Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Vierdte Handlung. dieses edle licht diese drachen-höle erleuchten?Soll der unschätzbare schatz in dieser mordgrube seinen werth verbergen? und soll die arme Belisse ihren trost in dieser furchtsamen einöde suchen? Ach freylich! muß ich ihn hier suchen: Floretto! Flor. Ach ist noch ein mensch übrig/ der meinen nah- men gedencken kan? Bel. So lange als Belisse lebt/ kan Floretto nicht vergessen seyn. Flor. Ach Belisse! nun ist mein unglück vollkommen. Bel. Wann der mond am dunckelsten wird/ muß er wieder zunehmen. Flor. O ich armer erdwurm! Bel. Jch kenne viel würme/ die gegen den frühling fliegen lernen. Flor. O ich elendes kind der finsternis! Bel. Die völcker/ so die längste nacht haben/ können sich auch des längsten tages getrösten. Flor. Jch bin lebendig begraben. Bel. Das gold verleuret in der grube die kostbarkeit nicht. Flor. Jch bin schon todt. Bel. Der Phönix findet sein leben auch in der asche wieder. Fl. Mein gefängniß ist allzu schändlich. Bel. Desto herrlicher wird die erlösung seyn. Fl. Liebste Belisse! solt ihr Graf Heinrichen hier su- chen? Bel. Setzt doch dieses auch hinzu/ daß ich meinen liebsten und meine seele hier suchen muß. Fl. Belisse kan ohne den verdammten Floretto doch vergnügt werden. Aber Floretto siehet seine freude Q 2
Vierdte Handlung. dieſes edle licht dieſe drachen-hoͤle erleuchten?Soll der unſchaͤtzbare ſchatz in dieſer mordgrube ſeinen werth verbergen? und ſoll die arme Beliſſe ihren troſt in dieſer furchtſamen einoͤde ſuchen? Ach freylich! muß ich ihn hier ſuchen: Floretto! Flor. Ach iſt noch ein menſch uͤbrig/ der meinen nah- men gedencken kan? Bel. So lange als Beliſſe lebt/ kan Floretto nicht vergeſſen ſeyn. Flor. Ach Beliſſe! nun iſt mein ungluͤck vollkommen. Bel. Wann der mond am dunckelſten wird/ muß er wieder zunehmen. Flor. O ich armer erdwurm! Bel. Jch kenne viel wuͤrme/ die gegen den fruͤhling fliegen lernen. Flor. O ich elendes kind der finſternis! Bel. Die voͤlcker/ ſo die laͤngſte nacht haben/ koͤnnen ſich auch des laͤngſten tages getroͤſten. Flor. Jch bin lebendig begraben. Bel. Das gold verleuret in der grube die koſtbarkeit nicht. Flor. Jch bin ſchon todt. Bel. Der Phoͤnix findet ſein leben auch in der aſche wieder. Fl. Mein gefaͤngniß iſt allzu ſchaͤndlich. Bel. Deſto herrlicher wird die erloͤſung ſeyn. Fl. Liebſte Beliſſe! ſolt ihr Graf Heinrichen hier ſu- chen? Bel. Setzt doch dieſes auch hinzu/ daß ich meinen liebſten und meine ſeele hier ſuchen muß. Fl. Beliſſe kan ohne den verdammten Floretto doch vergnuͤgt werden. Aber Floretto ſiehet ſeine freude Q 2
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Vierdte Handlung.
dieſes edle licht dieſe drachen-hoͤle erleuchten?
Soll der unſchaͤtzbare ſchatz in dieſer mordgrube
ſeinen werth verbergen? und ſoll die arme Beliſſe
ihren troſt in dieſer furchtſamen einoͤde ſuchen? Ach
freylich! muß ich ihn hier ſuchen: Floretto!
Flor. Ach iſt noch ein menſch uͤbrig/ der meinen nah-
men gedencken kan?
Bel. So lange als Beliſſe lebt/ kan Floretto nicht
vergeſſen ſeyn.
Flor. Ach Beliſſe! nun iſt mein ungluͤck vollkommen.
Bel. Wann der mond am dunckelſten wird/ muß er
wieder zunehmen.
Flor. O ich armer erdwurm!
Bel. Jch kenne viel wuͤrme/ die gegen den fruͤhling
fliegen lernen.
Flor. O ich elendes kind der finſternis!
Bel. Die voͤlcker/ ſo die laͤngſte nacht haben/ koͤnnen
ſich auch des laͤngſten tages getroͤſten.
Flor. Jch bin lebendig begraben.
Bel. Das gold verleuret in der grube die koſtbarkeit
nicht.
Flor. Jch bin ſchon todt.
Bel. Der Phoͤnix findet ſein leben auch in der aſche
wieder.
Fl. Mein gefaͤngniß iſt allzu ſchaͤndlich.
Bel. Deſto herrlicher wird die erloͤſung ſeyn.
Fl. Liebſte Beliſſe! ſolt ihr Graf Heinrichen hier ſu-
chen?
Bel. Setzt doch dieſes auch hinzu/ daß ich meinen
liebſten und meine ſeele hier ſuchen muß.
Fl. Beliſſe kan ohne den verdammten Floretto doch
vergnuͤgt werden. Aber Floretto ſiehet ſeine
freude
Q 2
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