Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Dritte Handlung. nützen fliegen von dem bette abzutreiben/ doch derhenckermässige galgenvogel vergaß seiner person so weit/ daß er erstlich durch heimliche griffe/ hernach- mals durch allerhand liebkosende reden/ endlich durch öffentliche und unziemliche gewalt/ meine eh- re/ meine treu/ und was mir auff dieser welt am lieb- sten ist/ bestürmen durffte. Ach! ist niemand der rache sucht/ rache! rache! Rod. Jch habe genug gehöret/ gebt euch zufrieden/ liebste Clarisse! keine marter soll so grausam seyn/ die ich nicht/ euch zu befriedigen/ über den verzweif- felten Floretto ausschütten will. Geht/ und sucht den sclaven/ und wann er da ist/ so verschliesst ihn in das grausamste gefängniß/ alsdann erwartet un- sern weitern befehl. Clar. Die boßheit muß gestrafft werden. Rod. Gebt euch zufrieden/ so lange Rodoman Rodo- man ist/ soll Clarissen ehre unverletzt seyn. (Gehen ab.) Pick. Jst das nicht ein schelme/ daß er seinem eignen Herrn in die meelbirnen gehen will. Eph. Jch weiß vor boßheit nicht/ ob ich ein mädgen oder büfgen bin. Pick. Der huren sohn hat uns neulich genug geplagt/ wir wollen ihn wieder zahlen. Eph. Es hat sich wohl bezahlt/ wer ihn vor gefunden hätte. Pick. Ums finden hats gute wege. Vater geht ihr da- hin/ ich wil dorthin gehen/ und wer ihm am ersten findt/ der soll kommen/ und solls dem andern sagen. Eph. Nun es bleibt darbey/ ich verlasse mich darauff. Pick. Ja ja/ auf mich kan sich einer wohl verlassen (gehen
Dritte Handlung. nuͤtzen fliegen von dem bette abzutreiben/ doch derhenckermaͤſſige galgenvogel vergaß ſeiner perſon ſo weit/ daß er erſtlich durch heimliche griffe/ hernach- mals durch allerhand liebkoſende reden/ endlich durch oͤffentliche und unziemliche gewalt/ meine eh- re/ meine treu/ und was mir auff dieſer welt am lieb- ſten iſt/ beſtuͤrmen durffte. Ach! iſt niemand der rache ſucht/ rache! rache! Rod. Jch habe genug gehoͤret/ gebt euch zufrieden/ liebſte Clariſſe! keine marter ſoll ſo grauſam ſeyn/ die ich nicht/ euch zu befriedigen/ uͤber den verzweif- felten Floretto ausſchuͤtten will. Geht/ und ſucht den ſclaven/ und wann er da iſt/ ſo verſchlieſſt ihn in das grauſamſte gefaͤngniß/ alsdann erwartet un- ſern weitern befehl. Clar. Die boßheit muß geſtrafft werden. Rod. Gebt euch zufrieden/ ſo lange Rodoman Rodo- man iſt/ ſoll Clariſſen ehre unverletzt ſeyn. (Gehen ab.) Pick. Jſt das nicht ein ſchelme/ daß er ſeinem eignen Herꝛn in die meelbirnen gehen will. Eph. Jch weiß vor boßheit nicht/ ob ich ein maͤdgen oder buͤfgen bin. Pick. Der huren ſohn hat uns neulich genug geplagt/ wir wollen ihn wieder zahlen. Eph. Es hat ſich wohl bezahlt/ wer ihn vor gefunden haͤtte. Pick. Ums finden hats gute wege. Vater geht ihr da- hin/ ich wil dorthin gehen/ und wer ihm am erſten findt/ der ſoll kommen/ und ſolls dem andern ſagen. Eph. Nun es bleibt darbey/ ich verlaſſe mich darauff. Pick. Ja ja/ auf mich kan ſich einer wohl verlaſſen (gehen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <sp who="#CL"> <p><pb facs="#f0253" n="237"/><fw place="top" type="header">Dritte Handlung.</fw><lb/> nuͤtzen fliegen von dem bette abzutreiben/ doch der<lb/> henckermaͤſſige galgenvogel vergaß ſeiner perſon ſo<lb/> weit/ daß er erſtlich durch heimliche griffe/ hernach-<lb/> mals durch allerhand liebkoſende reden/ endlich<lb/> durch oͤffentliche und unziemliche gewalt/ meine eh-<lb/> re/ meine treu/ und was mir auff dieſer welt am lieb-<lb/> ſten iſt/ beſtuͤrmen durffte. Ach! iſt niemand der<lb/> rache ſucht/ rache! rache!