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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Uberfl. gedancken andere gattung
Ja es ist eine köstliche sache um einen brautdiener
der auf der braut-taffel trenchiren darff.
Lis. Was macht er vor possen/ er singe nach einan-
der/ oder laß es gar bleiben.
Fill. Sihe da schönste gebieterin/ hätte sie mich
vorm jahre zu ihrem capellknaben angenommen/ so
müste ich heuer nach ihrem tacte singen. Doch zum
possen sol sie meine schöne außlegung nicht hören.

5. Wer aber schon das vierdte kriegt/
Das droben auf dem simse liegt/
Der schneidet größre bissen/
Die weiber-taffel wird damit
Am fische-fleisch und kuchen-schnitt
Sich wohl behelffen müssen.
6. Daß fünffte messer seh ich wohl
Das auf die männer-tafel sol.
Das schneidet etwas kühner:
Denn sind die lieben herren nicht
Auf übrig fressen abgericht
So fressens ihre diener.
7. Das sechste messer seh ich bloß
Dasselb ist aus der weise groß/
Und hilfft die tütsche-mütter/
Doch im trenchiren solls allein
Dort vor die musicanten seyn
Und vor die hochzeit-bitter.
8. Jtzt wird das siebend' angericht/
Das wird man bey dem schniedte nicht
So liederlich vergessen/
Und haben wir es nicht beschaut/
So wird doch wol die jungfer braut
Mit auf der hochzeit essen.
9. Die
Uberfl. gedancken andere gattung
Ja es iſt eine koͤſtliche ſache um einen brautdiener
der auf der braut-taffel trenchiren darff.
Liſ. Was macht er vor poſſen/ er ſinge nach einan-
der/ oder laß es gar bleiben.
Fill. Sihe da ſchoͤnſte gebieterin/ haͤtte ſie mich
vorm jahre zu ihrem capellknaben angenommen/ ſo
muͤſte ich heuer nach ihrem tacte ſingen. Doch zum
poſſen ſol ſie meine ſchoͤne außlegung nicht hoͤren.

5. Wer aber ſchon das vierdte kriegt/
Das droben auf dem ſimſe liegt/
Der ſchneidet groͤßre biſſen/
Die weiber-taffel wird damit
Am fiſche-fleiſch und kuchen-ſchnitt
Sich wohl behelffen muͤſſen.
6. Daß fuͤnffte meſſer ſeh ich wohl
Das auf die maͤnner-tafel ſol.
Das ſchneidet etwas kuͤhner:
Denn ſind die lieben herren nicht
Auf uͤbrig freſſen abgericht
So freſſens ihre diener.
7. Das ſechſte meſſer ſeh ich bloß
Daſſelb iſt aus der weiſe groß/
Und hilfft die tuͤtſche-muͤtter/
Doch im trenchiren ſolls allein
Dort vor die muſicanten ſeyn
Und vor die hochzeit-bitter.
8. Jtzt wird das ſiebend’ angericht/
Das wird man bey dem ſchniedte nicht
So liederlich vergeſſen/
Und haben wir es nicht beſchaut/
So wird doch wol die jungfer braut
Mit auf der hochzeit eſſen.
9. Die
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[416/0432] Uberfl. gedancken andere gattung Ja es iſt eine koͤſtliche ſache um einen brautdiener der auf der braut-taffel trenchiren darff. Liſ. Was macht er vor poſſen/ er ſinge nach einan- der/ oder laß es gar bleiben. Fill. Sihe da ſchoͤnſte gebieterin/ haͤtte ſie mich vorm jahre zu ihrem capellknaben angenommen/ ſo muͤſte ich heuer nach ihrem tacte ſingen. Doch zum poſſen ſol ſie meine ſchoͤne außlegung nicht hoͤren. 5. Wer aber ſchon das vierdte kriegt/ Das droben auf dem ſimſe liegt/ Der ſchneidet groͤßre biſſen/ Die weiber-taffel wird damit Am fiſche-fleiſch und kuchen-ſchnitt Sich wohl behelffen muͤſſen. 6. Daß fuͤnffte meſſer ſeh ich wohl Das auf die maͤnner-tafel ſol. Das ſchneidet etwas kuͤhner: Denn ſind die lieben herren nicht Auf uͤbrig freſſen abgericht So freſſens ihre diener. 7. Das ſechſte meſſer ſeh ich bloß Daſſelb iſt aus der weiſe groß/ Und hilfft die tuͤtſche-muͤtter/ Doch im trenchiren ſolls allein Dort vor die muſicanten ſeyn Und vor die hochzeit-bitter. 8. Jtzt wird das ſiebend’ angericht/ Das wird man bey dem ſchniedte nicht So liederlich vergeſſen/ Und haben wir es nicht beſchaut/ So wird doch wol die jungfer braut Mit auf der hochzeit eſſen. 9. Die

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/432>, abgerufen am 01.06.2024.