Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
zu viel jungfern die der Doctor-kobolt besessen hat.
Mel. Jch halte mich auff/ sie leben wohl!
Gil. Jch gebe dir das geleite. Doch zuvor recom-
mendire ich mich in dero affection.
Lis. Und wir recommendiren uns in seine briefe/
darauff er seine lieder hat.
Fill. Ach sie recommendiren sich nicht dahin. Wer
weiß was er mit den briefen macht.
Lis. Was denn irgend?
Fill. Zucker-teuten oder dinten-stöpffel.
Lis. Er geh nur fort/ sonst fängt er an zu backen.
Fill. Nun Serviteur/ hinten sehn sie mich zu letzt.
Lis. Und wenn er wieder kömmt so kehr er sich um.
Ros. Wenn er in eine pfütze fällt/ so komm er zu
mir/ so will ich ihm aufhelffen.
Fill. Und wann sie ihr bein vertritt/ so lauffe sie mir
nach/ ich will es wieder einrichten. Doch noch einmahl
Serviteur/ die andern complimenten bleib ich schul-
dig.
Geehrter Leser.

SO weit hatte ich meine gespräche gebracht/ als ich mich
an einen ort begeben muste/ da ich zu dergleichen ge-
dancken wenig zeit habe. Darum muß ich auch die andern
sachen/ derer ich noch eine gute nothdurfft zuwege bringen
könte/ in dem winckel liegen lassen. Jmmittelst habe ich an
deren statt zwey lust-spiele beygefüget. Solten sie ange-
nehm seyn/ so würde ich veranlasset werden/ meine ernsthaf-
tige Comödien und Tragödien hervor zu geben: Alldieweil
solches ohne meine sonderbahre müh geschehen könte/
und ich kaum etliche stunden mit dem überlesen
verderben dürffte. Lebe wohl!

Die
zu viel jungfern die der Doctor-kobolt beſeſſen hat.
Mel. Jch halte mich auff/ ſie leben wohl!
Gil. Jch gebe dir das geleite. Doch zuvor recom-
mendire ich mich in dero affection.
Liſ. Und wir recommendiren uns in ſeine briefe/
darauff er ſeine lieder hat.
Fill. Ach ſie recommendiren ſich nicht dahin. Wer
weiß was er mit den briefen macht.
Liſ. Was denn irgend?
Fill. Zucker-teuten oder dinten-ſtoͤpffel.
Liſ. Er geh nur fort/ ſonſt faͤngt er an zu backen.
Fill. Nun Serviteur/ hinten ſehn ſie mich zu letzt.
Liſ. Und wenn er wieder koͤmmt ſo kehr er ſich um.
Roſ. Wenn er in eine pfuͤtze faͤllt/ ſo komm er zu
mir/ ſo will ich ihm aufhelffen.
Fill. Und wann ſie ihr bein vertritt/ ſo lauffe ſie mir
nach/ ich will es wieder einrichten. Doch noch einmahl
Serviteur/ die andern complimenten bleib ich ſchul-
dig.
Geehrter Leſer.

SO weit hatte ich meine geſpraͤche gebracht/ als ich mich
an einen ort begeben muſte/ da ich zu dergleichen ge-
dancken wenig zeit habe. Darum muß ich auch die andern
ſachen/ derer ich noch eine gute nothdurfft zuwege bringen
koͤnte/ in dem winckel liegen laſſen. Jmmittelſt habe ich an
deren ſtatt zwey luſt-ſpiele beygefuͤget. Solten ſie ange-
nehm ſeyn/ ſo wuͤrde ich veranlaſſet werden/ meine ernſthaf-
tige Comoͤdien und Tragoͤdien hervor zu geben: Alldieweil
ſolches ohne meine ſonderbahre muͤh geſchehen koͤnte/
und ich kaum etliche ſtunden mit dem uͤberleſen
verderben duͤrffte. Lebe wohl!

