Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Des Lust-Spiels die stumme und vergängliche dorff-lust dem jenigen/der die wunderschöne Mercurie vergebens lieben muß; ach gesegnet sey der alte Commodus/ dessen gute Re- commendation mir ohn allen zweiffel diesen zutritt ge- macht hat. Doch wer kömmt hier? (Asinus trit auff.) Asm. Hierumb soll sie wohnen/ wenn ich nur je- mand wüste/ der mich zu rechte weisen wolte. Phil. Junger geselle wo hinauß? Asm. Lieber herr da suche ich das hauß da die frem- de jungfer wohnt. Phil. Was habt ihr da zu bestellen? Asm. Jch soll ihr einen brieff geben. Phil. Wo kommt er her? Asm. Jch darffs nicht wohl sagen: Es war ein vor- nehmer herr/ der befahl mirs gar zu hoch. Phil. Der gute mensch wird sich vergebens anmel- den/ doch junger gesell laß mich den brieff sehn. Asm. Jch gebe den brieff keiner lebendigen seele/ als der jungfer. Phil. Jch wil aber wissen/ wo der brieff herkömmt. (er nimmt ihn mit gewalt) halt nun wil ich diese heimligkeit verrathen/ die überschrifft ist possierlich. (Er lieset ihn) Mein tausend schönen hertzens-scha- tze/ derer gedächtnis mir süsser ist als überzogene hind- leufft/ kräfftiger als zimmt-mandeln/ lieblicher/ als eingemachte citron-schalen/ standhafftiger als ein dat- tel-kern/ werde dieses unwürdige papier zu dero wol- len-weichen alabastern-händen übergeben Cito Cito Cito. Der liebhaber hat seinen cantzeley stilum von jener Schwedischen frau gelernet/ die machte ein solch über- schrifft: Meinem lieben mann zu erfragen in Deutsch- land/
Des Luſt-Spiels die ſtumme und vergaͤngliche dorff-luſt dem jenigen/der die wunderſchoͤne Mercurie veꝛgebens lieben muß; ach geſegnet ſey der alte Commodus/ deſſen gute Re- commendation mir ohn allen zweiffel dieſen zutritt ge- macht hat. Doch wer koͤmmt hier? (Aſinus trit auff.) Aſm. Hierumb ſoll ſie wohnen/ wenn ich nur je- mand wuͤſte/ der mich zu rechte weiſen wolte. Phil. Junger geſelle wo hinauß? Aſm. Lieber herꝛ da ſuche ich das hauß da die frem- de jungfer wohnt. Phil. Was habt ihr da zu beſtellen? Aſm. Jch ſoll ihr einen brieff geben. Phil. Wo kommt er her? Aſm. Jch daꝛffs nicht wohl ſagen: Es war ein vor- nehmer herr/ der befahl mirs gar zu hoch. Phil. Der gute menſch wird ſich vergebens anmel- den/ doch junger geſell laß mich den brieff ſehn. Aſm. Jch gebe den brieff keiner lebendigen ſeele/ als der jungfer. Phil. Jch wil aber wiſſen/ wo der brieff herkoͤmmt. (er nimmt ihn mit gewalt) halt nun wil ich dieſe heimligkeit verrathen/ die uͤberſchrifft iſt poſſierlich. (Er lieſet ihn) Mein tauſend ſchoͤnen hertzens-ſcha- tze/ derer gedaͤchtnis mir ſuͤſſer iſt als uͤberzogene hind- leufft/ kraͤfftiger als zimmt-mandeln/ lieblicher/ als eingemachte citron-ſchalen/ ſtandhafftiger als ein dat- tel-kern/ werde dieſes unwuͤrdige papier zu dero wol- len-weichen alabaſtern-haͤnden uͤbergebẽ Cito Cito Cito. Der liebhaber hat ſeinen cantzeley ſtilum von jener Schwediſchen frau gelernet/ die machte ein ſolch uͤber- ſchrifft: Meinem lieben mann zu eꝛfragen in Deutſch- land/
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Des Luſt-Spiels
die ſtumme und vergaͤngliche dorff-luſt dem jenigen/
der die wunderſchoͤne Mercurie veꝛgebens lieben muß;
ach geſegnet ſey der alte Commodus/ deſſen gute Re-
commendation mir ohn allen zweiffel dieſen zutritt ge-
macht hat. Doch wer koͤmmt hier?
(Aſinus trit auff.)
Aſm. Hierumb ſoll ſie wohnen/ wenn ich nur je-
mand wuͤſte/ der mich zu rechte weiſen wolte.
Phil. Junger geſelle wo hinauß?
Aſm. Lieber herꝛ da ſuche ich das hauß da die frem-
de jungfer wohnt.
Phil. Was habt ihr da zu beſtellen?
Aſm. Jch ſoll ihr einen brieff geben.
Phil. Wo kommt er her?
Aſm. Jch daꝛffs nicht wohl ſagen: Es war ein vor-
nehmer herr/ der befahl mirs gar zu hoch.
Phil. Der gute menſch wird ſich vergebens anmel-
den/ doch junger geſell laß mich den brieff ſehn.
Aſm. Jch gebe den brieff keiner lebendigen ſeele/
als der jungfer.
Phil. Jch wil aber wiſſen/ wo der brieff herkoͤmmt.
(er nimmt ihn mit gewalt) halt nun wil ich dieſe
heimligkeit verrathen/ die uͤberſchrifft iſt poſſierlich.
(Er lieſet ihn) Mein tauſend ſchoͤnen hertzens-ſcha-
tze/ derer gedaͤchtnis mir ſuͤſſer iſt als uͤberzogene hind-
leufft/ kraͤfftiger als zimmt-mandeln/ lieblicher/ als
eingemachte citron-ſchalen/ ſtandhafftiger als ein dat-
tel-kern/ werde dieſes unwuͤrdige papier zu dero wol-
len-weichen alabaſtern-haͤnden uͤbergebẽ Cito Cito Cito.
Der liebhaber hat ſeinen cantzeley ſtilum von jener
Schwediſchen frau gelernet/ die machte ein ſolch uͤber-
ſchrifft: Meinem lieben mann zu eꝛfragen in Deutſch-
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 634. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/650>, abgerufen am 24.06.2024. |