Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Andere Handlung. Dieg. Nun grossen danck vor die gute vorsorge/ ich wil nun sehn wo ich fortkomme. Ponc. Es ist dir auch zurathen (Diego geht ab.) du alter dieb geh nun in deinen vermutzten barte/ so ni- stelt kein krebs drein. Das hertze zittert mir/ wenn ich daran dencke/ was vor ein unglück daraus hätte entste- hen können: Halt/ kommt noch ein schelm/ so wil ich ihn besser in acht nehmen. Wenn es Signor Borgia wüste/ er zöge mir sechs ducaten am wochenlohn ab. Doch ich bin sehr gelauffen/ hier ist gleich ein wirths- haus/ da werde ich dem barte ein grabelied singen. (Geht ab.) Soph. Jch kan mich in die händel nicht schicken. Flavio wil einen boten von Turin gesehen haben; und gleichwol sehen wir keine brieffe. Poncinello ist dem boten nachgelauffen/ und das bleyerne vögelgen kömmt nicht wieder: Es geht possierlich untereinander. Und niemand begegnet mir/ den ich fragen könte. (Cäcilie kömmt) Doch sieh da/ Cäcilie kan mich berichten/ höret doch/ habt ihr nicht den Poncinello gesehn? Cäc. Was geht mich Poncinello an? Soph. Er ist den weg hingegangen/ ist er euch nicht begegnet? Cäc. Was gehey ich mich um den narren? da henckt er mir auff dem rücken. Soph. Die jungfer ist trefflich spitzfindig. Cäc. So lasset mich ein ander mahl gehn. Soph. Jhr gutes mensch/ ihr dürffet euch die helff- te so viel nicht einbilden. Cäc. Botz tausend/ ihr seyd gewiß die bestalte rich- terin über die einbildung: Es thut euch kärre/ daß ihr funff- J i 5
Andere Handlung. Dieg. Nun groſſen danck vor die gute vorſorge/ ich wil nun ſehn wo ich fortkomme. Ponc. Es iſt dir auch zurathen (Diego geht ab.) du alter dieb geh nun in deinen vermutzten barte/ ſo ni- ſtelt kein krebs drein. Das hertze zittert mir/ wenn ich daran dencke/ was vor ein ungluͤck daraus haͤtte entſte- hen koͤnnen: Halt/ kommt noch ein ſchelm/ ſo wil ich ihn beſſer in acht nehmen. Wenn es Signor Borgia wuͤſte/ er zoͤge mir ſechs ducaten am wochenlohn ab. Doch ich bin ſehr gelauffen/ hier iſt gleich ein wirths- haus/ da werde ich dem barte ein grabelied ſingen. (Geht ab.) Soph. Jch kan mich in die haͤndel nicht ſchicken. Flavio wil einen boten von Turin geſehen haben; und gleichwol ſehen wir keine brieffe. Poncinello iſt dem boten nachgelauffen/ und das bleyerne voͤgelgen koͤm̃t nicht wieder: Es geht poſſierlich untereinander. Und niemand begegnet mir/ den ich fragen koͤnte. (Caͤcilie koͤmmt) Doch ſieh da/ Caͤcilie kan mich berichten/ hoͤret doch/ habt ihr nicht den Poncinello geſehn? Caͤc. Was geht mich Poncinello an? Soph. Er iſt den weg hingegangẽ/ iſt er euch nicht begegnet? Caͤc. Was gehey ich mich um den naꝛren? da henckt er mir auff dem ruͤcken. Soph. Die jungfer iſt trefflich ſpitzfindig. Caͤc. So laſſet mich ein ander mahl gehn. Soph. Jhr gutes menſch/ ihr duͤrffet euch die helff- te ſo viel nicht einbilden. Caͤc. Botz tauſend/ ihr ſeyd gewiß die beſtalte rich- terin uͤber die einbildung: Es thut euch kaͤrꝛe/ daß ihr funff- J i 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0521" n="505"/> <fw place="top" type="header">Andere Handlung.</fw><lb/> <sp> <speaker>Dieg.</speaker> <p>Nun groſſen danck vor die gute vorſorge/ ich<lb/> wil nun ſehn wo ich fortkomme.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Ponc.</speaker> <p>Es iſt dir auch zurathen</p> <stage>(Diego geht ab.)</stage><lb/> <p>du alter dieb geh nun in deinen vermutzten barte/ ſo ni-<lb/> ſtelt kein krebs drein. Das hertze zittert mir/ wenn ich<lb/> daran dencke/ was vor ein ungluͤck daraus haͤtte entſte-<lb/> hen koͤnnen: Halt/ kommt noch ein ſchelm/ ſo wil ich<lb/> ihn beſſer in acht nehmen. Wenn es Signor Borgia<lb/> wuͤſte/ er zoͤge mir ſechs ducaten am wochenlohn ab.