</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker>Rod.</speaker> <p>Jch habe genug gehoͤret/ gebt euch zufrieden/<lb/> liebſte Clariſſe! keine marter ſoll ſo grauſam ſeyn/<lb/> die ich nicht/ euch zu befriedigen/ uͤber den verzweif-<lb/> felten Floretto ausſchuͤtten will. Geht/ und ſucht<lb/> den ſclaven/ und wann er da iſt/ ſo verſchlieſſt ihn in<lb/> das grauſamſte gefaͤngniß/ alsdann erwartet un-<lb/> ſern weitern befehl.</p> </sp><lb/> <sp who="#CL"> <speaker>Clar.</speaker> <p>Die boßheit muß geſtrafft werden.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker>Rod.</speaker> <p>Gebt euch zufrieden/ ſo lange Rodoman Rodo-<lb/> man iſt/ ſoll Clariſſen ehre unverletzt ſeyn.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Gehen ab.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#PIC"> <speaker>Pick.</speaker> <p>Jſt das nicht ein ſchelme/ daß er ſeinem eignen<lb/> Herꝛn in die meelbirnen gehen will.</p> </sp><lb/> <sp who="#EPH"> <speaker>Eph.</speaker> <p>Jch weiß vor boßheit nicht/ ob ich ein maͤdgen<lb/> oder buͤfgen bin.</p> </sp><lb/> <sp who="#PIC"> <speaker>Pick.</speaker> <p>Der huren ſohn hat uns neulich genug geplagt/<lb/> wir wollen ihn wieder zahlen.</p> </sp><lb/> <sp who="#EPH"> <speaker>Eph.</speaker> <p>Es hat ſich wohl bezahlt/ wer ihn vor gefunden<lb/> haͤtte.</p> </sp><lb/> <sp who="#PIC"> <speaker>Pick.</speaker> <p>Ums finden hats gute wege. Vater geht ihr da-<lb/> hin/ ich wil dorthin gehen/ und wer ihm am erſten<lb/> findt/ der ſoll kommen/ und ſolls dem andern ſagen.</p> </sp><lb/> <sp who="#EPH"> <speaker>Eph.</speaker> <p>Nun es bleibt darbey/ ich verlaſſe mich darauff.</p> </sp><lb/> <sp who="#PIC"> <speaker>Pick.</speaker> <p>Ja ja/ auf mich kan ſich einer wohl verlaſſen</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">(gehen</fw><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [237/0253]
Dritte Handlung.
nuͤtzen fliegen von dem bette abzutreiben/ doch der
henckermaͤſſige galgenvogel vergaß ſeiner perſon ſo
weit/ daß er erſtlich durch heimliche griffe/ hernach-
mals durch allerhand liebkoſende reden/ endlich
durch oͤffentliche und unziemliche gewalt/ meine eh-
re/ meine treu/ und was mir auff dieſer welt am lieb-
ſten iſt/ beſtuͤrmen durffte. Ach! iſt niemand der
rache ſucht/ rache! rache!
Rod. Jch habe genug gehoͤret/ gebt euch zufrieden/
liebſte Clariſſe! keine marter ſoll ſo grauſam ſeyn/
die ich nicht/ euch zu befriedigen/ uͤber den verzweif-
felten Floretto ausſchuͤtten will. Geht/ und ſucht
den ſclaven/ und wann er da iſt/ ſo verſchlieſſt ihn in
das grauſamſte gefaͤngniß/ alsdann erwartet un-
ſern weitern befehl.
Clar. Die boßheit muß geſtrafft werden.
Rod. Gebt euch zufrieden/ ſo lange Rodoman Rodo-
man iſt/ ſoll Clariſſen ehre unverletzt ſeyn.
(Gehen ab.)
Pick. Jſt das nicht ein ſchelme/ daß er ſeinem eignen
Herꝛn in die meelbirnen gehen will.
Eph. Jch weiß vor boßheit nicht/ ob ich ein maͤdgen
oder buͤfgen bin.
Pick. Der huren ſohn hat uns neulich genug geplagt/
wir wollen ihn wieder zahlen.
Eph. Es hat ſich wohl bezahlt/ wer ihn vor gefunden
haͤtte.
Pick. Ums finden hats gute wege. Vater geht ihr da-
hin/ ich wil dorthin gehen/ und wer ihm am erſten
findt/ der ſoll kommen/ und ſolls dem andern ſagen.
Eph. Nun es bleibt darbey/ ich verlaſſe mich darauff.
Pick. Ja ja/ auf mich kan ſich einer wohl verlaſſen
(gehen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |