Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Der beschützten Unschuld Flav. Nein/ frage vor nach/ ob er sich irgend mit einer liebsten eingelassen/ ob er andere herren-dienste angenommen. Fil. Wenn es aber also geschehen wäre? Flav. So komm zurück/ und bringe mir den brieff wieder. Fil. Unterdessen lebe mein Herr wohl. Flav. Und du reise gesund/ Jch binde dirs auff die seele/ wirstu was versehn/ es soll von dir gefodert werden. (Sie gehen ab.) Ponc. Das wäre bald versehn worden/ beym sanct Velten/ wo der kerl fortreitet/ so kommen meine stück- gen an den tag/ und ich gerathe an den galgen/ gleich zu der zeit/ da ich gantz nicht darzu geschickt bin. Jch muß hören/ ob Herr Borgia was zu rathen weiß. Er hat mich hineingeführt/ er mag mich bey ehren erhal- ten. (geht ab.) Dritte Handlung. Borgia Bastardo. Borg. Jst es verrichtet? Bast. Was mir anvertrauet wird/ das ist so viel als geschehn. Borg. War es auch der rechte? Bast. Es war des Flavio diener Filippo. Jch kenne ihn wol. Borg. Gieng es leicht ab? Bast. O ja/ ich rennete ihm nach/ und leistete ihm gesellschaft/ biß drey meylen von hiher/ da forschete ich wo er hin wolte. Doch war der vogel gewandt/ und nannte mir eine andere strasse. Allein ich passete auf der
Der beſchuͤtzten Unſchuld Flav. Nein/ frage vor nach/ ob er ſich irgend mit einer liebſten eingelaſſen/ ob er andere herren-dienſte angenommen. Fil. Wenn es aber alſo geſchehen waͤre? Flav. So komm zuruͤck/ und bringe mir den brieff wieder. Fil. Unterdeſſen lebe mein Herꝛ wohl. Flav. Und du reiſe geſund/ Jch binde dirs auff die ſeele/ wirſtu was verſehn/ es ſoll von dir gefodert werden. (Sie gehen ab.) Ponc. Das waͤre bald verſehn worden/ beym ſanct Velten/ wo der kerl fortreitet/ ſo kommen meine ſtuͤck- gen an den tag/ und ich gerathe an den galgen/ gleich zu der zeit/ da ich gantz nicht darzu geſchickt bin. Jch muß hoͤren/ ob Herꝛ Borgia was zu rathen weiß. Er hat mich hineingefuͤhrt/ er mag mich bey ehren erhal- ten. (geht ab.) Dritte Handlung. Borgia Baſtardo. Borg. Jſt es verꝛichtet? Baſt. Was mir anvertrauet wird/ das iſt ſo viel als geſchehn. Borg. War es auch der rechte? Baſt. Es war des Flavio diener Filippo. Jch kenne ihn wol. Borg. Gieng es leicht ab? Baſt. O ja/ ich rennete ihm nach/ und leiſtete ihm geſellſchaft/ biß drey meylen von hiher/ da forſchete ich wo er hin wolte. Doch war der vogel gewandt/ und nannte mir eine andere ſtraſſe. Allein ich paſſete auf der
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Der beſchuͤtzten Unſchuld
Flav. Nein/ frage vor nach/ ob er ſich irgend mit
einer liebſten eingelaſſen/ ob er andere herren-dienſte
angenommen.
Fil. Wenn es aber alſo geſchehen waͤre?
Flav. So komm zuruͤck/ und bringe mir den brieff
wieder.
Fil. Unterdeſſen lebe mein Herꝛ wohl.
Flav. Und du reiſe geſund/ Jch binde dirs auff
die ſeele/ wirſtu was verſehn/ es ſoll von dir gefodert
werden.
(Sie gehen ab.)
Ponc. Das waͤre bald verſehn worden/ beym ſanct
Velten/ wo der kerl fortreitet/ ſo kommen meine ſtuͤck-
gen an den tag/ und ich gerathe an den galgen/ gleich
zu der zeit/ da ich gantz nicht darzu geſchickt bin. Jch
muß hoͤren/ ob Herꝛ Borgia was zu rathen weiß. Er
hat mich hineingefuͤhrt/ er mag mich bey ehren erhal-
ten. (geht ab.)
Dritte Handlung.
Borgia Baſtardo.
Borg. Jſt es verꝛichtet?
Baſt. Was mir anvertrauet wird/ das iſt ſo viel
als geſchehn.
Borg. War es auch der rechte?
Baſt. Es war des Flavio diener Filippo. Jch
kenne ihn wol.
Borg. Gieng es leicht ab?
Baſt. O ja/ ich rennete ihm nach/ und leiſtete ihm
geſellſchaft/ biß drey meylen von hiher/ da forſchete ich
wo er hin wolte. Doch war der vogel gewandt/ und
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