<lb/> Doch ich bin ſehr gelauffen/ hier iſt gleich ein wirths-<lb/> haus/ da werde ich dem barte ein grabelied ſingen.</p> </sp><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Geht ab.)</hi> </stage><lb/> <sp> <speaker>Soph.</speaker> <p>Jch kan mich in die haͤndel nicht ſchicken.<lb/> Flavio wil einen boten von Turin geſehen haben; und<lb/> gleichwol ſehen wir keine brieffe. Poncinello iſt dem<lb/> boten nachgelauffen/ und das bleyerne voͤgelgen koͤm̃t<lb/> nicht wieder: Es geht poſſierlich untereinander. Und<lb/> niemand begegnet mir/ den ich fragen koͤnte.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Caͤcilie koͤmmt)</hi> </stage><lb/> <p>Doch ſieh da/ Caͤcilie kan mich berichten/ hoͤret doch/<lb/> habt ihr nicht den Poncinello geſehn?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Caͤc.</speaker> <p>Was geht mich Poncinello an?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Soph.</speaker> <p>Er iſt den weg hingegangẽ/ iſt er euch nicht<lb/> begegnet?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Caͤc.</speaker> <p>Was gehey ich mich um den naꝛren? da henckt<lb/> er mir auff dem ruͤcken.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Soph.</speaker> <p>Die jungfer iſt trefflich ſpitzfindig.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Caͤc.</speaker> <p>So laſſet mich ein ander mahl gehn.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Soph.</speaker> <p>Jhr gutes menſch/ ihr duͤrffet euch die helff-<lb/> te ſo viel nicht einbilden.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Caͤc.</speaker> <p>Botz tauſend/ ihr ſeyd gewiß die beſtalte rich-<lb/> terin uͤber die einbildung: Es thut euch kaͤrꝛe/ daß ihr<lb/> <fw place="bottom" type="sig">J i 5</fw><fw place="bottom" type="catch">funff-</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [505/0521]
Andere Handlung.
Dieg. Nun groſſen danck vor die gute vorſorge/ ich
wil nun ſehn wo ich fortkomme.
Ponc. Es iſt dir auch zurathen (Diego geht ab.)
du alter dieb geh nun in deinen vermutzten barte/ ſo ni-
ſtelt kein krebs drein. Das hertze zittert mir/ wenn ich
daran dencke/ was vor ein ungluͤck daraus haͤtte entſte-
hen koͤnnen: Halt/ kommt noch ein ſchelm/ ſo wil ich
ihn beſſer in acht nehmen. Wenn es Signor Borgia
wuͤſte/ er zoͤge mir ſechs ducaten am wochenlohn ab.
Doch ich bin ſehr gelauffen/ hier iſt gleich ein wirths-
haus/ da werde ich dem barte ein grabelied ſingen.
(Geht ab.)
Soph. Jch kan mich in die haͤndel nicht ſchicken.
Flavio wil einen boten von Turin geſehen haben; und
gleichwol ſehen wir keine brieffe. Poncinello iſt dem
boten nachgelauffen/ und das bleyerne voͤgelgen koͤm̃t
nicht wieder: Es geht poſſierlich untereinander. Und
niemand begegnet mir/ den ich fragen koͤnte.
(Caͤcilie koͤmmt)
Doch ſieh da/ Caͤcilie kan mich berichten/ hoͤret doch/
habt ihr nicht den Poncinello geſehn?
Caͤc. Was geht mich Poncinello an?
Soph. Er iſt den weg hingegangẽ/ iſt er euch nicht
begegnet?
Caͤc. Was gehey ich mich um den naꝛren? da henckt
er mir auff dem ruͤcken.
Soph. Die jungfer iſt trefflich ſpitzfindig.
Caͤc. So laſſet mich ein ander mahl gehn.
Soph. Jhr gutes menſch/ ihr duͤrffet euch die helff-
te ſo viel nicht einbilden.
Caͤc. Botz tauſend/ ihr ſeyd gewiß die beſtalte rich-
terin uͤber die einbildung: Es thut euch kaͤrꝛe/ daß ihr
funff-
J i 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/521 |
Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/521>, abgerufen am 23.06.2024. |