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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Andere Handlung.
Sib. Ach liebe liebe! wie brennest du mich!
Eph. Du dürres reißgebund/ bist du nicht lange ver-
brannt?
Sib. Jhr sollt auch mein liebes vätergen seyn/ ich will
euch lieb und werth halten/ ach nehmt mich nur.
Eph. Was solte ich mit einer alten zerbrochenen baß-
fiedel machen?
Sib. Jhr werdet ja das wissen?
Eph. Du alter rumpel-kasten/ es wär gleich als wann
ich den kopff zwischen die stuben-thüre steckte.
Sib. Seyd ihr doch auch nicht jung.
Eph. Denckt doch/ das verschimmelte Jnventarium
will sich mit mir vergleichen. Du lahme himmel-
weiffe/ du bist im Trojanischen kriege schon eine
marcketenner-hure gewesen/ und wilst mir itzt mei-
ne jugend vorwerffen.
Sib. Mein lieber Herr! erzürnet euch nicht/ ihr seht
wohl/ verliebte leute können ihre kurtzweil nicht las-
sen.
Eph. Kan ein ehrlicher mann nicht in anfechtung ge-
rathen/ denckt nur nach/ da hat sich das raben-aaß
in mich verliebt/ nun ich habe auch fleisch und blut/
und es lässet sich mit solchen possen nicht lange scher-
tzen/ fürwahr/ es ist mir angst und bange darbey.
Sib. Mein engelgen! nun wirds bald?
Eph. Ja/ auffs neue jubel-jahr.
Sib. Ach warum nicht heute/ o mein hertzgen! mein
gold-käfergen! mein seiden-würmgen! mein may-
kätzgen! mein lämmer-schwäntzgen!
Eph. Ach meine kohlmeise! meine distelfincke! mein
spul-würmgen! mein mist-hämmelgen! wann
nichts draus würde/ so wäre mirs am liebsten.
Sib.
O 4
Andere Handlung.
Sib. Ach liebe liebe! wie brenneſt du mich!
Eph. Du duͤrres reißgebund/ biſt du nicht lange ver-
brannt?
Sib. Jhr ſollt auch mein liebes vaͤtergen ſeyn/ ich will
euch lieb und werth halten/ ach nehmt mich nur.
Eph. Was ſolte ich mit einer alten zerbrochenen baß-
fiedel machen?
Sib. Jhr werdet ja das wiſſen?
Eph. Du alter rumpel-kaſten/ es waͤr gleich als wann
ich den kopff zwiſchen die ſtuben-thuͤre ſteckte.
Sib. Seyd ihr doch auch nicht jung.
Eph. Denckt doch/ das verſchimmelte Jnventarium
will ſich mit mir vergleichen. Du lahme himmel-
weiffe/ du biſt im Trojaniſchen kriege ſchon eine
marcketenner-hure geweſen/ und wilſt mir itzt mei-
ne jugend vorwerffen.
Sib. Mein lieber Herr! erzuͤrnet euch nicht/ ihr ſeht
wohl/ verliebte leute koͤnnen ihre kurtzweil nicht laſ-
ſen.
Eph. Kan ein ehrlicher mann nicht in anfechtung ge-
rathen/ denckt nur nach/ da hat ſich das raben-aaß
in mich verliebt/ nun ich habe auch fleiſch und blut/
und es laͤſſet ſich mit ſolchen poſſen nicht lange ſcher-
tzen/ fuͤrwahr/ es iſt mir angſt und bange darbey.
Sib. Mein engelgen! nun wirds bald?
Eph. Ja/ auffs neue jubel-jahr.
Sib. Ach warum nicht heute/ o mein hertzgen! mein
gold-kaͤfergen! mein ſeiden-wuͤrmgen! mein may-
kaͤtzgen! mein laͤmmer-ſchwaͤntzgen!
Eph. Ach meine kohlmeiſe! meine diſtelfincke! mein
ſpul-wuͤrmgen! mein miſt-haͤmmelgen! wann
nichts draus wuͤrde/ ſo waͤre mirs am liebſten.
Sib.
O 4
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[215/0231] Andere Handlung. Sib. Ach liebe liebe! wie brenneſt du mich! Eph. Du duͤrres reißgebund/ biſt du nicht lange ver- brannt? Sib. Jhr ſollt auch mein liebes vaͤtergen ſeyn/ ich will euch lieb und werth halten/ ach nehmt mich nur. Eph. Was ſolte ich mit einer alten zerbrochenen baß- fiedel machen? Sib. Jhr werdet ja das wiſſen? Eph. Du alter rumpel-kaſten/ es waͤr gleich als wann ich den kopff zwiſchen die ſtuben-thuͤre ſteckte. Sib. Seyd ihr doch auch nicht jung. Eph. Denckt doch/ das verſchimmelte Jnventarium will ſich mit mir vergleichen. Du lahme himmel- weiffe/ du biſt im Trojaniſchen kriege ſchon eine marcketenner-hure geweſen/ und wilſt mir itzt mei- ne jugend vorwerffen. Sib. Mein lieber Herr! erzuͤrnet euch nicht/ ihr ſeht wohl/ verliebte leute koͤnnen ihre kurtzweil nicht laſ- ſen. Eph. Kan ein ehrlicher mann nicht in anfechtung ge- rathen/ denckt nur nach/ da hat ſich das raben-aaß in mich verliebt/ nun ich habe auch fleiſch und blut/ und es laͤſſet ſich mit ſolchen poſſen nicht lange ſcher- tzen/ fuͤrwahr/ es iſt mir angſt und bange darbey. Sib. Mein engelgen! nun wirds bald? Eph. Ja/ auffs neue jubel-jahr. Sib. Ach warum nicht heute/ o mein hertzgen! mein gold-kaͤfergen! mein ſeiden-wuͤrmgen! mein may- kaͤtzgen! mein laͤmmer-ſchwaͤntzgen! Eph. Ach meine kohlmeiſe! meine diſtelfincke! mein ſpul-wuͤrmgen! mein miſt-haͤmmelgen! wann nichts draus wuͤrde/ ſo waͤre mirs am liebſten. Sib. O 4

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/231>, abgerufen am 17.05.2024.