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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Uberfl. gedancken andere gattung
Das fünffte Gespräch.
Lis. Haben sich die stoltzen leute endlich so weit ge-
demüthiget/ daß man ihrer gegenwart geniessen kan?
Mel. Wir verdienen dergleichen worte nicht: es
scheint als wolten sie uns worte ablocken/ derer wir
nicht kündig sind.
Lis. Jch will nicht hoffen daß sich der Herr auch auf
die höhnische seite legen wird.
Fill. Das gesetze ist gemacht/ es soll niemand unnü-
tze reden führen. Drum wollen wir lieber zur sache
schreiten. Jch weiß/ Gilanes hat seinen gantzen
kram ausgestöret.
Ros. Wir wollen sehen was unsere bitte gegol-
ten hat.
Gil. Jhre bitte ist so viel als ein befehl: Doch kan
sie nicht mehr gelten als mein vermögen mit sich bringt.
Ros. Wer wolte mehr begehren? Doch ich zweifle
daß er sein gantz vermögen darbey anwenden wird.
Gil. Geringe sachen müssen gantz angewendet wer-
den/ sonst haben sie kein ansehn.
Fill. So wende sie nur an/ sie mögen köstlich oder
geringe seyn/ und rede nicht so lange davon.
Gil. Wolan/ da kömmt mir eines in die hand/ das
gefällt mir nicht/ ich weiß es wird ihnen auch nicht ge-
fallen. Es begehrte solches einer/ vorgebende/ er
hätte seine liebe auff eine person geworffen/ die von ho-
hen qvalitäten und tieffen sinnen wäre. Drum möch-
te ich mit lauter tieffsinnigen worten und nachdenckli-
chen reden seine betrübten gedancken beschreiben.
Fill. Vielleicht hat der narr selbst nicht gewust was
ihm
Uberfl. gedancken andere gattung
Das fuͤnffte Geſpraͤch.
Liſ. Haben ſich die ſtoltzen leute endlich ſo weit ge-
demuͤthiget/ daß man ihrer gegenwart genieſſen kan?
Mel. Wir verdienen dergleichen worte nicht: es
ſcheint als wolten ſie uns worte ablocken/ derer wir
nicht kuͤndig ſind.
Liſ. Jch will nicht hoffen daß ſich der Herr auch auf
die hoͤhniſche ſeite legen wird.
Fill. Das geſetze iſt gemacht/ es ſoll niemand unnuͤ-
tze reden fuͤhren. Drum wollen wir lieber zur ſache
ſchreiten. Jch weiß/ Gilanes hat ſeinen gantzen
kram ausgeſtoͤret.
Roſ. Wir wollen ſehen was unſere bitte gegol-
ten hat.
Gil. Jhre bitte iſt ſo viel als ein befehl: Doch kan
ſie nicht mehr gelten als mein vermoͤgē mit ſich bringt.
Roſ. Wer wolte mehr begehren? Doch ich zweifle
daß er ſein gantz vermoͤgen darbey anwenden wird.
Gil. Geringe ſachen muͤſſen gantz angewendet weꝛ-
den/ ſonſt haben ſie kein anſehn.
Fill. So wende ſie nur an/ ſie moͤgen koͤſtlich oder
geringe ſeyn/ und rede nicht ſo lange davon.
Gil. Wolan/ da koͤmmt mir eines in die hand/ das
gefaͤllt mir nicht/ ich weiß es wird ihnen auch nicht ge-
fallen. Es begehrte ſolches einer/ vorgebende/ er
haͤtte ſeine liebe auff eine perſon geworffen/ die von ho-
hen qvalitaͤten und tieffen ſinnen waͤre. Drum moͤch-
te ich mit lauter tieffſinnigen worten und nachdenckli-
chen reden ſeine betruͤbten gedancken beſchreiben.
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ihm
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[386/0402] Uberfl. gedancken andere gattung Das fuͤnffte Geſpraͤch. Liſ. Haben ſich die ſtoltzen leute endlich ſo weit ge- demuͤthiget/ daß man ihrer gegenwart genieſſen kan? Mel. Wir verdienen dergleichen worte nicht: es ſcheint als wolten ſie uns worte ablocken/ derer wir nicht kuͤndig ſind. Liſ. Jch will nicht hoffen daß ſich der Herr auch auf die hoͤhniſche ſeite legen wird. Fill. Das geſetze iſt gemacht/ es ſoll niemand unnuͤ- tze reden fuͤhren. Drum wollen wir lieber zur ſache ſchreiten. Jch weiß/ Gilanes hat ſeinen gantzen kram ausgeſtoͤret. Roſ. Wir wollen ſehen was unſere bitte gegol- ten hat. Gil. Jhre bitte iſt ſo viel als ein befehl: Doch kan ſie nicht mehr gelten als mein vermoͤgē mit ſich bringt. Roſ. Wer wolte mehr begehren? Doch ich zweifle daß er ſein gantz vermoͤgen darbey anwenden wird. Gil. Geringe ſachen muͤſſen gantz angewendet weꝛ- den/ ſonſt haben ſie kein anſehn. Fill. So wende ſie nur an/ ſie moͤgen koͤſtlich oder geringe ſeyn/ und rede nicht ſo lange davon. Gil. Wolan/ da koͤmmt mir eines in die hand/ das gefaͤllt mir nicht/ ich weiß es wird ihnen auch nicht ge- fallen. Es begehrte ſolches einer/ vorgebende/ er haͤtte ſeine liebe auff eine perſon geworffen/ die von ho- hen qvalitaͤten und tieffen ſinnen waͤre. Drum moͤch- te ich mit lauter tieffſinnigen worten und nachdenckli- chen reden ſeine betruͤbten gedancken beſchreiben. Fill. Vielleicht hat der narr ſelbſt nicht gewuſt was ihm

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/402>, abgerufen am 15.06.2024.