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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Der triumphirenden keuschheit
Bel. Jch vermeynte sie hier anzutreffen.
Flor. Jhre majest. die königin hat ihrer vor einer hal-
ben stunde begehrt/ solt es aber einige nothwendig-
keit betreffen/ wolt ich leicht gelegenheit finden/ die
bottschafft auszurichten.
Bel. Seyd ohne müh/ ich wolte etwas kurtzweilen:
aber hört Floretto/ kan ich nicht erfahren/ was ihr
vor ein landsmann seyd?
Flor. Ach/ warum wollen Jhr Gnaden mich durch die
erinnerung meines geliebten vaterlandes betrüben?
Bel. Jch will euch nicht betrüben/ ich will euch viel-
mehr trost zusprechen/ antwortet mir auff meine
frage.
Flor. Gnädiges Fräulein! ich bin ein Deutscher/ itzt
aber ein elender Jtaliänischer sclave.
Bel. Ein Deutscher/ aber aus welcher Provintz?
Flor. Mein itziger zustand hat mir den mund ver-
schlossen/ daß ich alles/ was mich angehet/ verschwei-
gen muß.
Bel. Versichert euch/ was ihr mir erzehlet/ solt ihr zu
eurem schaden nicht gesagt haben/ eröffnet mir nur
die begebenheiten eures lebens/ dann ich weiß nicht/
was ich vor eine hohe ankunfft aus euer stirne lesen
kan.
Flor. Allergnädigstes Fräulein! kan diß wohl mög-
lich seyn/ daß meine niedrigkeit bey dero hohen per-
son einige erleichterung des unglücks finden soll.
Bel. Wie gesagt/ ihr habt euch nichts böses/ sondern
lauter gutes zu versehen/ halt mich nur in meinem
verlangen nicht auff.
Flor. So will ich auch mein stillschweigen brechen/
und der jenigen meine unglückliche zufälle offenba-
ren/
Der triumphirenden keuſchheit
Bel. Jch vermeynte ſie hier anzutreffen.
Flor. Jhre majeſt. die koͤnigin hat ihrer vor einer hal-
ben ſtunde begehrt/ ſolt es aber einige nothwendig-
keit betreffen/ wolt ich leicht gelegenheit finden/ die
bottſchafft auszurichten.
Bel. Seyd ohne muͤh/ ich wolte etwas kurtzweilen:
aber hoͤrt Floretto/ kan ich nicht erfahren/ was ihr
vor ein landsmann ſeyd?
Flor. Ach/ warum wollen Jhr Gnaden mich durch die
erinnerung meines geliebten vaterlandes betruͤbẽ?
Bel. Jch will euch nicht betruͤben/ ich will euch viel-
mehr troſt zuſprechen/ antwortet mir auff meine
frage.
Flor. Gnaͤdiges Fraͤulein! ich bin ein Deutſcher/ itzt
aber ein elender Jtaliaͤniſcher ſclave.
Bel. Ein Deutſcher/ aber aus welcher Provintz?
Flor. Mein itziger zuſtand hat mir den mund ver-
ſchloſſen/ daß ich alles/ was mich angehet/ verſchwei-
gen muß.
Bel. Verſichert euch/ was ihr mir erzehlet/ ſolt ihr zu
eurem ſchaden nicht geſagt haben/ eroͤffnet mir nur
die begebenheiten eures lebens/ dann ich weiß nicht/
was ich vor eine hohe ankunfft aus euer ſtirne leſen
kan.
Flor. Allergnaͤdigſtes Fraͤulein! kan diß wohl moͤg-
lich ſeyn/ daß meine niedrigkeit bey dero hohen per-
ſon einige erleichterung des ungluͤcks finden ſoll.
Bel. Wie geſagt/ ihr habt euch nichts boͤſes/ ſondern
lauter gutes zu verſehen/ halt mich nur in meinem
verlangen nicht auff.
Flor. So will ich auch mein ſtillſchweigen brechen/
und der jenigen meine ungluͤckliche zufaͤlle offenba-
ren/
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[222/0238] Der triumphirenden keuſchheit Bel. Jch vermeynte ſie hier anzutreffen. Flor. Jhre majeſt. die koͤnigin hat ihrer vor einer hal- ben ſtunde begehrt/ ſolt es aber einige nothwendig- keit betreffen/ wolt ich leicht gelegenheit finden/ die bottſchafft auszurichten. Bel. Seyd ohne muͤh/ ich wolte etwas kurtzweilen: aber hoͤrt Floretto/ kan ich nicht erfahren/ was ihr vor ein landsmann ſeyd? Flor. Ach/ warum wollen Jhr Gnaden mich durch die erinnerung meines geliebten vaterlandes betruͤbẽ? Bel. Jch will euch nicht betruͤben/ ich will euch viel- mehr troſt zuſprechen/ antwortet mir auff meine frage. Flor. Gnaͤdiges Fraͤulein! ich bin ein Deutſcher/ itzt aber ein elender Jtaliaͤniſcher ſclave. Bel. Ein Deutſcher/ aber aus welcher Provintz? Flor. Mein itziger zuſtand hat mir den mund ver- ſchloſſen/ daß ich alles/ was mich angehet/ verſchwei- gen muß. Bel. Verſichert euch/ was ihr mir erzehlet/ ſolt ihr zu eurem ſchaden nicht geſagt haben/ eroͤffnet mir nur die begebenheiten eures lebens/ dann ich weiß nicht/ was ich vor eine hohe ankunfft aus euer ſtirne leſen kan. Flor. Allergnaͤdigſtes Fraͤulein! kan diß wohl moͤg- lich ſeyn/ daß meine niedrigkeit bey dero hohen per- ſon einige erleichterung des ungluͤcks finden ſoll. Bel. Wie geſagt/ ihr habt euch nichts boͤſes/ ſondern lauter gutes zu verſehen/ halt mich nur in meinem verlangen nicht auff. Flor. So will ich auch mein ſtillſchweigen brechen/ und der jenigen meine ungluͤckliche zufaͤlle offenba- ren/

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/238>, abgerufen am 17.05.2024.