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp>
            <p><pb facs="#f0434" n="418"/>
zu viel jungfern die der Doctor-kobolt be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en hat.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Mel.</speaker>
            <p>Jch halte mich auff/ &#x017F;ie leben wohl!</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Gil.</speaker>
            <p>Jch gebe dir das geleite. <hi rendition="#fr">D</hi>och zuvor recom-<lb/>
mendire ich mich in dero affection.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Li&#x017F;.</speaker>
            <p>Und wir recommendiren uns in &#x017F;eine briefe/<lb/>
darauff er &#x017F;eine lieder hat.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Fill.</speaker>
            <p>Ach &#x017F;ie recommendiren &#x017F;ich nicht dahin. Wer<lb/>
weiß was er mit den briefen macht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Li&#x017F;.</speaker>
            <p>Was denn irgend?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Fill.</speaker>
            <p>Zucker-teuten oder dinten-&#x017F;to&#x0364;pffel.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Li&#x017F;.</speaker>
            <p>Er geh nur fort/ &#x017F;on&#x017F;t fa&#x0364;ngt er an zu backen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Fill.</speaker>
            <p>Nun Serviteur/ hinten &#x017F;ehn &#x017F;ie mich zu letzt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Li&#x017F;.</speaker>
            <p>Und wenn er wieder ko&#x0364;mmt &#x017F;o kehr er &#x017F;ich um.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Ro&#x017F;.</speaker>
            <p>Wenn er in eine pfu&#x0364;tze fa&#x0364;llt/ &#x017F;o komm er zu<lb/>
mir/ &#x017F;o will ich ihm aufhelffen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Fill.</speaker>
            <p>Und wann &#x017F;ie ihr bein vertritt/ &#x017F;o lauffe &#x017F;ie mir<lb/>
nach/ ich will es wieder einrichten. Doch noch einmahl<lb/>
Serviteur/ die andern complimenten bleib ich &#x017F;chul-<lb/>
dig.</p>
          </sp><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Geehrter Le&#x017F;er.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>O weit hatte ich meine ge&#x017F;pra&#x0364;che gebracht/ als ich mich<lb/>
an einen ort begeben mu&#x017F;te/ da ich zu dergleichen ge-<lb/>
dancken wenig zeit habe. Darum muß ich auch die andern<lb/>
&#x017F;achen/ derer ich noch eine gute nothdurfft zuwege bringen<lb/>
ko&#x0364;nte/ in dem winckel liegen la&#x017F;&#x017F;en. Jmmittel&#x017F;t habe ich an<lb/>
deren &#x017F;tatt zwey lu&#x017F;t-&#x017F;piele beygefu&#x0364;get. Solten &#x017F;ie ange-<lb/>
nehm &#x017F;eyn/ &#x017F;o wu&#x0364;rde ich veranla&#x017F;&#x017F;et werden/ meine ern&#x017F;thaf-<lb/>
tige Como&#x0364;dien und Trago&#x0364;dien hervor zu geben: Alldieweil<lb/><hi rendition="#c">&#x017F;olches ohne meine &#x017F;onderbahre mu&#x0364;h ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nte/<lb/>
und ich kaum etliche &#x017F;tunden mit dem u&#x0364;berle&#x017F;en<lb/>
verderben du&#x0364;rffte. Lebe wohl!</hi></p>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Die</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[418/0434] zu viel jungfern die der Doctor-kobolt beſeſſen hat. Mel. Jch halte mich auff/ ſie leben wohl! Gil. Jch gebe dir das geleite. Doch zuvor recom- mendire ich mich in dero affection. Liſ. Und wir recommendiren uns in ſeine briefe/ darauff er ſeine lieder hat. Fill. Ach ſie recommendiren ſich nicht dahin. Wer weiß was er mit den briefen macht. Liſ. Was denn irgend? Fill. Zucker-teuten oder dinten-ſtoͤpffel. Liſ. Er geh nur fort/ ſonſt faͤngt er an zu backen. Fill. Nun Serviteur/ hinten ſehn ſie mich zu letzt. Liſ. Und wenn er wieder koͤmmt ſo kehr er ſich um. Roſ. Wenn er in eine pfuͤtze faͤllt/ ſo komm er zu mir/ ſo will ich ihm aufhelffen. Fill. Und wann ſie ihr bein vertritt/ ſo lauffe ſie mir nach/ ich will es wieder einrichten. Doch noch einmahl Serviteur/ die andern complimenten bleib ich ſchul- dig. Geehrter Leſer. SO weit hatte ich meine geſpraͤche gebracht/ als ich mich an einen ort begeben muſte/ da ich zu dergleichen ge- dancken wenig zeit habe. Darum muß ich auch die andern ſachen/ derer ich noch eine gute nothdurfft zuwege bringen koͤnte/ in dem winckel liegen laſſen. Jmmittelſt habe ich an deren ſtatt zwey luſt-ſpiele beygefuͤget. Solten ſie ange- nehm ſeyn/ ſo wuͤrde ich veranlaſſet werden/ meine ernſthaf- tige Comoͤdien und Tragoͤdien hervor zu geben: Alldieweil ſolches ohne meine ſonderbahre muͤh geſchehen koͤnte/ und ich kaum etliche ſtunden mit dem uͤberleſen verderben duͤrffte. Lebe wohl! Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/434
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/434>, abgerufen am 16.06.2024.