Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünffte Handlung.
wie höflich er mir im walde begegnete/ und ich weiß
nicht/ was mir mein gemüthe zuvor saget.

(Poncinello kömmt wieder.)
Höre Poncinello/ wo hastu das papier genommen.
Ponc. Das papier? Ach! ich kan nicht lesen/ ich
weiß nicht/ wo ichs krigt habe.
Flav. Du vogel/ es heist nicht so/ sage wo es her-
kömmt/ oder ich wil eine andere sprache mit dir zu re-
den anfangen.
Ponc. Lasset mich doch darnach sehn/ ob ich mich
besinnen kan.
Flav. Schelm suche keine vergebene ausflucht.
Ponc. Jch trage des papiers so viel bey mir/ daß
ich eines vor dem anderu nicht gar wol erkenne.
Flav. Worzu brauchstu das papier?
Ponc. Herr zu schnuptüchern.
Flav. Du garstiger vogel. Doch wo pflegstu den
zeug zum schnuptüchern her zu bekommen.
Ponc. Wo ich was kriegen kan/ da greiffe ich zu.
Es kan wol seyn daß ichs hier im hause aufgelesen
habe.
Flav. (Hohlet den prügcl) Nein nein/ in mei-
nem hause hastu es nicht gefunden/ wilstu es nicht sa-
gen/ so wil ich dich prügeln/ daß dir das fleisch von den
knochen abfallen sol.
Ponc. Herr ihr mögt zwar thun was ihr nicht las-
sen könt/ ich kan es doch nicht sagen: Ohn daß ich muth-
masse/ es wird dasselbe zettelchen seyn/ das ich neulich
auf der gasse vor der cantzley fand.
Flav. War es so zerrissen?
Ponc. Es kan seyn daß ich was davon gebraucht
habe. Denn ich kans nicht lesen.
Flav.
M m 3
Fuͤnffte Handlung.
wie hoͤflich er mir im walde begegnete/ und ich weiß
nicht/ was mir mein gemuͤthe zuvor ſaget.

(Poncinello koͤmmt wieder.)
Hoͤre Poncinello/ wo haſtu das papier genommen.
Ponc. Das papier? Ach! ich kan nicht leſen/ ich
weiß nicht/ wo ichs krigt habe.
Flav. Du vogel/ es heiſt nicht ſo/ ſage wo es her-
koͤmmt/ oder ich wil eine andere ſprache mit dir zu re-
den anfangen.
Ponc. Laſſet mich doch darnach ſehn/ ob ich mich
beſinnen kan.
Flav. Schelm ſuche keine vergebene ausflucht.
Ponc. Jch trage des papiers ſo viel bey mir/ daß
ich eines vor dem anderu nicht gar wol erkenne.
Flav. Worzu brauchſtu das papier?
Ponc. Herr zu ſchnuptuͤchern.
Flav. Du garſtiger vogel. Doch wo pflegſtu den
zeug zum ſchnuptuͤchern her zu bekommen.
Ponc. Wo ich was kriegen kan/ da greiffe ich zu.
Es kan wol ſeyn daß ichs hier im hauſe aufgeleſen
habe.
Flav. (Hohlet den pruͤgcl) Nein nein/ in mei-
nem hauſe haſtu es nicht gefunden/ wilſtu es nicht ſa-
gen/ ſo wil ich dich pruͤgeln/ daß dir das fleiſch von den
knochen abfallen ſol.
Ponc. Heꝛr ihr moͤgt zwar thun was ihr nicht laſ-
ſen koͤnt/ ich kan es doch nicht ſagẽ: Ohn daß ich muth-
maſſe/ es wird daſſelbe zettelchen ſeyn/ das ich neulich
auf der gaſſe vor der cantzley fand.
Flav. War es ſo zerꝛiſſen?
Ponc. Es kan ſeyn daß ich was davon gebraucht
habe. Denn ich kans nicht leſen.
Flav.
