierden eines ſchwachen wei- bes-bildes mit verſtaͤndiger langmuͤtigkeit zu bre- chen weiß. (geht ab.) Ephialtes/ Sibylle. Eph. Du alter beſchmitzter hoͤlle-riegel/ wilſt du nicht von der thuͤre weggehen? Sib. Ach mein freundlicher lieber Herr! ich meyn es gut mit euch/ ihr koͤnnet es nicht glauben. Eph. Und ich meyn es ſo gut mit dir/ ich moͤchte dich immer auf dem ſchiebkarn ins waſſer ſchicken. Sib.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/230>, abgerufen am 17.05.2024.