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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Der beschützten Unschuld
funfzehen wochen eine jungfer-magd seyd.
Soph. Je du aschenbrödel/ ich habe ehrliche eltern
gehabt/ und daß ich vornehmen leuten auffwarte/ das
thu ich aus freyen willen.
Cäc. Ja es sind der sauren/ hatte der fuchs gesagt.
Soph. Wer bistu denn wol? ist dein vater nicht
mit den banditen darvon gelauffen.
Cäc. Dein vater ist gewiß einer von adel gewesen?
Soph. Allzeit ehrlicher als deiner.
Cäc. Wie theuer gibstu ein paar loth überleye ehr-
ligkeit?
Soph. Nicht näher.
Cäc. Du möchtest auff die messen ziehen/ da kriegt
eine reine jungfer vor ihre ehre 12 thaler.
Soph. O du Nickel/ siehstu mich vor eine solche an[?]
Cäc. O schweig stille/ oder ich sage was.
Soph. Was denn irgend? halt du nur das maul/
weistu dorte?
Cäc. Du/ weistu dorte/ pe/ a pa?
Soph. Und weistu/ em/ i mi?
(Poncinello kömmt gelauffen/ und rennet mit-
ten durch die Cammer-mödgen durch.)
Soph. Sieh da esel/ bistu auch da?
Ponc. Und ihr jungfern seyd ihr auch da/ was gab
es vor ein freundlich gespräch?
Soph. Wir gedachten an deine lieb.
Ponc. Drum juckte michs in der lincken fußsohle.
Soph. Warum in der lincken?
Ponc. Die kömmt vom hertzen.
Cäc. Nu jungfer Fickgen/ itzt gibt es die gelegen-
heit nicht/ heisst mich ein leichtfertig mensch/ wo ich dirs
nicht gedencke.
(geht ab.)
Soph
Der beſchuͤtzten Unſchuld
funfzehen wochen eine jungfer-magd ſeyd.
Soph. Je du aſchenbroͤdel/ ich habe ehrliche eltern
gehabt/ und daß ich vornehmen leuten auffwarte/ das
thu ich aus freyen willen.
Caͤc. Ja es ſind der ſauren/ hatte der fuchs geſagt.
Soph. Wer biſtu denn wol? iſt dein vater nicht
mit den banditen darvon gelauffen.
Caͤc. Dein vater iſt gewiß einer von adel geweſen?
Soph. Allzeit ehrlicher als deiner.
Caͤc. Wie theuer gibſtu ein paar loth uͤberleye ehr-
ligkeit?
Soph. Nicht naͤher.
Caͤc. Du moͤchteſt auff die meſſen ziehen/ da kriegt
eine reine jungfer vor ihre ehre 12 thaler.
Soph. O du Nickel/ ſiehſtu mich vor eine ſolche an[?]
Caͤc. O ſchweig ſtille/ oder ich ſage was.
Soph. Was denn irgend? halt du nur das maul/
weiſtu dorte?
Caͤc. Du/ weiſtu dorte/ pe/ a pa?
Soph. Und weiſtu/ em/ i mi?
(Poncinello koͤmmt gelauffen/ und rennet mit-
ten durch die Cammer-moͤdgen durch.)
Soph. Sieh da eſel/ biſtu auch da?
Ponc. Und ihr jungfern ſeyd ihr auch da/ was gab
es vor ein freundlich geſpraͤch?
Soph. Wir gedachten an deine lieb.
Ponc. Drum juckte michs in der lincken fußſohle.
Soph. Warum in der lincken?
Ponc. Die koͤmmt vom hertzen.
Caͤc. Nu jungfer Fickgen/ itzt gibt es die gelegen-
heit nicht/ heiſſt mich ein leichtfertig menſch/ wo ich dirs
nicht gedencke.
(geht ab.)
Soph
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[506/0522] Der beſchuͤtzten Unſchuld funfzehen wochen eine jungfer-magd ſeyd. Soph. Je du aſchenbroͤdel/ ich habe ehrliche eltern gehabt/ und daß ich vornehmen leuten auffwarte/ das thu ich aus freyen willen. Caͤc. Ja es ſind der ſauren/ hatte der fuchs geſagt. Soph. Wer biſtu denn wol? iſt dein vater nicht mit den banditen darvon gelauffen. Caͤc. Dein vater iſt gewiß einer von adel geweſen? Soph. Allzeit ehrlicher als deiner. Caͤc. Wie theuer gibſtu ein paar loth uͤberleye ehr- ligkeit? Soph. Nicht naͤher. Caͤc. Du moͤchteſt auff die meſſen ziehen/ da kriegt eine reine jungfer vor ihre ehre 12 thaler. Soph. O du Nickel/ ſiehſtu mich vor eine ſolche an? Caͤc. O ſchweig ſtille/ oder ich ſage was. Soph. Was denn irgend? halt du nur das maul/ weiſtu dorte? Caͤc. Du/ weiſtu dorte/ pe/ a pa? Soph. Und weiſtu/ em/ i mi? (Poncinello koͤmmt gelauffen/ und rennet mit- ten durch die Cammer-moͤdgen durch.) Soph. Sieh da eſel/ biſtu auch da? Ponc. Und ihr jungfern ſeyd ihr auch da/ was gab es vor ein freundlich geſpraͤch? Soph. Wir gedachten an deine lieb. Ponc. Drum juckte michs in der lincken fußſohle. Soph. Warum in der lincken? Ponc. Die koͤmmt vom hertzen. Caͤc. Nu jungfer Fickgen/ itzt gibt es die gelegen- heit nicht/ heiſſt mich ein leichtfertig menſch/ wo ich dirs nicht gedencke. (geht ab.) Soph

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/522>, abgerufen am 01.06.2024.