Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Uberfl. gedancken andere gattung Fill. Die zeit ist köstlich/ wollen wir nicht weiter an die lieder. Gil. Du must nicht zu geitzig seyn/ sonst werden wir in einem abend fertig. Fill. Was frag ich nach deiner entschuldigung/ ich will ein lied haben. Gil. Wilstu ein lied haben so solstu auch eines haben. Mel. Die antwort ist besser als des Wallenstei- ners/ da einer mit aller gewalt hencken wolte/ sagte er/ man solte der bestie nicht seinen willen thun/ er solte leben. Gil. Wer weiß was ich thäte/ wenn ich ein Gene- ral wäre/ doch da ich hab das lied. Es klagte mir ein guter freund/ er habe sich aus mangel der beförderung mit einer alten wittfrau verlobet/ darbey er nun zwar ein leidlich auskommen/ doch grosse beschwerung und verdrüßligkeit darneben haben werde. Da gedacht ich bey mir selbst/ was wirstu wohl einmahl vor eine liebste bekommen/ und in solchen grillen schrieb ich fol- gendes auff: ACh wenn ich doch mein künfftig weib Jm spiegel sehen solte/ Ob mir das glücke vor dem leib Was gutes gönnen wolte/ Und ob ich eine leichte bürde Jn meiner heyrath finden würde. 2. Es kan wohl seyn in kurtzer frist/ Daß ich ein kind erwische/ Das in dem bett' ein täubgen ist/ Ein engel an dem tische/ Und das mit ihren zarten lachen Sich allzeit kan belieblich machen. 3. Drumb
Uberfl. gedancken andere gattung Fill. Die zeit iſt koͤſtlich/ wollen wir nicht weiter an die lieder. Gil. Du muſt nicht zu geitzig ſeyn/ ſonſt werden wir in einem abend fertig. Fill. Was frag ich nach deiner entſchuldigung/ ich will ein lied haben. Gil. Wilſtu ein lied haben ſo ſolſtu auch eines habẽ. Mel. Die antwort iſt beſſer als des Wallenſtei- ners/ da einer mit aller gewalt hencken wolte/ ſagte er/ man ſolte der beſtie nicht ſeinen willen thun/ er ſolte leben. Gil. Wer weiß was ich thaͤte/ wenn ich ein Gene- ral waͤre/ doch da ich hab das lied. Es klagte mir ein guter freund/ er habe ſich aus mangel der befoͤrderung mit einer alten wittfrau verlobet/ darbey er nun zwar ein leidlich auskommen/ doch groſſe beſchwerung und verdruͤßligkeit darneben haben werde. Da gedacht ich bey mir ſelbſt/ was wirſtu wohl einmahl vor eine liebſte bekommen/ und in ſolchen grillen ſchrieb ich fol- gendes auff: ACh wenn ich doch mein kuͤnfftig weib Jm ſpiegel ſehen ſolte/ Ob mir das gluͤcke vor dem leib Was gutes goͤnnen wolte/ Und ob ich eine leichte buͤrde Jn meiner heyrath finden wuͤrde. 2. Es kan wohl ſeyn in kurtzer friſt/ Daß ich ein kind erwiſche/ Das in dem bett’ ein taͤubgen iſt/ Ein engel an dem tiſche/ Und das mit ihren zarten lachen Sich allzeit kan belieblich machen. 3. Drumb
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Uberfl. gedancken andere gattung
Fill. Die zeit iſt koͤſtlich/ wollen wir nicht weiter an
die lieder.
Gil. Du muſt nicht zu geitzig ſeyn/ ſonſt werden
wir in einem abend fertig.
Fill. Was frag ich nach deiner entſchuldigung/ ich
will ein lied haben.
Gil. Wilſtu ein lied haben ſo ſolſtu auch eines habẽ.
Mel. Die antwort iſt beſſer als des Wallenſtei-
ners/ da einer mit aller gewalt hencken wolte/ ſagte er/
man ſolte der beſtie nicht ſeinen willen thun/ er ſolte
leben.
Gil. Wer weiß was ich thaͤte/ wenn ich ein Gene-
ral waͤre/ doch da ich hab das lied. Es klagte mir ein
guter freund/ er habe ſich aus mangel der befoͤrderung
mit einer alten wittfrau verlobet/ darbey er nun zwar
ein leidlich auskommen/ doch groſſe beſchwerung und
verdruͤßligkeit darneben haben werde. Da gedacht
ich bey mir ſelbſt/ was wirſtu wohl einmahl vor eine
liebſte bekommen/ und in ſolchen grillen ſchrieb ich fol-
gendes auff:
ACh wenn ich doch mein kuͤnfftig weib
Jm ſpiegel ſehen ſolte/
Ob mir das gluͤcke vor dem leib
Was gutes goͤnnen wolte/
Und ob ich eine leichte buͤrde
Jn meiner heyrath finden wuͤrde.
2. Es kan wohl ſeyn in kurtzer friſt/
Daß ich ein kind erwiſche/
Das in dem bett’ ein taͤubgen iſt/
Ein engel an dem tiſche/
Und das mit ihren zarten lachen
Sich allzeit kan belieblich machen.
3. Drumb
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