M m 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp>
            <p><pb facs="#f0565" n="549"/><fw place="top" type="header">Fu&#x0364;nffte Handlung.</fw><lb/>
wie ho&#x0364;flich er mir im walde begegnete/ und ich weiß<lb/>
nicht/ was mir mein gemu&#x0364;the zuvor &#x017F;aget.</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">(Poncinello ko&#x0364;mmt wieder.)</hi> </stage><lb/>
            <p>Ho&#x0364;re Poncinello/ wo ha&#x017F;tu das papier genommen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Ponc.</speaker>
            <p>Das papier? Ach! ich kan nicht le&#x017F;en/ ich<lb/>
weiß nicht/ wo ichs krigt habe.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Flav.</speaker>
            <p>Du vogel/ es hei&#x017F;t nicht &#x017F;o/ &#x017F;age wo es her-<lb/>
ko&#x0364;mmt/ oder ich wil eine andere &#x017F;prache mit dir zu re-<lb/>
den anfangen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Ponc.</speaker>
            <p>La&#x017F;&#x017F;et mich doch darnach &#x017F;ehn/ ob ich mich<lb/>
be&#x017F;innen kan.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Flav.</speaker>
            <p>Schelm &#x017F;uche keine vergebene ausflucht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Ponc.</speaker>
            <p>Jch trage des papiers &#x017F;o viel bey mir/ daß<lb/>
ich eines vor dem anderu nicht gar wol erkenne.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Flav.</speaker>
            <p>Worzu brauch&#x017F;tu das papier?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Ponc.</speaker>
            <p>Herr zu &#x017F;chnuptu&#x0364;chern.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Flav.</speaker>
            <p>Du gar&#x017F;tiger vogel. Doch wo pfleg&#x017F;tu den<lb/>
zeug zum &#x017F;chnuptu&#x0364;chern her zu bekommen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Ponc.</speaker>
            <p>Wo ich was kriegen kan/ da greiffe ich zu.<lb/>
Es kan wol &#x017F;eyn daß ichs hier im hau&#x017F;e aufgele&#x017F;en<lb/>
habe.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Flav.</speaker>
            <stage>(Hohlet den pru&#x0364;gcl)</stage>
            <p>Nein nein/ in mei-<lb/>
nem hau&#x017F;e ha&#x017F;tu es nicht gefunden/ wil&#x017F;tu es nicht &#x017F;a-<lb/>
gen/ &#x017F;o wil ich dich pru&#x0364;geln/ daß dir das flei&#x017F;ch von den<lb/>
knochen abfallen &#x017F;ol.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Ponc.</speaker>
            <p>He&#xA75B;r ihr mo&#x0364;gt zwar thun was ihr nicht la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en ko&#x0364;nt/ ich kan es doch nicht &#x017F;age&#x0303;: Ohn daß ich muth-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;e/ es wird da&#x017F;&#x017F;elbe zettelchen &#x017F;eyn/ das ich neulich<lb/>
auf der ga&#x017F;&#x017F;e vor der cantzley fand.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Flav.</speaker>
            <p>War es &#x017F;o zer&#xA75B;i&#x017F;&#x017F;en?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Ponc.</speaker>
            <p>Es kan &#x017F;eyn daß ich was davon gebraucht<lb/>
habe. Denn ich kans nicht le&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">M m 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Flav.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[549/0565] Fuͤnffte Handlung. wie hoͤflich er mir im walde begegnete/ und ich weiß nicht/ was mir mein gemuͤthe zuvor ſaget. (Poncinello koͤmmt wieder.) Hoͤre Poncinello/ wo haſtu das papier genommen. Ponc. Das papier? Ach! ich kan nicht leſen/ ich weiß nicht/ wo ichs krigt habe. Flav. Du vogel/ es heiſt nicht ſo/ ſage wo es her- koͤmmt/ oder ich wil eine andere ſprache mit dir zu re- den anfangen. Ponc. Laſſet mich doch darnach ſehn/ ob ich mich beſinnen kan. Flav. Schelm ſuche keine vergebene ausflucht. Ponc. Jch trage des papiers ſo viel bey mir/ daß ich eines vor dem anderu nicht gar wol erkenne. Flav. Worzu brauchſtu das papier? Ponc. Herr zu ſchnuptuͤchern. Flav. Du garſtiger vogel. Doch wo pflegſtu den zeug zum ſchnuptuͤchern her zu bekommen. Ponc. Wo ich was kriegen kan/ da greiffe ich zu. Es kan wol ſeyn daß ichs hier im hauſe aufgeleſen habe. Flav. (Hohlet den pruͤgcl) Nein nein/ in mei- nem hauſe haſtu es nicht gefunden/ wilſtu es nicht ſa- gen/ ſo wil ich dich pruͤgeln/ daß dir das fleiſch von den knochen abfallen ſol. Ponc. Heꝛr ihr moͤgt zwar thun was ihr nicht laſ- ſen koͤnt/ ich kan es doch nicht ſagẽ: Ohn daß ich muth- maſſe/ es wird daſſelbe zettelchen ſeyn/ das ich neulich auf der gaſſe vor der cantzley fand. Flav. War es ſo zerꝛiſſen? Ponc. Es kan ſeyn daß ich was davon gebraucht habe. Denn ich kans nicht leſen. Flav. M m 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/565
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/565>, abgerufen am 16.06.2024.