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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Vierdte Handlung.
Am. Jch wolte diß in seinen würden lassen/ wenn ich
sehen solte/ daß dergleichen cur dem könige was
nutzte.
Just. Jhr fragt nicht unrecht/ doch müst ihr geden-
cken/ daß ein grosser unterscheid ist/ so wohl unter
dem gifft der spinne/ als unter der complexion der
menschen/ derhalben wird auch ein unterschiedlicher
handgriff in musiciren erfordert.
Am. Haben dann alle musicanten den handgriff ver-
lernet?
Just. Es ist ein seltzam wildpret nm einen musican-
ten/ der alle und jede affecten in seiner gewalt hat.
Am Soll aber der könig also verderben?
Just. Meine schwester hat mich berichtet/ als solte sich
einer von des Ober-Hof-Marschalcks knechten im
gefängnis befinden/ welcher den ruhm in der music
vor andern gehabt/ dieser kan vielleicht unser glücke
wieder gesund machen.
Am. Warum verziehen wir/ wann wir rath wissen?
Just. Jch komme gleich von dem Rodoman/ aber da
ich ihn ansprechen will/ ist er nicht zugegen.
Am. Wo man vor des königs wohlfart sorgt/ läst sich
alle gewaltthätigkeit entschuldigen/ sind wir nicht
starck gnug/ den gefangnen loß zu machen.
Just. Die noth muß zur tugend werden/ sehet/ sehet/
dort steht die wache.
Am. Wer wolte sich vor diesen elenden creaturen ent-
setzen/ folgt mir nach/ Justinian. Glück zu/ glück
zu/ ihr pursche.

(Pickelhäring weist auf den vater/ der vater
auf Pickelhäring/ keiner wil antworten.)
Just. Jch halte/ die zunge ist euch nicht gelöst/ (ent-
blöst
Vierdte Handlung.
Am. Jch wolte diß in ſeinen wuͤrden laſſen/ wenn ich
ſehen ſolte/ daß dergleichen cur dem koͤnige was
nutzte.
Juſt. Jhr fragt nicht unrecht/ doch muͤſt ihr geden-
cken/ daß ein groſſer unterſcheid iſt/ ſo wohl unter
dem gifft der ſpinne/ als unter der complexion der
menſchen/ derhalben wird auch ein unterſchiedlicher
handgriff in muſiciren erfordert.
Am. Haben dann alle muſicanten den handgriff ver-
lernet?
Juſt. Es iſt ein ſeltzam wildpret nm einen muſican-
ten/ der alle und jede affecten in ſeiner gewalt hat.
Am Soll aber der koͤnig alſo verderben?
Juſt. Meine ſchweſter hat mich berichtet/ als ſolte ſich
einer von des Ober-Hof-Marſchalcks knechten im
gefaͤngnis befinden/ welcher den ruhm in der muſic
vor andern gehabt/ dieſer kan vielleicht unſer gluͤcke
wieder geſund machen.
Am. Warum verziehen wir/ wann wir rath wiſſen?
Juſt. Jch komme gleich von dem Rodoman/ aber da
ich ihn anſprechen will/ iſt er nicht zugegen.
Am. Wo man vor des koͤnigs wohlfart ſorgt/ laͤſt ſich
alle gewaltthaͤtigkeit entſchuldigen/ ſind wir nicht
ſtarck gnug/ den gefangnen loß zu machen.
Juſt. Die noth muß zur tugend werden/ ſehet/ ſehet/
dort ſteht die wache.
Am. Wer wolte ſich vor dieſen elenden creaturen ent-
ſetzen/ folgt mir nach/ Juſtinian. Gluͤck zu/ gluͤck
zu/ ihr purſche.

(Pickelhaͤring weiſt auf den vater/ der vater
auf Pickelhaͤring/ keiner wil antworten.)
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bloͤſt
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[251/0267] Vierdte Handlung. Am. Jch wolte diß in ſeinen wuͤrden laſſen/ wenn ich ſehen ſolte/ daß dergleichen cur dem koͤnige was nutzte. Juſt. Jhr fragt nicht unrecht/ doch muͤſt ihr geden- cken/ daß ein groſſer unterſcheid iſt/ ſo wohl unter dem gifft der ſpinne/ als unter der complexion der menſchen/ derhalben wird auch ein unterſchiedlicher handgriff in muſiciren erfordert. Am. Haben dann alle muſicanten den handgriff ver- lernet? Juſt. Es iſt ein ſeltzam wildpret nm einen muſican- ten/ der alle und jede affecten in ſeiner gewalt hat. Am Soll aber der koͤnig alſo verderben? Juſt. Meine ſchweſter hat mich berichtet/ als ſolte ſich einer von des Ober-Hof-Marſchalcks knechten im gefaͤngnis befinden/ welcher den ruhm in der muſic vor andern gehabt/ dieſer kan vielleicht unſer gluͤcke wieder geſund machen. Am. Warum verziehen wir/ wann wir rath wiſſen? Juſt. Jch komme gleich von dem Rodoman/ aber da ich ihn anſprechen will/ iſt er nicht zugegen. Am. Wo man vor des koͤnigs wohlfart ſorgt/ laͤſt ſich alle gewaltthaͤtigkeit entſchuldigen/ ſind wir nicht ſtarck gnug/ den gefangnen loß zu machen. Juſt. Die noth muß zur tugend werden/ ſehet/ ſehet/ dort ſteht die wache. Am. Wer wolte ſich vor dieſen elenden creaturen ent- ſetzen/ folgt mir nach/ Juſtinian. Gluͤck zu/ gluͤck zu/ ihr purſche. (Pickelhaͤring weiſt auf den vater/ der vater auf Pickelhaͤring/ keiner wil antworten.) Juſt. Jch halte/ die zunge iſt euch nicht geloͤſt/ (ent- bloͤſt

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/267>, abgerufen am 03.06.2024.